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Archive for the ‘Gesundheitssystem’ Category

A Wurstsemmerl für’s Wili

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Seit den negativen Schlagzeilen um das Krankenhaus Nord (Klinik Floridsdorf) versucht der Wiener Gesundheitsverbund Stimmung zu machen, in dem er verspricht alle seine verbliebenen Standorte neu zu bauen. Man ist nun geneigt zu schließen, dass, wenn man sich einen Generaldirektorin Stellvertreter, dessen offensichtliches Hobby (Für die Groß-Baustellen in Wien wurde einst in Klagenfurt „geprobt“.) der Spitalsbau ist, holt, es nicht wundert, dass der glaubt alle Probleme, die die stationäre Gesundheitsversorgung in Wien hat, baulich lösen zu können. Aber auch der private Sektor, sieht seine Zukunft im Neubau: Am Grundstück der heutigen Privatklinik Confraternität in der Josefstadt ist ein gemeinsamer Neubau der Privatkliniken Goldenes Kreuz und Confraternität geplant.

Das Abreißen, nicht zuletzt von Krankenhäusern/Pflegeheimen, und die architektonisch und ökologisch hinterfragbaren Ergebnisse wurden an einem Beispiel hier sehr gut dokumentiert:
Sophienspital: Gebäude nach nur 24 Jahren wieder abgerissen

Milliardenpaket für Wiens ehrwürdige Krankenhäuser, jubelte die Krone und zählt die geplanten Projekte zum x-ten mal auf, so wie Generaldirektorin-Stellvertreter Herwig Wetzlinger: „Wir hatten in diesem Frühjahr schon einen Spatenstich in der Klinik Favoriten und sind bei der Modernisierung unserer Kliniken insgesamt auf einem guten Weg.“ In der Klinik Ottakring wird es nach Abschluss der Modernisierung statt derzeit 80 Pavillons vier große Gebäude geben. Mit einer Investitionssumme von 1,4 Mrd. Euro handelt es sich um das größte der WIGEV-Modernisierungsprojekte. Anderswo spricht man von 5 oder 8 Milliarden, aber jetzt wird gefeiert:

Die Klinik Ottakring lädt deshalb anlässlich des Spatenstichs alle Mitarbeiter*innen zu einer Baustellenjause to go ein – standesgemäß gibt es eine Wurstsemmel und für alle, die kein Fleisch essen eine Käsesemmel oder einen Apfel als gesunde Alternative als take away.

Wir wollen uns jetzt gar nicht am Thema Wurstsemmel und Spiele abarbeiten und kennen aus eigener Erfahrung, dass einige der alten Gebäude wirklich nicht kostengünstig sanierbar sind, nur löst der WiGEV mit seinem Plan vielleicht die Probleme der Bauwirtschaft, aber weder das Personalproblem noch das Gangbettenproblem einer explodierenden Bevölkerung.

Ein Blick in den RSG 2025 zeigt uns, dass schon jetzt der 2018 Stand der systematisierten Akut-Betten (11.196) mit 10.103 tatsächlichen Betten nicht bespielt werden konnte und für 2025 um über 5% abgesenkt werden soll.

Ich finde im Netz leider keine Zahlen zu den in den um- oder neugebauten Kliniken dann vorhandenen Betten und für 2050 haben wir noch keinen RSG, aber die Zahlen die ich aus meiner beruflichen Tätigkeit aus zwei Einrichtungen kenne (aber ohne Link nicht hier reinschreiben kann), deuten darauf hin, dass das noch weniger als jetzt sein obwohl sich die Wiener Bevölkerung von 2022 1.960655 auf 2050 2.278.068 vermehren wird. Da die Wanderungsgewinne die prognostizierte Geburtendefizite übertreffen (Statistik Austria) und auch dadurch das Stärkstes Bevölkerungswachstum im Pensionsalter auftritt, dürfte 2040 die Bevölkerung ab dem Alter von 65 Jahren um 45,5 % (bzw. rund 804 000 Personen) größer sein als 2022.

Da kann sich die Bauindustrie noch auf Impulse freuen, wenn Generaldirektorin Stellvertreter Wetzlinger bereits den Ruhestand genießt. Um aber Peter Hackers Versprechen (Wer in Wien medizinische Versorgung braucht, bekommt diese in unseren Kliniken rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr.) zu gewährleisten wird das zu wenig sein. Ein Krankenhaus benötigt Personal und Betten, so einfach ist das.

Written by medicus58

4. April 2024 at 12:17

ChatGPT revisited

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Gestern haben wir die deutsche Version von ChatGPT mit der Bitte um Erklärung einer zentralen Beziehung zwischen Ortsauflösung und Pixelgröße scheitern gesehen.

Erwartet hätte ich mir die einfache Erklärung erwartet, dass das Objekt mindestens zwei Pixel „belegen“ muss, um in seiner Länge korrekt dargestellt zu werden. Gleichsinniges gilt für die diskrete Darstellung von zwei Objekten. Der Abstand zwischen beiden Objekte muss auch durch zwei (nicht ein) Pixel getrennt werden.

Das englische CHATGPT antwortete:

The spatial resolution of digital detectors is double the pixel size because each pixel on the detector is essentially a unit of measurement for capturing light and producing an image. When the size of each pixel is decreased, the detector is able to capture more detail and information in each unit of measurement, resulting in a higher resolution image.

By having a spatial resolution that is double the size of each pixel, the detector is able to accurately capture more detail in the image and provide a higher quality output. This higher resolution allows for more precise and detailed images, making it especially important in fields such as medical imaging, security surveillance, and satellite imaging.

Eigentlich, im Gegensatz zu dem was mir mein Jungvolk prophezeite, hat mE auch hier ChatGPT keine wirkliche Erklärung für das Problem geboten.

Und wie schon gestern geschrieben, sollten das Problem sowohl Digitalfotographen als auch Ärzte verstehen.

Written by medicus58

30. März 2024 at 08:06

ChatGPT auf die Probe gestellt

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Jetzt hat es mich mal gereizt die künstliche Intelligenz auf die Probe zu stellen, nachdem mir mehrere Youngsters versicherten, dass ChatGTP ihnen Dinge besser erklären kann als Lehrbücher und Vortragende. Ich fragte also:

Erkläre mir, weshalb die Ortsauflösung digitaler Detektoren immer über der doppelten Pixelgröße liegt

Der Hintergrund meiner Frage ist sowohl für die Digitalfotographie als auch ihr medizinisches Pendant wichtig.

Damit ein Bild genau erfasst werden kann, werden pro kleinstem zu erkennenden Objekt mindestens zwei Pixel benötigt.

In der Realität benötigt man eher einen Faktor von >2, weil neben dem Partialvolumeneffekt, der die Ortsauflösung verringert auch noch andere Effekte (Moiré, Rauschen durch Oversampling!) beitragen. Sie müssen nicht Medizinphysiker sein, um diese Erkenntnis zu benötigen.

Auch als Hobbyfotograph sollten Sie vermeiden Unsummen in eine hochauflösende Kamera zu investieren, nur um beim Objektiv zu sparen (=teures digitales Oversampling für eine optisch schlechte Auflösung) aber auch vice versa.

Als Arzt sollten Sie vielleicht verstehen, dass Sie zB einen mikroskopisch kleinen Tumor nicht mit noch so teuren PET/CTs ausschließen können…

ChatGPT (Modell GPT-3.5 Turbo von OpenAI) gab mir folgende Antwort:

Die Ortsauflösung digitaler Detektoren liegt immer über der doppelten Pixelgröße, da dies notwendig ist, um genaue und präzise Bilder zu erzeugen. Durch die Verwendung einer höheren Ortsauflösung als der Pixelgröße können feinere Details erfasst und dargestellt werden, was zu einer besseren Bildqualität führt. Dieser Prozess ermöglicht es, Objekte genauer zu lokalisieren und zu identifizieren, was in vielen Anwendungen, wie der medizinischen Bildgebung oder der Sicherheitsüberwachung, von entscheidender Bedeutung ist.

Das ist IMHO Schwachsinn, denn es wird Ursache und Wirkung verdreht und statt einer Begründung einfach meine Frage gespiegelt.

Damit konfrontiert erklärt mir das Jungvolk, dass das im englischen ChatGPT sicher besser wäre, also freuen Sie sich oder befürchten Sie eine Fortsetzung.

Written by medicus58

29. März 2024 at 19:33

Die Realität trifft man im Park

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Am Schützplatz im 14. Bezirk gibt es einen Park mit Kinderspielplatz und somit auch ein paar Bänke. Wenn man in der Gegend etwas Zeit totschlagen muss, dann bieten sich diese gerade zu an, hier etwas auf seinem Kindle zu lesen.

Immer mehr (vermeintliche Mütter) treffen mit Kindern ein. Ein auf den ersten Blick beruhigendes Bild in meinem Alter. Hier wachsen die Garanten meiner Pension heran. Ich wandte mich wieder den Erinnerungen Gorbatschows zu, die ich aktuell lese.

Eines der Kinder weigerte sich mit den anderen zu schaukeln und die vermeintliche Mutter erklärte den anderen, dass er Angst hatte. Kurz danach kam ein übergewichtiger Bub auf mich zu und grapschte nach meinen Haaren. OK, ganz offensichtlich waren das augenblicklich seine besonderen Bedürfnisse.

Ziemlich offensichtlich hatten fast alle der Kinder sogenannten Migrationshintergrund, die Damen, die sich um die Kinder bemühten, nur in Ausnahmefällen. Die Bemühungen, dem süßen farbigen Mädchen beizubringen, sich auf die Schaukel zu setzen blieben während meines Aufenthaltes erfolglos.

Google Maps sei Dank ließ sich rasch eruieren, dass sich in der Nähe eines der sogenannten Sozialpädagogische Zentren der Stadt Wien befindet, um die statistisch beängstigende Häufung in ihrer Entwicklung beeinträchtigter Kinder zu erklären.

Warum hat mich dieses Erlebnis so betroffen gemacht?

Erstens, weil ich selbst als Vater Gott-an-den-ich-nicht-glaube sei Dank eben nicht betroffen bin.

Zweitens, weil man, hat man das Gesundheitssystem wenige Monaten hinter sich gelassen, eben die Realitäten im Sozialsystem rasch vergisst.

Und Drittens, weil einem in Zeiten der Digitalisierung, AI und Automatisierung hier klar wird, wie personalintensiv die ernsthafte Betreuung von Menschen eben ist und das nicht Algorithmen gesteuert lösbar ist.

Der dicke Bub ist gerade hingefallen und schaffte es erst nach 5 Minuten geduldiger Anleitung und Motivation durch seine Betreuerin wieder auf die Beine.

Gorbatschows Lebenserinnerungen werde ich mich erst später wieder widmen, auch wenn sich da viel über den Zusammenbruch staatlicher Systeme lernen lässt. Zu beobachten mit welcher Ruhe hier die meist jungen Frauen diesen Kindern basalste Fertigkeiten beibringen,  bringt einen rasch zum drohenden Zusammenbruch unserers Gesundheits- und Bildungsystems, wenn wir weiterhin glauben, dass wir überall Personal einsparen müssen, um Geld für die technischen und logistischen Herausforderungen unserer Zeit zu haben.

Auch der Fokus auf die Alten Pflege übersieht, dass wir durch die Zuwanderung auch am anderen Ende der Alterskala zusätzlichen Bedarf generieren. Jedes dieser Kinder hatte seine eigene Betreuungsperson und die schien voll ausgelastet.

Written by medicus58

22. März 2024 at 11:38

Verunsicherunganstalt AUVA Lorenz Böhler

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Diese geniale Überschrift habe ich Soraya Prechtl gestohlen, die per Aussendung heute versprach  im morgigen Falter zu erzählen was hinter der plötzlichen Schließung des eh. Lorenz Böhler Unfallkrankenhaus steckt.

Sie schrieb, dass sie gerade zu einer Demo des dortigen Personals unterwegs wäre. Was sie und vermutlich auch die Demonstranten heute morgen noch nicht wussten, es is eh scho alles geklärt.

Das verwundert nun ebenso wie die klebrige Konsilianz unseres Gesundheitsstadtrat in dieser Angelegenheit, der, nachdem er zuerst von der Schließung überrascht schien, die Hilfe der Stadt Wien zugesichert hat und, ebenso wie das schwarze Direktionsduo der AUVA eine Übernahme von Personal ins AKH zugesagt hat.

Das, obwohl sich Rektor Müller dies noch vor zwei Tagen so garnicht vorstellen könnte. In einem Schreiben an seine Mitarbeiter klang das (auszugsweise) so:

Vor einigen Tagen, am 28.2. nachmittags, wurde ich erstmals von Direktor Wetzlinger telefonisch informiert, dass es mit Ende März zu einer temporären Schließung des TZLB kommen könne, die Stadt Wien Alternativen zur Trauma-Versorgung sondiere und auch Pläne zu einer Integration des TZLB an das AKH entwickelt würden. Dies bisher ohne Einbindung der Universität als alleiniger Dienstgeber des ärztlichen Personals oder der zuständigen Ministerien und des Bundes. Wenige Stunden später wurden wir via Medien mit Berichten konfrontiert, dass es diesbezüglich bereits vorangegangene Gespräche zwischen AUVA und Stadt gegeben hätte und auch eine permanente TZLB-Schließung im Raum stehe.

eine Integration des TZLB an das Universitätsklinikum AKH aus dienstrechtlichen, formal organisatorischen sowie Leitungs- und Zusammenarbeits- Fragen nicht ohne weiteres möglich

besteht an mehreren Kliniken derzeit ein lang bekannter und gut dokumentierter Mangel an Pflegekräften und OP Kapazität, welcher einer dringenden Lösung bedarf und nicht durch Pläne im Zusammenhang mit dem TZLB weiter konterkariert werden darf

Die formalisierte Zusammenarbeit der Stadt und des TZLB… stellt ein erhebliches Spannungsfeld dar.

–        Weshalb die Stadt eine Lösung am Standort MedUni Wien-AKH sucht und nicht an anderen Wiener Spitälern ist derzeit noch unklar. 

Mit freundlichen Grüßen
Markus Müller

Heute verkündet die Gratiszeitung HEUTE um 13:30 MedUni und AKH geben grünes Licht für Böhler-Personal
Die MedUni Wien und das AKH haben sich geeinigt: Personal und Patienten könnten vom Lorenz Böhler UKH übernommen werden.

Lehnen wir uns also zurück und bewundern die Kooperationsfähigkeit und Entschlussfreudigkeit aller Beteiligten, die in vielen anderen Problemen der Gesundheitsversorgung schmerzlich vermisst wurde.

Während bei allen internen Problemen im Wiener Gesundheitsverbund (Gangbetten, Stationsschließungen, Wartezeiten, Arbeitszeitüberschreitungen,… ) zuerst gedroht wurde, dann Schuldige (meist Ärzte oder Ärztekammer) an den Pranger gestellt wurden, fand sich hier, wo ein externer Player (mit schwarzen und roten Aufsichtsräten) ein Problem hat, nahezu geräuschlos eine Lösung, Hacker, Wetzlinger et al. mag gepriesen werden.

Ich möchte aber nicht wissen welcher politischer Druck dafür hinter den Kulissen und wem gegenüber ausgeübt wurde,…. und wo sich Garderoben für die Belegschaft eines ganzen Spitals im AKH finden werden.

Update, wie immer hatte HEUTE wieder die besten Drähte ins Rathaus, während alle anderen Medien verstummen. Oder hat Frau Dichand, die im Universitätsrat sitzt, einfach aus der Sitzung geplaudert?

Jedenfalls fand sich danach folgende Mitteilung der Meduni:

(Wien, 06-03-2024) In einer heutigen Sitzung des Supervisory Boards von AKH Wien und MedUni Wien wurde eine Einigung zur Hilfestellung für die AUVA erzielt. Dienstrechtliche und organisationsrechtliche Optionen für eine Übernahme der Leistungen wurden formuliert.

Written by medicus58

6. März 2024 at 16:50

Was im Unfallspital passiert, ist kein Unfall sondern hat eine lange Geschichte

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Seit Tagen wundert sich ganz Wien, dass das AUVA-Traumazentrum Lorenz Böhler ohne Vorwarnung für Sanierungsmaßnahmen zugesperrt wird, ohne, glaubt man Stadtrat, Meduni und Gesundheitsminister diese Maßnahme kommuniziert zu haben. Die Krone titelte gestern folgerichtig: KASPERL DER WOCHE Lorenz-Böhler-Aus: Und hinter mir die Sintflut

Begründung sind angeblich dringende Sanierungsarbeiten, um den Brandschutz zu sichern, wobei auch da Medien schreiben, dass dieses Problem seit langem bekannt war. Man sieht sich außer Stande die Sanierung im laufenden Betrieb durchzuführen und möchte Ärzte und Pflege ins AKH verlagern, nur wussten die dort bis heute auch nichts von diesem „Geschenk“.

Ob da alle immer wortwörtlich genommen werden können, darf bezweifelt werden. Das Stadtratbüro hat offenbar mehr als die Meduni gewusst und wir so zitiert: „Eine Komplettabsiedelung ab morgen (Montag, Anm.) entspreche nicht der Vereinbarung, diese sei erst Ende des Monats vorgesehen.“
Na, bis Ende des Monats hätte man das ohnehin noch allen mitgeteilt.

2021 Heute: Wirbel um Einsparungsmaßnahmen im Lorenz Böhler-Unfallspital: Patienten, die einen Schockraum brauchen, werden an Wochenenden weggeschickt.

Ja und OE24 schrieb 2020 (!!): WIRBEL UM PLÄNE Ärzte fürchten sich vor Aus des Böhler-Spitals

Damals hat man noch dementiert, aber auch schon Unfallpatienten auf andere Häuser verteilt: Die AUVA ist der Spitalsbetreiber. Ihre Pläne geben den Anlass für die Befürchtungen der Ärzteschaft. Konkret handelt es sich um eine Aufgabenteilung. „Für die Versorgung von Patienten mit schwersten lebensbedrohlichen Verletzungen stehen künftig UKH Meidling, AKH und Klinik Donaustadt bereit„, sagt der ärztliche Direktor Roland Frank.

Aber auch 2020 war nicht der Beginn des Problems: Die AUVA versucht sich seit fast zwei Jahrzehnten aus der unfallchirurgischen Versorgung zurück zu ziehen und sich nur mehr auf die (selten gewordenen) Arbeitsunfälle zu beschränken.

2012 ORF: UKH Graz droht, Patienten wegzuschicken UKH Graz nur für Arbeitsunfälle zuständig
Etwa 70.000 Patienten werden laut AUVA jährlich in den Unfallkrankenhäusern in Graz und Kalwang behandelt. Die große Mehrheit sind Freizeitunfälle, ein Drittel sucht einfach so medizinische Hilfe – gedeckt seien aber nur Arbeitsunfälle.

2008 sprach der damalige Ärztliche Direktor des SMZO/Donauspital/Klinik Donaustadt über seine Not mit den umgelenkten Patientenströmen:
Der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) hat bereits zahlreiche Maßnahmen gesetzt, um selten auftretende Spitzen in der unfallchirurgischen Versorgung zu minimieren. „Im Donauspital besteht die Allgemein Chirurgische Abteilung aus drei Stationen und 96 Betten. Eine Station wird umgewidmet und es stehen somit 20 zusätzliche unfallchirurgische Betten zur Verfügung“

Und wenn Sie sich nun nach der Ursache fragen, ist das – wie immer – das Geld.
Bei der AUVA sind ca. 4,5 Millionen Personen gesetzlich gegen die wirtschaftlichen, gesundheitlichen und sozialen Folgen von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten (!) versichert. Die AUVA finanziert ihre Aufgaben fast zur Gänze aus den Beiträgen der Dienstgeber:innen und übernimmt dafür die Haftung für Arbeitsunfälle und das Auftreten von Berufskrankheiten. Kernaufgaben der AUVA sind die Verhütung von Arbeitsunfällen sowie die Heilbehandlung und Rehabilitation.

Die AUVA nimmt den Arbeitgebern die Unternehmerhaftpflicht für ihre Mitarbeiter ab: Arbeitgeber zahlen derzeit 1,1 Prozent der Beitragsgrundlage (von der Lohnsumme).
Monatliche Höchstbeitragsgrundlage 2024EUR 6.060,00

Dies ist ein Teil der Lohnnebenkosten und diese will die Wirtschaftskammer ihren Mitgliedern (unterstützt durch das Trommelfeuer von ÖVP und NEOS) einfach ersparen.

Was m.E. in dieser jahrzehntelangen Debatte einfach untergeht, dass sich die AUVA zwar prinzipiell auf die Versorgung von Arbeitsunfällen beschränken kann, und dafür reicht ein Standort in Meidling oder überhaupt die Kostenübernahme in den Häusern des Wiener Gesundheitsverbundes, nur ist das nur die halbe Wahrheit.
Wie sie aber oben lesen konnten, versichert die AUVA auch gesetzlich gegen die wirtschaftlichen, gesundheitlichen und sozialen Folgen Berufskrankheiten. Summiert man hier die Kosten der dermatologischen, psychiatrischen, pulmologischen, orthopädischen, … Kosten, dann subventioniert das Gesundheitssystem die AUVA mit Viel mehr, als die Freunde für die Versorgung der Freizeitunfällen ausgeben.

Liest man die aktuelle Stellungnahme der AUVA , dann beschleicht einen das Gefühl, dass am Ende (2030) am Standort zwar ein Forschungs-, Wirtschafts- und Gesundheitscampus errichtet werden soll, in dem u. a. auch die Leistungen des AUVA-TZW Brigittenau künftig erbracht werden sollen.
Unter anderem auch die jetzigen Leistungen, wenn das nicht nach Downsizing riecht; Sorry Spekulation

Was aber ganz deutlich zu riechen ist, dass all die nun „völlig überraschten“ Player im Gesundheitssystem nicht so tun sollen, als hätten sie das alles nicht schon seit Jahrzehnten gewusst oder wissen können. Bei der durch die ÖVP-Regierungen seit der Jahrhundertwende immer stärker werdenden Rolle der Wirtschaftskammer im Gesundheitssystem musste klar sein wohin der Weg geht. Der Brandschutz kam da wie gerufen …

Nachträgliche (5.4. OE 1 Morgenjournal) Stellungnahme des Gutachter https://oe1.orf.at/player/20240305/752199/1709619233478

Written by medicus58

4. März 2024 at 13:34

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Warum der Gesundheitsverbund scheitern muss: Teil 3, Jetzt wird aufgeräumt

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Aufmerksame Leser dieses, in der letzten Zeit etwas vernachlässigten Blogs, haben es vielleicht mitbekommen, dass ich mich nach meinem 65. Lebensjahr in den Ruhestand versetzen ließ, halten wollte mich niemand und gehalten werden ich auch nicht.
Eine meiner ersten Beschäftigungen zwischen gesundheitlich notwendigen Reparaturarbeiten und pfleglichen Behandlung meines Burn outs besteht nun in der Ordnung zig-tausender digitalen Fotos, die sich über all die Jahre auf verschiedenen Datenträgern angesammelt haben. Da ist es unvermeidlich, dass man über Fundstücke, wie dieses stolpert.

Als beschlossen wurde, mein Arbeitszimmer nach Jahrzehnten neu auszumalen, mussten PC Monitore und allerhand anderes elektronisches Zeug aus dem Zimmer geschafft werden, soweit so gut.

Dass man es just in der Nasszelle lagerte, war vielleicht angesichts des fehlenden Stauraums und der grassierenden Kleptomanie unvermeidlich, es aber gerade unter eine, zu diesem Zeitpunkt schon Jahrzehnte alte Duscharmatur zu platzieren, zeugt aber von einer bemerkenswerten Kompetenz und Sorgfalt der handelnden Personen. Leider ist dies nicht nur auf die eher handwerklich tätigen Mitarbeiter beschränkt:

Beschaffungen neuer Betten im Sanatorium Hera, die um soviel länger sind als die alten, dass das Hineinschieben in den Lift und das Manövrieren am Gang zur täglichen Sisyphus Arbeit wird.
Monatelange Prüfungen von Ausschreibungstexten und niemandem fiel auf, dass das mitgelieferte Betriebssystem des Gerätes inkompatibel mit dem Hausnetzwerk war.
Serviceverträge über einen komplexen Gerätepark, in dem noch medizinisches Gerät angeführt war, das längst skartiert wurde. Und wenn man darauf aufmerksam macht, bekommt man die Folgeverträge nicht mehr zur Unterschrift vorgelegt.

Wer jetzt, auch mit Blick auf meine Nasszelle einwendet, dass es halt nach der Pandemie schwer geworden ist, trotz allem Händeringen, qualifiziertes Personal zu finden, dem sei gesagt, dass alle die oben angeführten Beispiele sagenhafter Inkompetenz schon vor Jahren vorgefallen sind, sich also dieses Erklärungsversuches entziehen.

Links:

Warum der Gesundheitsverbund scheitern muss: Teil 1
Warum der Wiener Gesundheitsverbund scheitern muss: Teil 2 oder Die maximale Nachrichtengröße beträgt 0 KB

Written by medicus58

16. Februar 2024 at 10:56

So geht Panikmache

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Selten wurde so klar, was falsch läuft, und dass das alles nichts mit Verschwörung, Wissenschaftsfeindlichkeit oder ausschließlich mit Dummheit zu tun hat sondern einem unseeligen Junktim von medialer Logik geschuldet ist.

Das Fach Lungenheilkunde dümpelte vor Jahren so dahin, dass in der Ärztekammer und im Ministerium seine ersatzlose Abschaffung diskutiert wurde. TBC schien weniger relevant und viele COPD Fälle behandelt inzwischen der Allgemeinmediziner. So gesehen, war Covid berufspolitisch für Pulmologen ein Segen, wenn auch die mediale Hochzeit bald vorbei war, schließlich gab es noch Virologen, Hygieniker, Gesundheitsökonomen, Modellrechner und viele andere Experten, die sich vor ein Mikrofon drängten.

Ein Kollege meldete sich aber immer wieder zu Wort und X-te (twitterte) zuletzt, dass an seiner Abteilung „Double Trouble“ immer mehr Patienten mit bakterieller Pneumonie nach Covid bzw. Grippe nach Covid aufschlagen.

Der medizinische Neuigkeitswert ist überschaubar, die bakterielle Superinfektion nach viralen Lungenerkrankungen ist wohlbekannt. Auch dass eine schwere Erkrankung das Immunsystem schwächt und anfälliger für andere Erkrankungen macht, ist nicht gerade Nobelpreis-würdig.

Corona-Experte Arschang Valipour ist alarmiert, der Internist besorgt, berichtet HEUTE.

Soweit so unerheblich, weil einfach Tatsachen berichtet, aber:

In seinem Originaltweet „Double Trouble“ macht der Kollege Stimmung mit „es geht also los„.

HEUTE macht noch aus einer Superinfektion im Sinne einer Sekundärinfektion gleich mal eine Super-Erkrankung und insinuiert den infektiologischen SuperGAU.

Nur wem nützt die Panikmache?

Den Menschen zu sagen, dass es für sie besser wäre, nicht krank zu werden, wäre als Beweggrund selbst für ein Gratis-Blatt zu billig. Dass wir seit Wochen in einer Welle von Atemwegserkrankungen stecken haben die meisten auch schon ohne Experten irgendwie realisiert.

Es geht also los... Was denn, der Sargmangel in Bergamo?

Angesichts eines komplett am Boden aufgeschlagenen Gesundheitssystems mit aus Personalmangel geschlossenen Abteilungen war schon die Stellungnahme von Gesundheitsminister Rauch am 27.12. haarsträubend:

Wir wissen, was sich in den Spitälern abspielt.“ Österreich sei weit von einer Überlastung des Gesundheitssystems entfernt – mit laut Rauch aktuell rund 1.200 COVID-19-Patientinnen und -Patienten in den Spitälern, auch jetzt in der bisher mit Abstand größten Welle an Ansteckungen.

Wenn die Wortmeldung des Kollegen das hinterfragen wollte, hätte ich seinen Tweet ja verstanden, aber dann hätte er sich damit selbst sein Argument zerschossen:

In seiner Abteilung in der Klinik Floridsdorf verfügt er über 50 Betten. „15 der Patienten haben Covid, bzw. Influenza. Das ist nicht wenig. Unser ‚Kerngeschäft‘ wie etwa COPD tritt damit in den Hintergrund.

Was also bleibt ist persönlicher Aufmerksamkeitsgewinn für Arzt und Zeitung ohne Handlungsanweisung an das p. t. Publikum.

Darauf hinzuweisen, dass nach einem viralen Infekt für einige Wochen ein erhöhter Selbstschutz (z.B. Maske in überfüllten Öffis) sinnvoll ist, wäre ja fast volksbildnerisch gewesen, aber leider müssen wir noch mehr Eitelkeit ertragen, ehe das los geht.

Ihr Medicus ist besorgt.

Written by medicus58

28. Dezember 2023 at 13:43

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Ärztedemonstration zum Punschstand

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Stadtrat Hacker, wie immer pöbelnd, hat im Vorfeld die angekündigte Demo als „Punschstandtour“ bezeichnet. Auch hier irrte die präpotente Insuffizienz im Rathaus, als der Zug am Christkindlmarkt vorbeikam gab es ein Pfeif- und Buhkonzert statt Punschsaufen.

Die, die bei der letzten Demo 2016 dabei waren, kannten das schon und brachte der damaligen Gesundheitsstadträtin Wehsely den beruflichen Aufstieg zu Siemens und der Stadt Wien gerichtliche Brösel über ihre Ankaufspolitik in Sachen medizinischer Großgeräte.

Schaun mir mal, wohin Hackers Ignoranz ihn noch hinbringt, außer in die Hände des Systems, das er gerade verhöhnt.

Bemerkenswert übrigens, dass einige der Passanten den demonstrierenden Ärzte applaudierten.

Pressestimmen

Kleine Zeitung Kurier Presse

Written by medicus58

5. Dezember 2023 at 08:03

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Ärztestreik ist pfui

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Das Wetter ist heute so frostig wie die Beziehungen der Ärzte zu ihrer Kammer und deren Verhältnis zur Gesundheitspolitik.

Radio Wien wies in den Morgennachrichten kopfschüttelnd darauf hin, dass da für 30% Gehaltserhöhung auf die Straße gegangen wird, obwohl es gerade abgeschlossene Lohnverhandlungen (9,15-9,71%) UND erhöhte Zulagen gab. Besser kann man die Sackgasse, in die sich die intern zerstrittene Ärztekammer manövriert hat, gar nicht missverstehen.

Wie das die WÄK sieht, kann man hier nachlesen, wo Erreichtes und Verlangtes gegenüber gestellt wird, nur geht es mir heute um ganz was anderes.

Trotz oder wegen der Millionen, die in externe Beratung versenkt wurden, stehen wir vor den Trümmern einer öffentlichen Gesundheitsversorgung.

Draußen fehlen niedergelassene Ärzte in den Spitälern Ärzte und Pflege, weil unter den gegebenen Arbeitsbedingungen niemand in diesem System arbeiten will.

Primärversorgungszentren, Erstversorgungsambulanzen, Notfallaufnahmen,. . verschlingen viel Geld für die Anschubfinanzierung, kompensieren aber die anderen Lücken, sind also nur politische Nebelgranaten, die Lösungen vorgaukeln. Jeder, der heute in Wien ärztliche Hilfe benötigt hat das am eigenen Leib erfahren.

Am Schalter, egal ob in der Ordi oder der Spitalsambulanz gehen dann die Wogen hoch und diejenigen, die an beiden Seiten der Trennwand an den Zuständen leiden, beschimpfen einander.

Aus diesem Grunde, und nicht um die Ärztekammer zu unterstützen werden einige heute durch die Innenstadt ziehen.

An den Problemen hat sich seit 2015 nichts geändert, und damals gab es eine andere Kammerführung. Wenn Stadtrat Hacker das alles als interne Profilierung von Kammerfunktionären wegreden will, dann sollte er mal im Archiv nachlesen.

Genau wie heute wurde den Ärzten vir dem Warnstreik 2016 gedroht. Geholfen hat es wenig, die Leute sind auf die Straße gegangen. Geändert hat sich aber auch wenig, sonst wären jetzt nicht ganze Stationen geschlossen, Primariate zusammengelegt und Operationen nach außen geschickt werden.

Frostige Aussichten, nicht nur meteorologisch.

Written by medicus58

4. Dezember 2023 at 07:38