Archive for September 2017
Warum die Ärztekammer falsch liegt auch wenn sie Recht hat
Dieser kurze Thread mit dem Geschäftsführer der „Wiener Gesundheitsförderung“ ist nicht untypisch für den Shitstorm der über die neue Plakat-Kampagne der Wiener ÄK hereinbrach -oder vielleicht auch inszeniert wurde.
Entsetzen über Ärztekammer-Plakat
Es wäre zynisch, würde ich mich freuen, dass die Wiener ÄK es geschafft hat, genau das in die Medien zu bringen, was ich hier schon oft gefordert habe: Das Gesundheitssystem
Wie hektisch da die Politik und Justiz darauf in Vorwahlkämpfen Leute verhaftet und wieder frei lässt, hat man ja an dem aktuellen Pflegeskandal erlebt.
Nur wäre das zu kurz gegriffen. Um die Politik mit den rein ärztlichen Problemen zu konfrontieren, hätte es genügt auf die offenen Kassenstellen, Wartezeiten, Abteilungs– und Ambulanzschliessungen (Gut versorgt) zu verweisen. Auch die nachgereichte schriftliche Erklärung der ÄK (sinngemäß):
Die Zeit, die die Bürokratie den Ärzten wegnimmt,
nimmt den Patienten ihren Arzt weg.
wäre medial besser angekommen als das inkriminierte Plakat, nur wäre dies eben eine viel bequemere Wahrheit gewesen, denn unter Bürokratie leidet ohnehin das ganze Land..
In Wahrheit meint das Plakat:
DU KÄMPFST MIT KREBS.
DEIN ARZT KÄMPFT MIT BÜROKRATISCHEN HÜRDEN DER KRANKENKASSEN
nicht das, was man ihm unterstellt, nämlich, dass sich die Patientin nicht aufregen soll, weil es auch ihr Arzt schwer hat.
In meinem nächsten Tweet an @DennisBeck_w versuchte ich das innerhalb der Zeichenbeschränkung des Zwitscherdiensts so zu erklären:
Ärzte gegen Kasse =Patienten verlangen von Ärzten neueste Onko Therapie, System will es nicht zahlen, Ärzte müssen es Pat vermitteln
Bezeichnend, das dieser Tweet unbeantwortet bliebt, bemerkenswert von jemand, der eigentlich genügend Innensicht des Systems haben sollte, welche Evidenzbasierte Leistungen den pflichtversicherten Patienten vorenthalten wird.
Erinnern wir uns:
MR und CT Wartezeiten in den Medien, mit großem Trara (und einigen Preiszugeständnissen der Radiologen) wurde die Deckelung aufgehoben und unmittelbar danach wieder die Genehmigungspflicht durch die krankenärztlichen Chefärzte eingeführt.
Aber das ist nur die Spitze des Eisbergs!
Es sei ein „bisher ungekannter Stil, sinngemäß Krebskranken mitzuteilen, dass man sie aufgrund bürokratischer Hürden nicht ausreichend behandeln könne“, ärgerte sich Biach (HV Chef).
Fragen Sie ihn doch einmal, weshalb eine Reihe onkologischer Therapien, die problemlos ambulant durchgeführt werden könnten, vom Hauptverband in die Spitäler verschoben wurden, weil dort der Deckungsbeitrag der Kassen geringer ist.
Fragen Sie die Krankenanstaltenträger, weshalb sie unter dem Vorwand Schwerpunktbildung teure Therapien nur mehr an bestimmten Häusern und dort unter Mengenbeschränkung anbietet – übrigens nicht nur in der Onkologie.
Also all die (parteigebundenen) Berufsempörer, die sich heute zu Wort gemeldet haben, wissen das alles, wollen es aber unter dem Teppich halten.
Nur Menschen, die schon länger nichts mehr mit der Gesundheitssystem zu tun hatten können das Plakat missverstehen,
nur stellen die möglicherweise die Mehrheit der Wähler dar.
Auch wenn es wir Ärzte nicht mehr wahrhaben wollen, die meisten Menschen dieses Landes sind augenblicklich – Gott-sei-Dank – nicht so schwer krank, dass sie in die Tiefen (und Untiefen) des Gesundheitssystems fallen. Wen wir diese Menschen erreichen wollen, müssen wir ihnen erklären, was wir wirklich meinen.
Also haben es die von der Wiener ÄK beauftragten Werber wieder geschafft
zwar Recht zu haben
aber uns Ärzte als herzlose Egoisten,
diejenigen mit klaren parteipolitischen Rollen und Absichten,
von der Patientenanwältin über die Krankenkassenhefin bis zum Wirtschaftskämmerer,
als die Guten dastehen zu lassen.
Gut versorgt: Ambulanzsperren
Wäre doch einmal ein guter Aufhänger für einer der TV-Konfrontationen im laufenden Wahlkampf in Sachen Primärversorgung.
Dass immer mehr Spitalsambulanzen und ganze Abteilungen in öffentlichen Krankenanstalten gesperrt werden hat sich zum Normalzustand herausgemausert. Dass es Schwächen in den Ordinations-Öffnungszeiten gibt, kann auch nicht abgeleugnet werden. Der politische Spin wird dann so gedreht, das die Einzelordination einfach nicht mehr zeitgemäß ist, die Ärzte halt auch nicht mehr 24/7 spuren und von Work-Life-Balance träumen und man folgerichtig größere Strukturen benötigt, um die Patienten zu versorgen. Es lebe die Primärversorgung und ihr Gesetz!
Wie vorbildlich das aber die Wiener Gebietskrankenkase hinbekommt, können Sie gerne auf https://www.sozialversicherung.at/portal27/wgkkgeportal/contentPrint? überprüfen.
<Irony off >
Link: #NRW17 So unauffällig verschwiegen, dass es völlig untergeht.
Dieselgate in D & A
Weder die Juristerei noch die KFZ-Industrie ist ein Spielfeld auf dem ich mich so wirklich gut auskenne, ungeachtet der vielen Tausend Kilometer die ich auf zumindest drei der fünf Kontinente auf beiden Seiten der Straße, wenn es eine gab, zurück gelegt und mit so manchem „Organ“ rechtliche Scharmützel ausgefochteb haben.
Aber
Als ich gestern BK Kern im TV Duell herumeiern hörte, dass man mit VW et al. reden müsste, um die Industrie zu zwingen, Schadenersatz für den Betrug der Konsumenten zu erzwingen, wenn nahezu gleichzeitig BM Leichtfried sich auf der Nase herumtanzen lässt wie Muddi Merkel im Nachbarland, da kam mir ein einfacher Gedanke, was zu tun wäre.
All die Dieselstinker mit eingebautem EDV Bug wurden behördlich zugelassen – aber erfüllen offenkundig nicht die techn. Voraussetzungen dieses Amtsaktes.
Droht einfach damit alle Zulassungen, die von den Behörden aufgrund vorgespielter Daten ausgestellt wurden und schaun mir mal was die Konzerne dann tun.
Übrigens, wer ist BM für Konsumentenschutz, was sagt die AK dazu?
Jeder verdammte Gartenzaun wird behördlich abgerissen, wenn er einen Zentimeter höher ist als in der Bauverhandlung versprichen.
Nix Neues aber viel Neo: Unsere Begegnung mit einem Neos-Wähler
Erinnern Sie sich noch? Schon 2013 sprachen wir vor den Nationalratswahlen mit den Wählern.
Seither sind uns einige Gesprächspartner
Der Fränk Wähler (Team Stronach): http://wp.me/p1kfuX-Fg
Der Christenpartei Wähler: http://wp.me/p1kfuX-Fv
Der Männerpartei Wähler: http://wp.me/p1kfuX-FT
Der Piraten Wähler: http://wp.me/p1kfuX-G3
Der BZÖ Wähler: http://wp.me/p1kfuX-Gf
Der Wandel Wähler: http://wp.me/p1kfuX-Gi
Der EU-Austrittswähler: http://wp.me/p1kfuX-Gl
leider (oder vielleicht in einigen Fällen auch weniger leider) abhanden gekommen. Einige der bunten Vögel haben aber überlebt, auch wenn sich einige zu anderen Parteien oder zu einem Limohersteller verflogen haben.
Auch der NEOS-Wähler aus 2013 steht uns als Gesprächspartner nicht mehr zur Verfügung, seit seine behandelnden Ärzte ihn mit einer Überdosis Ritalin wieder auf den Boden der Tatsachen holen konnten, jedoch fand sich nach langer Suche erneut einen Ich-Tu-Was Wähler.
Er hatte das Brettl vorm neoliberalen Kopf durch eine etwas irritierende Spiegelschrift getauscht und sprudelsprach artgemäß von den DDR-Zuständen und dem notwendigen Perspektivenwechsel in eh allem.
Ich fand mein Gegenüber in einem Gründerzeithaus in der Wiener Innenstadt, adrett gekleidet vor einer riesigen Bücherwand. Ob er sich diesen gut-bürgerlichen Luxus mit seiner freiberuflichen Beratertätigkeit verdient hat, wollte er weder abstreiten noch bestätigen, jedenfalls sieht er sich als völlig unabhängig, total liberal und lebt von Projektaufträgen öffentlichkeitsnaher Auftraggeber.
Er war nie ÖVP Mitglied, aber selbstverständlich teilt er deren christliche Lebenseinstellung, hält aber nichts von bevormundender Caritas, was er zeitgemäß gendert: Wir wollen niemandem vorschreiben, wie er oder sie zu leben hat, sondern vertrauen auf die individuelle Tatkraft und respektieren den eigenen Lebensweg.
Alles Linke ist ihm ein Graus, überall wittert er sozialistische Verschwörung, die sich den Staat und Institutionen untertan gemacht hat und uns seither in immer größere Verschuldung stürzen.
Der Peter Pilz ist für ihn überhaupt ein Kommunist, seine Bemühungen um die Aufklärung politischer Korruption nur Selbstzweck. Ganz anders sieht er seine eigenen Angriffe gegen den Kammerfilz, die Intransparenz der Krankenkassen und Pensionsversicherungen: Ihm geht es natürlich immer um die Sache und nicht die eigene Profilierung.
Das Umarmen von Bäumen überlässt er zwar seinem Idol Matthias Strolz, aber sonst „ist er da ganz bei ihm„.
Die Linke dividiert die Menschen auseinander und macht sie unfrei, dabei haben doch Arbeitgeber und Arbeitnehmer die selben Interessen, kommt ihm ohne Eröten über die schmalen Lippen. Wenn er dazu aufruft „das Gemeinsame vor das trennende zu stellen“ blitzt hinter seinem Liberalismus ein bisschen Bibel hervor. Andererseits ist „ideologische Mottenkiste des Kommunismus„eine seiner liebsten Worthülsen
Das Negative in unserem Land kotzt mich nur mehr an. Was ihn aber nicht hindert über das Bildungssystem, das Gesundheitswesen und vor allem die her zuziehen, die es sich im Wohlfahrtsstaat bequem gemacht haben.
Er glaubt an die Menschen und setzt sich dafür ein, dass sie allein ihren Weg gehen. Wer’s nicht schafft, der wollte es halt nicht, auch gut. Unternehmergeist und Eigeninitiative verlangt er von allen und reagiert pikiert, wenn man ihn darauf aufmerksam macht, dass er völlig arbeitslos wäre, wenn seien Auftraggeber diese Tugenden besäßen.
Auch wenn er selbst sein Studium selbstverständlich kostenlos abschließen durfte, ist er für marktadäquate Studiengebühren, die man dann für den Rest seines Lebens zurückzahlt. Wer das administrieren soll, wenn die Verwaltung „drastisch zurückgestutzt“ werden soll, hält er für eine unzulässige Beckmesserei und schwadroniert weiter von mehr Rechtsstaatlichkeit und zu vielen Staatsdienern.
Chancen für alle ist ihm wichtig, Klassenkampf ist aber von gestern, weil unter neoliberaler Politik ohnehin immer eine Win-Win-Situation erzielt würde.
inzwischen hat sich mein Gegenüber schon ziemlich heiß geredet und fällt mir permanent ins Wort, so dass ich es aufgebe, ihn auf seine Widersprüchlichkeiten hinzuweisen.
Er will die Steuern senken, weil die ja ein Wahnsinn sind, findet es aber voll OK, wenn der Bürger dann für jede Eingabe und jeden ausgestellten Behördenwisch zur Kasse gebeten werden soll. Wer was braucht vom Staat, soll dafür was zahlen.
Er will Spekulation verhindern, verlangt aber, dass die Arbeitnehmer ihre Altersvorsorge in die Börse und nicht mehr in die Pensionsversicherung einzahlen sollen.
Eigentlich findet er eh den Kurz besser als die Griss, aber …. und da kommt er ins Stocken und es will ihm so gar kein Argument dafür einfallen, weshalb er die Pinken wieder in das Parlament wählen möchte, in dem ihre Funktion primär darin bestand den grünen durch einen bürgerlichen Aktionismus zu ersetzen, seit erstere irgendwie am Weg durch die Institutionen eingeschlafen sind.
Von den toten Pferden:
Aber dann fällt ihm endlich eine Begründung ein: NEOS sind glühende Europäer und das will er auch sein, schließlich hat er sich für ein EU-finanziertes Projekt beworben, das ihn die nächsten Monate das Auskommen sichern würde.
Pharma zahlt PatientInneninitiativen € 1.435.059
Leseempfehlung einer interessanten Analyse des LBI HTA über Pharmagelder
A priori sind Zahlungen an Patienteninitiativen ebenso wie Zahlungen an Ärzte nichts Böses, es kommt natürlich auf die Form der Gegenleistung an.
Medial erfährt man aber nur von Pharmageld für Ärzte so dass ich die Initative des LBI begrüße auch andere Geldflüsse zu analysieren.
Dass die Hauptempfänger, so wie im Falle der Ärzte in den Bereichen Onkologie & Hämatologie, Neurologie, Lunge, Hämophilie und Rheumatologie zu finden sind erhärtet meine hier schon oft wiederholte Binsenweisheit:
Drittmittel gibt es dort wo Erstmittel fließen …
#NRW17 So unauffällig verschwiegen, dass es völlig untergeht.
In den inflationär auf allen Kanälen zum Gaudium des TV Publikums hereinbrechenden „Duellen der Spitzenkandidaten“ wird ein gesellschaftspolitisches Thema in seltsamer Einigkeit aller Beteiligter penibel ausgespart.
Neben dem scheinbar artabhebenden Merkmal „des Asylantenproblems“, das Gut– und Bösmenschen verlässlich in jeder Diskussion zur Selbstdefinition nützen, wird grad noch darüber schwadroniert, dass die Pensionen sicher sind, die Lohnnebenkosten und die Mieten sinken und die Einkommen steigen müssen. Dass wir für die Sicherheit unserer persönliche Freiheit diese offenbar gänzlich aufgeben müssen, versteht sich offenbar ohnehin, ohne viele Worte …
Über den Bereich, der seit über einem Jahrzehnt das politische Spielfeld permanenter Reformen ist, das neben dem Bildungswesen und der Altersversorgung einer der wenigen Bereiche ist, für die eine gesamtgesellschaftliche Einigung unumgänglich scheint, herrscht flächendeckende und in besorgniserregender Einigkeit eingehaltene Funkstille:
Über das solidarisch finanzierte Gesundheitssystem schweigen wir beredt.
Wenn überhaupt kommt das Gesundheitssystem ins Spiel, wenn die einen Asylanten als aktueller Kostenfaktor, die anderen als zukünftiger Nettozahler ansprechen, aber alles andere scheint belanglos.
Die Diskrepanz zwischen politisch erweckter Erwartungshaltung und täglich erlebten Unzulänglichkeit, die undurchsichtigen Finanzierungsströme, die Widersprüche zwischen bundesweiter Planung und regionaler Umsetzung.
Es ist für den Durchschnittsbürger vielleicht nicht uninteressant, ob seine Versorgung zukünftig von einem Helpdesk, von einer Pflegekraft oder seinem Hausarzt übernommen wird. Ob er weiterhin einen freien Zugang zum Facharzt hat oder in ein managed care System gelotst wird.
Vielleicht sollte mal den Wähler fragen, ob er es schätzt, wenn er in einem Krankenhaus zwar Spezialabteilungen, aber phasenweise keine Spezialisten mehr vorfindet.
Wurde dem Wähler schon einmal die Wahl gegeben, ob er ELGA finanzieren will oder es zumindest geil findet, seine Blutbefunde im Netz suchen zu dürfen?
Ist der Wähler nicht mündig genug mit seinem Wahlzettel auch darüber zu entscheiden WELCHES Gesundheitssystem er denn gerne hätte?
Ich behaupte einmal, dass für die meisten die Gesundheitsversorgung ein weniger abstraktes Thema ist als viele anderen rauf und runter diskutierten Themen ist.
Es sollte uns doch etwas misstrauisch machen, wenn darüber nicht gesprochen wird. Auch vor der letzten Wiener Gemeinderatswahl war das Thema tabu und danach ist der KAV implodiert …
PS: Die Abbildung oben zeigt das Deckblatt des Arbeitsprogramms der Bundesregierung 2017/2018 nur mal so zur Erinnerung