Sprechstunde

über alles was uns krank macht

Archive for März 2017

Wir Österreicher bremsen für Medikamente

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Grad haben wir (scheinbar) die Bremsen für CT und MR in unserem Gesundheitssystem gelockert (Der scheinbare Sieg: Verkürzte Wartezeiten in der Radiologie), erfindet der Nationalrat die Medikamentenbremse, also dass Medikamente nur mehr in den Erstattungskodex der Kassen aufgenommen werden, wenn auf ihrem Preiszetterl der EU-Durchschnittspreis steht.

Verlässlich bricht der Shitstorm zwischen dem Hoch der Freien Marktwirtschaft und dem Tief der unbezahlbaren Lebensverlängerung aus und führt zwanghaft zu den angeblich so hohen, andererseits wieder anteilsmäßig so geringen Medikamentenkosten.
Ein Blick auf http://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/gesundheit/gesundheitsausgaben/019701.html würde für die Vergangenheit beide (!) Positionen etwas relativieren, wobei es einem hier ähnlich wie in der Debatte der Klimaerwärmung geht,
Bezugszeitpunkt und Standpunkt bedingen die Empfindung:
Was bisher geschah war noch nicht so fürchterlich, extrapoliere ich einen gerade absehbaren Trend, wird es heiß.
Bin ich Eisverkäufer, sehe ich da aber wieder kurzfristige Vorteile.

Der Anteil der Medikamente an den Gesamtkosten der Gesundheitsversorgung ist wenig überraschen relativ gering, denn trotz der Debatte über Großgeräte und Wunderdrogen ist das Gesundheitssystem i.e.L. ein Dienstleistungsgewerbe, bei dem Menschen Zeit für andere Menschen aufwenden, die nicht so einfach wegzurationalisieren ist, und Löhne (inkl. Lohnnebenkosten) verhalten sich anders als der Preis des Flachbildschirms von gestern!
Für diejenigen Player, allen voran die Krankenkassen, die traditionell gerade diesen Teil der Gesundheitsversorgung chronisch unterbezahlen (Warum die Kosten der Medizin immer der Inflationsrate vorauslaufen werden), stellen die Medikamentenkosten einen relativ hohen Anteil in ihrem Gesamtbudget dar, und diese wurden von der Politik nun scheinbar gerettet.

Trotzdem kann nicht abgeleugnet werden, dass neue Medikamente für „Volkserkrankungen“  gegen das Fortschreiten der Makuladegeneration (des Auges), der Multiple Skelerose, Rheumatischer Erkrankungen, der viralen Leberentzündung und vor allem bösartiger Erkrankungen, auf allen Gebieten, inzwischen ganz astronomisch viel kosten.
Zum Missverhältnis zwischen erzielbarem Einkommen und Therapiekosten habe ich hier übrigens schon 2013 etwas gebloggt:
Was sagt uns Diskrepanz zwischen erzielbarem Einkommen und Therapiekosten?

Die ganzen Bremsmanöver bleiben aber weitgehend sinnentleert, solange wir die Finanzierung des Gesundheitssystems nicht ganzheitlich sehen, d.h.
die Finanzierung aus einer Hand durchsetzen!

Da könnte wir etwas vom – aus anderen Gründen zu Recht geschmähten – Britischen Gesundheitssystem (NHS) lernen!

Und verfolgt man die PV-Debatte schwebt ja manchen österreichischen Politikern auch so etwas vor, ohne aber etwas an den zersplitterten Finanzierungsströmen ändern zu wollen.
Das NHS kennt keine Krankenversicherung, sondern wird ausschließlich von der Regierung im Zuge der Budgetzuteilung ausfinanziert.
Vereinfacht heißt das,
dass jede neue medizinische Leistung innerhalb der Gesundheitsversorgung zu einer Reduktion einer anderen Leistung führen muss!
Klingt auf den ersten Blick einmal grauenhaft und nach: Keine Hüftprothese für die Großmutter!
Was auf den zweiten Blick natürlich auch stimmt, nur zwingt es zu einer fairen Diskussion:
Auch wenn in der Finanzwirtschaft so getan wird, als würde der Energieerhaltungssatz der Naturwissenschaften außer Kraft gesetzt worden sein, kann ein Pfund (oder Euro) natürlich immer nur einmal ausgegeben werden!
Auch wer bei teuren Pharma-Innovationen nur die Vorteile sieht („drei Monate Lebensverlängerung“) kann sich in unserem, unübersichtlichen Finanzierungssystem leicht darum herumschwindeln, dass diese drei Monate (ohne Erhöhung der Gesamtmittel) irgendjemanden eine Leistung wegnehmen werden.

Das NICE geht seit 2004 davon aus, dass für den Gewinn eines zusätzlichen Lebensjahr in voller Gesundheit (QUALY) innerhalb des NHS eine Investition von 20.000 – 30.000 Pfund adäquat wäre. In einer lesenswerten Analyse  zeigte eine Arbeit aus der Universität York an Hand der wirklichen Ausgaben, dass der Durchschnittspreis für eine QUALY bei £12,936 lag, was aber auch schon ein schönes Sümmchen ist!

Der Punkt (Opportunitätskosten) ist aber, dass ein solcher, von vielen vielleicht als menschenverachtend aufgefasster Zugang das Bewusstsein dafür schärft, dass wir auch im Gesundheitssystem immer vor der Frage eines Entweder-Oder stehen und uns nicht mit einem Sowohl-als-auch aus der Affäre ziehen können.
Das per Gesetz „Verbilligen“ teurer Medikamente ist ein Placebo, die uns letztendlich nicht ersparen werden uns zu entscheiden, ob wir das Überleben des metastasierten Prostatakarzinoms durch die seit vielen Jahren fehlende Inflationsanpasssung der Erstattungssätze für den Mutter-Kind-Pass gegenfinanzieren wollen!

Da sind die Brexiter schon weiter …..

 

 

Written by medicus58

31. März 2017 at 18:01

Der scheinbare Sieg: Verkürzte Wartezeiten in der Radiologie

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Wartezeiten auf radiologische Schnittbildverfahren hat uns hier seit 2013 beschäftigt:

Das Gute im CT/MR Tarifstreit
Krebs oder die chronische Heilung
Wir, vom Wienerberg, sind die Guten: Bemerkungen zu einer Verarschung  

Heute jublen wir über eine Lösung: ab 2018 (!!) MRT-Termin in spätestens 20, CT-Termin in spätestens 10 Arbeitstagen

Natürlich ist es für die Versicherten unzumutbar, eine von ihrem behandelnden Arzt ausgestellte Zuweisung in Händen zu haben, aber dann wochenlang auf einen Untersuchungstermin warten zu müssen, weil die von den Krankenkassen ausgemachten und budgetierten Kontingente für das laufende Monat schon erschöpft sind!
Es ist auch aus Sicht eines Schilddrüsenpatienten unzumutbar, nachdem als Nebenbefund einer Ultraschalluntersuchung der Halsgefäße ein Schilddrüsenknoten festgestellt wurde, augenblicklich in Wien bis zu einem Jahr auf eine fachärztliche Untersuchung warten zu müssen, auch wenn das (unter bestimmten Voraussetzungen, die nur der Spezialist einschätzen kann) für die Gesundheit der meisten dieser Patienten ohnehin kein Risiko darstellt.

Es ist vom Patienten, aber oft auch von seinem Hausarzt, nicht zu verlangen, zu erkennen, dass so manche Diagnostik vielleicht gar nicht so dringlich oder manchmal auch völlig sinnlos ist.

Gerade bei einer der am meisten verordneten Zuweisung zur Magnetresonanz, dem „Knie-MR“ existiert eine Fülle von wissenschaftlicher Literatur (EBm, HTA, …), die deren Sinnhaftigkeit hinterfragt:
2015 Is Knee Magnetic Resonance Imaging Overutilized in Current Practice?

Gleiches gilt für radiologische Untersuchungen von Rückenbeschwerden und sogar, was noch die wenigsten realisieren, für die Nachsorge von Krebspatienten.

Immer Untersuchungen an Krebspatienten finden inzwischen nicht mehr im Rahmen der initialen Diagnose (Staging) statt oder zur Evaluierung einer Therapie (Therapie-Monitoring), sondern um „sicher zu stellen“ dass die Patienten „noch gesund“ (rezidivfrei) sind.

—Unter dem Titel Imaging in pediatric patients: Time to think again about surveillance  erschien 2010 in Pediatric Blood & Cancer Volume 55, Issue 3, pages 407–413 eine Analyse an kindlichen/jugendlichen Lymphompatienten, die zeigte, dass 40% aller Untersuchungen (43 CTs, 38 nuklearmedizinische Scans) zu einem Zeitpunkt angeordnet wurden, als das Rezidivrisiko (> 2 Jahre nach Therapieende) bereits sehr niedrig war!

Ihr Medicus traut sich sogar den Beweis zu, dass mindestens die Hälfte aller Untersuchungen (Labor, Bildgebung, …) eigentlich sinnlos sind.

Wenuge Eingeweihte widersprechen hier im kleinen Kreis, aber sehen die Ursache stets in der „Absicherungsmedizin“ oder in der zunehmenden „Begehrlichkeit von Patienten“:

Kann ich ein MRT vom Arzt verlangen?

Hallo Leute :), ich habe mich nun vor 5 Wochen beim Fußball spielen verletzt (OSG-Distorsion) und klage immer noch über Schmerzen.
http://www.gutefrage.net/frage/kann-ich-ein-mrt-vom-arzt-verlangen

Ich glaube aber, dass zwei ganz andere Faktoren für die rasante Zunahme an Überweisungen zur bildgebenden Diagnostik verantwortlich sind.

Letztendlich ist es der Einsparungswahn im Gesundheitswesen, der nur mehr die Produktion abrechenbarer Leistungen (CTs, OPs, …) honoriert und nicht mehr den denkenden und fragenden Arzt bezahlen möchte.

Ein Arzt, der sich in die Indikationen komplexer Diagnoseverfahren (multiparametrische MR, Hybridverfahren wie PET/CT oder PET/MR einliest, macht das auf eigene Kosten.Ein Arzt der in einem langen Gespräch einem Zuweiser eine sinnlose CT-Untersuchung ausredet, verzögert die Amortisation seines Gerätes.

Kurz, es ist für den Arzt sinnvoller ein Röntgen anzuorden, als sich den Patienten selbst einmal anzuschauen.

Ob ein Patient schon an der Galle operiert wurde erkennen sie heute in ELGA eher an einem CT Befund als in einer rasch, lieblos und unkontrolliert vom KPJler heruntergehudelten Anamnese.

Solange zeitintensive aber unkodierbare ärztliche Arbeit nicht adäquat honoriert wird,
werden die CT und MR Warteschlangen noch viele Gesundheitsminister beschäftigen,
trotz steigender Umsätze der Radiologen.

Written by medicus58

29. März 2017 at 18:00

Veröffentlicht in Allgemein, Gesundheitssystem

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Ohne Worte: Die Wahlergebnisse der Wiener ÄK Wahlen

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Wahlbeteiligung 51,13 Prozent, etwas besser als früher aber 😦

Written by medicus58

26. März 2017 at 10:49

Veröffentlicht in Ärztekammerwahl 2017

Der KAV beschäftigt die falschen Berater

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Aus Wahnhafte Auslastungsmaximierung aus Gunter Duecks schwarmdumm, in der an Hand einer vereinfachten „Warteschlangenformel“ dargelegt wird, dass für das Beispiel eines Kassenschalters eine Auslastung von 80% des dort arbeitenden Personals die höchste Effizienz und Kundenzufriedenheit ergibt und jede weitere Steigerung zur Dekompensation führen muss.

Sie verstehen das Ganze in seiner vollen Tragweite sicher noch viel besser, wenn wir uns die ganze Problematik noch einmal in einer Notfallambulanz in einer Klinik vorstellen. Früher war kaum etwas zu tun, und der Notarzt vom Dienst konnte in der Nacht meist noch etwas schlafen. Das war dem Krankenhausmanagement zu teuer, sie legten Notambulanzen verschiedener Krankenhäuser zusammen und konnten nun als Erfolg eine bessere Auslastung des Notarztes von 85 Prozent vorweisen. Diese Zahl fanden sie immer noch nicht sehr gut, aber schon viel besser als die früheren 80 Prozent.

Früher, bei 60 Prozent Auslastung, wartete im Schnitt nur ein weiterer Notfall, heute sind es knapp 5!

(es folgt die Beschreibung der Folgen, da Warteschlangen überproportionale Zusatzlast und interne Reibung verursachen, das Chaos nährt das Chaos)

Es gibt Berufe, die besser eine nur geringe Auslastung haben sollten. Die Feuerwehr darf nicht einmal 60 Prozent Auslastung haben, weil ja dann im Schnitt ein brennendes Haus auf die Feuerwehr warten muss, während eines gerade gelöscht wird. Die Armee sollte lieber eine Nullauslastung feiern.

Manager müssen zwar keine Menschen vor dem Verbluten oder aus brenneden Häusern retten. Dennoch ist der Vergleich des Managements mit der feuerwehr oder einer Eingreiftruppe nicht falsch. Denn wenn es heißt: „Chef, es brennt!“, dann sollte der Chef in Bereitschaft stehen und sofort helfen. Das kann er aber nicht, wenn er seine Zeit total verplant hat, weil dann für Notfälle keine Zeit mehr ist.

Und jetzt lassen wir uns das vor dem Hintergrund der Millionen, die der KAV an externe Berater wie EHC gezahlt hat, auf der Zunge zergehen.
Die Berater, die die geniale Idee der 12,5h Diensträder hatten, die doch effizienter wären als die 25h Diensträder, weil sich bei letzteren die Dienstgeberin die inkludierten 5 Stunden Ruhezeit der Ärzte erspart und diese (fast) unterbrechungsfrei arbeiten können .
Oder wir schauen uns die aus gleicher Feder stammenden Master-Betriebsorganisation an, die die Ärzte aus möglichst allen Entscheidungsprozessen (Belagsmanagement, Ambulanzabläufe, …) herausnehmen, um sie zu 100% in jenen Prozessen einsetzen zu können, die man rechtlich nicht „billigeren“ Arbeitskräften umhängen kann.

Gunter Dueck ist studierter Mathematiker und Betriebswirt, sein Buch kostet in Österreich 25,70€, eine Empfehlung.

Grafik aus: http://blog.kvd.de/2015/07/09/was-eine-schlange-an-der-supermarktkasse-mit-ihrem-persoenlichen-arbeitspensum-zu-tun-hat-2/, wo Sie auch die Kurzfassung des erwähnten Buchkapitels aus Gunter Duecks schwarmdumm (So blöd sind wir nur gemeinsam) nachlesen können

Written by medicus58

24. März 2017 at 17:46

Janßen identifizierte sich nicht mit dem Gesamtinteresse der Stadt Wien und musste gehen

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Spätestens seit dem noch immer beim Arbeitsgericht anhängigen Verfahren Dr. Rainer gegen die Stadt Wien wissen wir, dass sich die Stadt Wien von Mitarbeitern – unabhängig von ihren sonstigen herausragenden fachlichen Fähigkeiten – trennt, wenn diese sich „nicht mit dem Gesamtinteresse der Stadt Wien“ identifizieren.
Hier haben wir das vor über einem Jahr unter Dr. Rainer kann nicht KAV Generaldirektor werden: Fehlendes Gesamtinteresse der Stadt Wien gegenüber  thematisiert.
Es darf zwar bezweifelt werden, dass es sich nun beim unfreiwilligen Abgang von Udo Janßen aus dem KAV genauso zugetragen hat,
jedoch hat es die frisch-gebackene Gesundheitsstadträtin Frauenberger ähnlicho dargestellt: Das Vertrauen ist verloren gegangen“ und aus die Maus!

Wenn für Sie, liebe Leser, die beiden Vorgänge auf den ersten Blich wenig miteinander zu tun haben, beweist dies nur, dass wir es bereits völlig akzeptiert haben, dass ungenügend definierte „Befindlichkeiten“ für die Berufskarriere bei der Gemeinde Wien wesentlicher geworden sind, als harte Fakten.
Wenn Sie aber nun glauben, dass ich Herrn Janßen auch nur eine Träne nachweine, darf ich Sie auf die nachfolgenden Links verweisen,
nur ist das nicht der Punkt.

Da die neue Organisationsstruktur (Auslagerung, …) des KAV zumindest in der Öffentlichkeit noch nicht bekannt wurde, wird es auch in dieser Phase kaum gelingen, einen ernsthaften Manager als Nachfolger zu finden. Wer übernimmt die Kapitänswürde auf einem Schiff, von dem weder bekannt ist, wohin es fahren wird, noch, ob es nicht überhaupt fliegen oder tauchen muss! Bis zu dieser Entscheidung, hätte man vom ehemaligen Heilsbringer vielleicht noch eine Gegenleistung für sein Salär verlangen können, und wenn es wie bei der Post-Auslagerung in einer Stiftung wäre …..

Vielleicht werden Sie auch sagen, dass durch den Abgang Wehselys (Ciao, Sonja Ciao; Leider nicht (16.5.) aber JETZT !!! ) das Trachtenpärchen der KAV Priviatisierung (Kleine(r) Mann/Frau was nun) gespalten war und es nur eine Frage der Zeit war, dass sich Wehselys Nachfolgerin einen Generaldirektor suchen wird, der auch ihr Vertrauen genießt, nur ist mir Vertrauen und Identifikation, so wichtig das AUCH ist, als Hauptargument zu wenig!

Der Punkt ist, weshalb die Stadt Wien plötzlich kein Vertrauen mehr in den Mann mehr hat, den man als Wunderwuzzi von seinem deutschen Schreibtischposten weggeholt und zuerst in die Direktion eines der größten Krankenanstaltenbetreibers Europas gehievt hat.
Der Punkt ist, weshalb die Stadt Wien einst so großes Vertrauen in Janßen hatte, dass er, sobald sein Vorgänger Marhold knapp nach einer Vertragsverlängerung als Generaldirektor mehr Interesse für seine Privatordination verspürte als für den KAV, Janßen vom Direktor zum Generaldirektor emporhob, obwohl sein Führungsstil, seine Tendenz zur Fremdvergabe, ….. ja alle seine Qualifikationen schon längst offenkundig waren:
16.4.2014 Mann, ist der Mann gut, der nun im KAV aufräumt ….
14.9.2014 Miniwahr KAV: Recht v.s. Propaganda und noch was anderes in dem Zusammenhang

Wer aber dem Ex-General nun das Debakel um das KH Nord anhängen möchte, hat zwar seit 1.1.2017 (Hat der weiße Murl seine Schuldigkeit getan?) formal Recht, negiert aber, dass die wesentlichen Fehlentwicklungen lange vor seiner Bestellung passierten.

Wer dem Ex-General nun die Misere der Strahlenbetten anhängen möchte, sei auf diesen Beitrag verwiesen:
Anmerkungen zur hektischen Debatte um die Strahlentherapie

Wer dem Ex-General nun die katastrophale Kommunikation anhängen möchte, übersieht die glücklichen Gesichter derer, die diesen Weg immer mit-bejubelten: KAV: Wenn das alles ist

Ich bezweifle, dass es im Fall Dr. Rainer die angeblich fehlende Identifikation mit dem Gesamtinteresse der Stadt war, weshalb er nicht verlängert wurde und
ich bezweifle, dass es im Fall Janßen, der uns allen unendlich teuer kommen wird, um Vertrauen ging.

Mich beschleicht der Verdacht, dass Janßen jetzt plötzlich gehen musste, um ihm nicht die Gelegenheit zu geben, zum nächsten Rechnungshofbericht (diesmal über das KH Nord) öffentlich Stellung nehmen zu können. Wir werden sehen wie viel Geld der Maulkorb kostet.

 

Written by medicus58

21. März 2017 at 17:40

Veröffentlicht in Allgemein, Gesundheitssystem

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KAV Mitarbeiter erfahren es immer zuerst aus der Krone

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Paukenschlag: Wiens KAV-Chef Janßen zurückgetreten
http://www.krone.at/oesterreich/paukenschlag-wiens-kav-chef-janssen-zurueckgetreten-nach-skandalserie-story-560151

auch eine Form der Kommunikation ….

Written by medicus58

20. März 2017 at 10:52

Das Interesse an der Ärztekammerwahl Wien: eine Randnotiz

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Bis (Sorry, „nicht heute“, der Beitrag wurde irrtümlich zu früh freigeschaltet), wenige Tage vor Ende der Briefwahlmöglichkeit, erreichten die Beiträge zur kommenden Kammerwahl auf diesem Blog in Wien 2000 Zugriffe.
Bei rund 12.000 (sorry. bei der Veröffentlichung stand da irrtümlich 5000) Wahlberechtigten, von denen höchstwahrscheinlich nur etwa die Hälfte von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen und davon fast alle via Briefwahl, ist das auf den ersten Blick nicht so übel, insbesondere wenn man sich vor Augen führt, dass dieser Blog zuletzt weder auf der Facebook-Gruppe der Wiener Ärzte im Google Mittelbauforum geteilt wurde, da sich (ebenfalls kandidierende) WebmasterInnen dagegen ausgesprochen haben.

Jedenfalls ist das bedeutend mehr Interesse, als der Live-Stream der selbsternannten „Elefantenrunde“ auf Youtube entfachen konnte, der es bis heute nicht mal auf 500 Aufrufe gebracht hat. Dazu kommen noch etwa 100 Zuhörer, die die Diskussion direkt in der Kammer verfolgten.

So nach der (Brief-)wahl und vor dem großen Postenschacher sei mir doch an die Entscheidungsträger die Frage erlaubt, ob das Informationsbedürfnis von Wiener Ärztinnen und Ärzten nicht doch etwas angefacht worden wäre, hätten diese Beiträge Eingang in besagte Foren gefunden, oder wollte man ganz bewusst die Information ausschließlich aus eigenem Munde und mittels Spam-Mails unter das Wahlvolk bringen und findet das alles ohnehin ganz OK ….

PS: Bitte, die Korrekturen vom 20.3. zu beachten ….

Written by medicus58

19. März 2017 at 00:01

Selten liegt es daran, dass man es nicht besser wüsste

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Keine Diskussion ohne das Lamento, dass wir, die im Gesundheitssystem Tätigen endlich begreifen müssen, dass wir zu viel Geld verprassen.
Steigende Gesundheitskosten sind selbstverständlich durch die unstillbare Gier von Ärzten und Pharmaindustrie und die unverschämten Forderungen der Alten und Kranken verursacht.
Für einmal mehr, einmal weniger Geld bezahlen wir einmal mehr einmal weniger renommierte internationale und nationale Beraterfirmen um zu hinterfragen, ob wir denn 9 Gebietskrankenkassen und noch ein paar Berufskrankenkassen wirklich brauchen, dabei haben wir das notwendige Know how ohnehin längst im System!

Nix für ungut ihr Blogger oder Buch-schreibenden Gesundheitsökonomen, Ärzte und Journalisten, aber wer sich für die erschütternd klare Feststellung des Ist-Zustandes  und Lösungswege aus diesem Dilemma interessiert, bekommt dies seit Jahrzehnten für seine Steuergelder ohnehin geliefert.

Bundesminister, Industriellenvereinigung, Wirtschafts- und Ärztekammern verpulvern Unsummen für Teilerkenntnisse, die sich die hochbezahlten Berater, so wie Sie, liebe Leser, kostenlos aus dem Internet saugen könnten:
Schlagen Sie einfach nach bei den verschiedenen Rechnungshofberichten (egal ob es sich um den des Bundes oder die der Länder handelt) und es wird schlagartig klar, dass die Reduktion von ein paar Nachtdiensten, das Einmotten von zwei Gangbetten und das Verorten der paar verbliebenen Notärzte in die noch nicht funktionierenden Notaufnahmen NICHT DIE LÖSUNG FÜR DIE SCHEINBARE UNFINANZIERBARKEIT DES GESUNDHEITSSYSTEMS SIND!

Wenn Sie wissen wollen, wo die Marie“ versickert, die für die Gesundheitsversorgung der Marie von nebenan nicht mehr zur Verfügung steht, dann lesen Sie den aktuellen RH Bericht Mittelflüsse im Gesundheitswesen, schließlich haben Sie für die Erstellung mit Ihren Steuergeldern ohnehin bezahlt.
Dann fragen Sie den nächsten Gesundheitsexperten, der Ihnen über den Weg läuft und die nächste Einsparung am Kernprozess Patientenversorgung als alternativlos bezeichnet, ob der den Bericht gelesene hat! Und wenn er Ihnen erklärt, dass weniger Staat und mehr Privat die Lösung wäre, dann … (OK, das wäre Anstiftung zu einer Straftat).

Copyright: Die Grafik zu Beginn stammt aus dem RH Bericht

Written by medicus58

18. März 2017 at 14:50

Vom PHC zum PVG, von der ÄK in die AK

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Mit relativ geringer medialer Aufmerksamkeit versammelt die Ärztekammer heute in Wien wieder niedergelassene Kollegen zu einer Protestversammlung gegen das drohende PVG, das Bundesgesetz über die Primärversorgung in Primärversorgungseinheiten.

Die Gesundheitspolitik, die in der letzten Zeit für die angestrebten multiprofessionellen Erstanlaufzentren immer das Kürzel PHC (= Primary Health Care) verwendete, spricht nun von PVEs (Primärversorgungseinheiten).
Als Organisationsformen schweben dem Gesetzgeber entweder Gruppenpraxen oder selbstständige Ambulatorien, ggf. Netzwerke in Form von Vereinen aus freiberuflichen Ärzten, anderen Gesundheits- und Sozialberufen oder deren Trägerorganisationen vor.
Wichtig scheint der Politik jedenfalls, dass die Primärversorgungseinheiten eigene Rechtspersönlichkeiten darstellen, offenbar damit die Krankenversicherungen mit ihnen, wie schon längst mit Röntgen-, Labor- oder Physikalischen-Instituten, Direktverträge abschließen können;
dass sie sich davon ein gegenseitiges Ausspielen der Gesundheitsdienstleistungsanbieter erwarten, entspricht der Logik des Marktes.

Befürworter lesen aus der Vorlage heraus, dass dies ohnehin noch innerhalb eines lt. ASVG mit der Ärztekammer (ÄK)  zu vereinbarenden Gesamtvertrages zu geschehen hat, Kritiker verweisen auf die Gummibestimmungen in solchen Rahmenverträgen und sehen den einzelnen Arzt schutzlos den Monopolisten in diesem Spiel ausgeliefert und finden es schon ziemlich einerlei ob es sich nun um Gebietskrankenkassen oder Gesundheitskonzerne handeln wird.

Für Eric Frey im Standard ist die Sache überhaupt einfach: Der einzige Verlierer einer solchen Entwicklung wäre die Ärztekammer, die Mitglieder und Macht einbüßen würde. Kein Wunder, dass ihre Funktionäre mit solcher Verbissenheit die Gesundheitsreform bekämpfen

Der Korrespondent der Financial Times und des Economist hat sich wohl schon habituell als (neo)liberal zu gebärden, aber er verzichtete leider auch auf die notwendige Recherche. Solange wir die Gesetze in unserem „Kammerstaat“ nicht ändern, würde die Ärztekammer kein einziges Mitglied einbüßen, auch wenn sie jeden Einfluss auf die Entwicklung des Gesundheitssystems verlöre.
Der § 4 AerzteG Erfordernisse zur Berufsausübung regelt eindeutig, dass eine eigenverantwortliche ärztliche Tätigkeit u.a. an die Mitgliedschaft in einer der neun Landesärztekammern bzw. in die Eintragung in deren Ärzteliste gebunden ist!

Während also jetzt die Gesundheitspolitik nicht zuletzt mit dem PVE-Gesetz versucht, das Mitspracherecht der Ärztekammer weiter zu beschneiden,
wie viel darüber streiten wir uns alle noch,
bürdet sie gleichzeitig den Ärztekammern eine Reihe von Aufgaben im sogenannten übertragenen Wirkungsbereich auf,
die wir Ärzte uns alle auch noch selbst bezahlen müssen (Arztakademie (DFP-Programm), Wohlfahrtsfond mit all seinen Altlasten, ÖQMed, …).

Ich habe mich schon einmal in diesem Zusammenhang (PHC – für wie blöd hält man uns eigentlich) gefragt, wie lange es wohl dauern wird, bis der Letzte begreift, dass man bald nur mehr auf den Nachteilen des Freien Berufes sitzen wird, aber schon längst nicht mehr „Mittler zwischen Bürger und Staat“ sein kann, weil man seiner gesellschaftspolitischen Rolle  in der Zivilgesellschaft durch allerlei Winkelzüge der Politik beraubt wurde.
Gerade diese unabhängige gesellschaftspolitische Rolle ist aber das Kennzeichen Freier Berufe!

Journalisten wie Herr Frey verweisen zwar immer auf die Wichtigkeit bestimmter Rahmenbedingungen, um ihre Rolle in der Demokratie ausüben zu können (4. Kraft), bei anderen Berufen scheint ihnen das aber plötzlich weniger wichtig ….

Grenzt man Ärzte aus der gesundheitspolitischen Diskussion weiter aus, werden logischerweise die Ärzte von der Ärztekammer zur Arbeiterkammer wandern und gleich auch viel weniger Abgaben zahlen müssen, denn schließlich müssen sie nicht mehr die Strukturen einer eigenen Kammer finanzieren.
Die Politik wird sich eben dann auch um die finanziellen Altlasten der alten Kammerstrukturen kümmern müssen.
Weshalb soll ein junger Arzt denn in einen Wohlfahrtsfond zahlen, damit die pensionierten Kollegen noch ihre Pension bekommen, wenn er als Angestellter ohnehin ASVG-versichert ist.
Warum soll er sich privat haftpflichtversichern? Das wäre doch auch die Aufgabe seines Arbeitgebers.
Wieso soll er die Gesamtverantwortung für andere Gesundheitsberufe übernehmen, wenn ihm jede Anordnungsbefugnis genommen wurde?
Wie vermitteln wir nachfolgenden Ärztegeneration ein anderes ethisches Bewusstsein, als es die Mitarbeiter eines Helpdesks in Bangalore haben?

Vielleicht hat Herr Frey recht, dass es den Standesvertretern nur um die Macht geht, aber dabei würde es sich letztlich um die Rechte unseres Standes handeln und ich kann mir kaum vorstellen, dass wir alle so blöd sind, uns ausschließlich unserer Rechte berauben zu lassen ohne als Folge auch unsere Pflichten abstreifen zu wollen.

Vielleicht sollten das auch einmal unsere Standesvertreter so der Politik vermitteln!

Written by medicus58

15. März 2017 at 07:36

Ärzte waren gestern, heute diagnostizieren neuronale Netze, oder?

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Der Europäische Röntgenkongress (ECR 2017) in Wien ging vor wenigen Tagen mit einer Rekordbeteiligung von über 21.000 Teilnehmern zu Ende. Unter den 10 am häufigsten online angesehenen Beiträgen auf dem Portal der Tante Minnie zählte ein Artikel, der sich mit einer am ECR präsentierten Studie der Universitätsklinik Zürich beschäftigte, die fand,
dass EDV-basierte Neuronale Netzwerke Mammografien ebenso gut diagnostizieren können wie Radiologen. 

So arg überraschend ist das zwar nicht, schließlich haben das schon spanische Wissenschafter im International Journal of Neural Systems für die PET- und MR-Diagnostik des Morbus Alzheimer oder US-amerikanische und japanische Forscher für die Karzinome in der CT-basierten virtuellen Colonoskopie beschrieben. Ich selbst war schon Ende der 90er fasziniert von den Fähigkeiten der damaligen EDV Befundmuster in anamnestischen und Bilddaten identifizieren zu können und jeder bessere CT bringt heute schon mehr oder weniger überzeugende Algorithmen mit, in denen aus Lungen-CTs kleinste Karzinom-suspekte von nicht suspekten Läsionen gefiltert werden können.
IBM investiert Unsummen in Dr. Watson und verspricht aus dem unstrukturierten Heuhaufen der Big Data Risikoprofile und Diagnosevorschläge destillieren zu können. Und jeder hat vermutlich schon von Google gehört, die von sich behaupten den Beginn einer Grippewelle an Hand der Häufung bestimmter Suchanfragen erkennen zu können und so rechtzeitig den Apothekern die Einlagerung von entsprechenden Produkten empfehlen zu können.

Man braucht gar nicht auf die aktuellen Geheimdienstenthüllungen zu verweisen, welche Gefahren in hochvernetzten, gläsernen Strukturen schlummern. Es reicht sich genauer mit derlei Studien zu beschäftigen, um zu erkennen, dass der Feuchttraum der Gesundheitspolitik, die teuren Ärzte durch schweigende Algorithmen ersetzen zu können, eine gefährliche Science Fiction ist:

Die Forscher unserer Mammografiestudie inkludierten 3,271 Mammografien aus dem Jahr 2012 und identifizierten darunter 143 Krebspatienten. Knapp über 140 Fälle reichten aus, um die Algorithmen so zu „trainieren“, dass sie sich mit erfahrenen Radiologen matchen konnten. Das klingt eigentlich so, als ob sich damit die Forscher selbst wegrationalisiert hätten, denn wer will sich denn mit einem hoch bezahlten Radiologen mit all seinen Urlaubs- und Fortbildungswünschen herumschlagen, wenn er durch ein kleines Computerprogramm ersetzbar ist.
Heuer werden etwa 300 Millonen $ weltweit mit Analysesoftware allein für die medizinische Bildgebung umgesetzt,
bis 2021 wird von Signify Research eine Verdoppelung erwartet.

Liest man den Artikel über die Mammografie jedoch weiter, und ein ähnliches Vorgehen findet man bei den meisten dieser Studien, erfährt man, dass die Forscher natürlich einige Fälle ausgeschlossen haben. Alle Patienten, in denen Narben, oder Blutergüsse von vorausgegangenen Interventionen vorlagen, hat man exkludiert, angeblich um dadurch eine fälschlicherweise hohe diagnostische Performance („da steckt wohl was dahinter“) des Algorithmus zu vermeiden. In Wahrheit offenbart das Vorgehen auch, dass all diese Algorithmen nur in Standardsituationen gut performen.

Vieles Mit-Bewusstes was im Alltag den Diagnoseprozess kennzeichnet (Clinical Decision Making not only for Dummies) lässt sich nur schwer in Algorithmen einbringen, Leitlinien funktionieren im Einzelfall nachweislich schlecht.

Es gibt inzwischen kein Brettspiel mehr, in dem Algorithmen nicht den regierenden Weltmeister demütigen,
aber legen Sie einmal einem Dreijährigen eine rasche Skizze einer einfachen Struktur vor, die er rasch erkennen kann und bestellen Sie dann bei Ihrem Programmierer einen Algorithmus, der Strichzeichnungen von Autos erkennen kann und legend diesem Algorithmus dann irgendeine Muttertagszeichnung eines Dreijährigen vor. Wetten, dass der in manchem Blumenstrauß dann ein Auto findet?

 

Written by medicus58

11. März 2017 at 16:49