Sprechstunde

über alles was uns krank macht

Archive for August 2020

Mehr Privatdoktoren sagte der Staat, jetzt zahlen nicht nur die Studierenden drauf

with one comment


In ca. einer Woche werden die 12.442 Bewerber für einen der 1.740 Studienplätze an den Medizinischen Universitäten in Wien, Innsbruck, Graz und an der Johannes Kepler Universität Linz wissen, wer den Aufnahmetest bestanden hat. Angemeldet haben sich übrigens fast 18.000 Bewerber.
Wer den Test nicht besteht, für den ist (abgesehen von allf. österreichischen Lösungen) der Traum für heuer geplatzt und er wird sich für das nächste Jahr ernsthaft überlegen, ob er es nicht auch an einer der Privatuniversitäten probieren sollte. D.h. wenn er oder seine Eltern sich die Studienkosten leisten können. Im Fall der „Sigmund Freud Universität“ (der Mann kann sich gegen den Missbrauch seines Namens nicht wehren) sprechen wir da von 12.500 Euro pro Semester!

Medial unbemerkt hat jetzt der Rechnungshof einen lesenswerten Bericht über die Akkrediterung und öfentliche Finanzierung
von Privatuniversitäten
veröffentlicht (Link):

Nimmt man alle Einrichtungen, also auch nicht medizinischen, zusammen, fällt der Wildwuchs auf, den wir seit 2000 in unserem Land zulassen:

Bezogen auf die Einwohnerzahl wies Österreich um rund die Hälfte mehr Hochschulen auf als Deutschland mit 426 staatlichen und privaten Hochschulen.

Der RH hielt fest, dass in Österreich seit Inkraftreten des Universitäts–Akkreditierungsgesetzes im Durchschnitt rund eine Privatuniversität pro Jahr akkreditiert wurde. Rund ein Viertel dieser Universitäten stellte inzwischen wieder den Betrieb ein.

Auch wenn sich der RH mit allen Privatuniversitäten beschäftigte, geht es quantitativ i.e.L. um die Studienrichtung Medizin:

… zeigt die nachstehende Abbildung, dass im Wintersemester 2017/18 der anteilsmäßig größte Teil der Studierenden ihr Hauptstudium im Fachbereich Medizin belegte (28 % bzw. 3.527 Personen).

Der RH sah die stärkere Rolle der Privatuniversitäten in den medizinischen und künstlerischen Fachbereichen u.a. im Zusammenhang mit den Zugangsregelungen an den öffentlichen Universitäten.

Klarer kann man es nicht ausdrücken …

Einerseits zahlen die Zeche die Studierenden:

Privatuniversitäten konnten Studiengebühren einheben, die zwischen
3,4 % und 96,4 % der Finanzierungsquellen der jeweiligen Institution ausmachten
.

Aber auch wenn vordergründig die Kosten einer akademischen Ausbildung nun auf die Studierenden abwälzt wurden, zahlt auch die öffentliche Hand (Akkreditierungsbehörde, Lehrende aus den Krankenhausträgern,…) kräftig drauf:

Die Finanzierung der AQ Austria erfolgte durch Bundesmittel und eigene Erlöse, etwa aus Qualitätssicherungsverfahren oder Beratungsprojekten. Die Bundesmittel steigen von 1,52 Mio. EUR im Jahr 2014 um rd. 17 % auf 1,79 Mio. EUR im Jahr 2017. Im gleichen Zeitraum gingen die eigenen Erlöse um rd. 39 % zurück. Der Anteil der Bundesmittel an den Umsatzerlösen stieg in diesem Zeitraum von rd. 58 % auf rd. 73 %.

Für Privatuniversitäten galt ein gesetzlich festgelegtes Finanzierungsverbot des Bundes. Im Rahmen der Gebarungsüberprüfung zeigte sich jedoch, dass der Privatuniversitäten–Sektor umfangreiche öffentliche Mittel erhielt. Deren Höhe war weder aus den Jahresabschlüssen noch aus den Jahresberichten oder aus den Statistikdaten der Privatuniversitäten vollumfänglich ersichtlich.
Von den zwölf im Jahr 2016 akkreditierten Privatuniversitäten waren auf Basis der Einnahmen drei überwiegend öffentlich finanziert.
Der Begriff „privat“ spiegelte bei einzelnen Privatuniversitäten die tatsächlichen Gegebenheiten nicht wider.

Das Ministerium kaufte bei der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Medizin–Studienplätze ein, um dem Ärztemangel entgegenzutreten. Konkret vereinbarte es die Finanzierung von jeweils 25 Studienplätzen in den Jahren 2018 bis 2020. Die Kostenschätzung in Höhe von insgesamt 15 Mio. EUR war nach objektiven Kriterien nicht nachvollziehbar. Der Ausschluss anderer Privatuniversitäten vom Vergabeverfahren war nicht sachgerecht und widersprach dem Sinn des Vergaberechts. Das Ministerium führte auch keine Verhandlungen mit öffentlichen Universitäten über eine Erhöhung von deren Kapazitäten.

Naturgemäß bedienen sich viele medizinische Privatunis (Karl-Landsteiner, Sigmund Freud Universität, …) mangels eigener Lehrer am Personal von öffentlichen Krankenhausträgern, als ob sich die vorher dort fadisiert hätten oder sie seither entsprechend vermehr worden wären:

So verfüge die Karl Landsteiner Privatuniversität gemessen am universitären Standard über keinen ausreichenden Bestand an wissenschaflichem Stammpersonal. Insbesondere bestünden in den humanmedizinischen Studiengängen für die Privatuniversität keine Durchgriffsmöglichkeiten gegenüber dem von der NÖ Landeskliniken–Holding überlassenen Personal im Bereich Lehre und Forschung.

Verluste deckt aber erneut die öffentliche Hand:

Den Großteil der Einnahmen plante der Antragsteller aus Studienbeiträgen zu generieren. Für die Abdeckung anfallender Verluste stand eine Förderzusage des Landes Niederösterreich von bis zu 3,5 Mio. EUR pro Jahr zur Verfügung.

Im Zusammenhang mit der Finanzierung von Privatuniversitäten durch vom Bund verschiedene öffentliche Geldgeber verwies der RH auf seine im Bericht „Österreichischer Hochschulraum“ (Reihe Bund 2017/54, TZ 10) getätigten Prüfungsfeststellungen, dass wesentliche Teile des Privatuniversitäten–Sektors mit öffentlichen Mitteln finanziert wurden, was insbesondere vor dem Hintergrund bedeutsam war, als dem Ministerium bei Privatuniversitäten keine Steuerungsmöglichkeit zukam
bzw. keine zentrale Koordinaton zwischen den einzelnen öfentlichen Geldgebern gegeben war.

Von Qualitätssicherung, wer sich da Universität nennen durfte, ist keine Rede:

Die Zulassung … erfolgte zunächst durch einen Akkreditierungsrat, seit 2012 durch die Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung Austria (AQ Austria). Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung verfügte über einen Genehmigungsvorbehalt aufgrund natonaler bildungspolitscher Interessen. Was unter „natonalen bildungspolitschen Interessen“ genau zu verstehen ist, war in keinem strategischen Dokument des Ministeriums näher konkretisiert.

Die Zulassung erfolgte auf Basis einer Privatuniversitäten–Akkrediterungsverordnung. Im Rahmen der Begutachtungen befasste die AQ Austria nur einen eingeschränkten Adressatenkreis. Beispielsweise war der Verfassungsdienst des Bundes nicht eingebunden, der die Vereinbarkeit von Gesetzes– und Verordnungsentwürfen mit dem Verfassungsrecht zu beurteilen hat.

Auf gesetzlicher Ebene waren die Voraussetzungen für den Betrieb einer Privatuniversität wenig determiniert. … Die jüngste Verordnung aus dem Jahr 2019 war in Teilbereichen jedoch noch weniger konkret als die vorherigen Verordnungen. Die AQ Austria hatte so einen großen Entscheidungsspielraum.

Der RH hielt fest, dass statistische Daten der Privatuniversitäten u.a. über Studierende und über das Personal im Vergleich zu den anderen Hochschulsektoren in geringerer Tiefe und Aussagekraft verfügbar waren. Dadurch waren Vergleiche mit den öffentlichen Universitäten nur eingeschränkt möglich.

Der RH empfahl .. , zur Wahrung der Unbefangenheit der Gutachterinnen
und Gutachter eine Abkühlphase für allfällige zukünftige Tätigkeiten der betreffenden Gutachterinnen und Gutachter an der antragstellenden Privatuniversität vorzusehen, um einen Anreiz für ein allenfalls ungerechtfertigt positives Gutachten von vornherein auszuschließen.

Am Ende des Berichtes finden sich die Eigentumsverhältnisse der einzelnen Privatuniversitäten, wo die Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften heraus sticht. Dabei handelt es sich bekanntlich um eine „reine Metastase“ anderer öffentlich finanzierter Träger:

Die Eigentümergesellschaft gehört der Medizinischen Universität Wien, der Technischen Universität Wien, dem Land Niederösterreich und der „EBG MedAustron GmbH“ zu je 25 %. Letztere gehört zu 100 % der „NÖ Immobilien Holding GmbH“, diese wiederum zu 100 % der „NÖ Landes–Beteiligungsholding GmbH“. Mit anderen Worten bietet die Meduni Wien den 90% aller Bewerber, denen sie mittels Mediziner-Aufnahmetest einen Studienplatz in Wien verweigert, gleich eine Alternative im Speckgürtel, falls es sich die leisten können.

Halten wir also für den Bereich der Mediziner-Ausbildung fest:

Die öffentliche Hand begrenzt die Zahl der öffentlichen Studienplätze um gleichzeitig angeblich Privatuniversitäten zu finanzieren, in dem sich Studierende zu inzwischen fast US-amerikanischen Preisen ein Studium finanzieren können, mit dem sie dann, wie auch die Absolventen an den öffentlichen Unis (siehe Drop–out–Anteil der Absolventinnen und Absolventen im RH Bericht) zu über einem Drittel nicht dem Gesundheitssystem zur Verfügung stehen …

Sowas muss man einmal (Hochul- und Gesundheits-) politisch schaffen!

Dafür finanziert die öffentliche Hand eine defizitär und mit hinterfragbarer Qualität arbeitende Akkreditierungsbehörde, die auf den offenbar in Österreich besonders grassierenden Wildwuchs der Privatunis keinen wirklichen Einfluss hat und stellt (in Form der öffentlichen Krankenhausträger) das Lehrpersonal.

Mit Ausnahme der Salzburger Paracelsus-Universität, haben die übrigen Einrichtungen auch keine nennenswerten Forschungsergebnisse, so dass Studierende im besten Fall von Praktikern, keinesfalls aber mehr von Forschenden unterrichtet werden.

Und dann frägt man sich wieder einmal, wenn öffentliche Hand, Studierende und Gesundheitssystem an dem System verlieren, wer ist da der Gewinner?


Zur Schieflage der Situation, oder der verschlissene Kurz

with one comment


Nachdem alle Sommerurlauber aus dem Ausland per Reisewarnung heimgestaut wurden, schien es heute unserem Bundeskanzler wieder angebracht uns die Welt zu erklären.

Wie sein Vorgänger BK Figl 1945 uns zu Weihnachten nichts geben konnte, (die obskure Geschichte des Tondukuments finden Sie hier) verspricht uns sein türkise Urenkel wenigstens einen normalen Sommer, 2021.

In der Sonder ZIB mutmaßte man sogleich von Informationen die der Kanzler wohl über Medikamente und Impfungen haben müsste, wenn er uns dieses Versprechen gibt, und vergessen scheint, wie uns der Bundesmaturant noch zu Beginn der Pandemie zuerst den Lock down für vorerst 14 Tage, dann bis Ostern und schließlich bis Pfingsten (also ebenso 2,5 Monate wie in Wuhan) stottern ausweitete.

Auch das Geschwafel über die unter dem Eindruck von Corona auszuweitenden internationalen Kontakte zu anderen Covid Musterschülern und Jugendaustausch Programme ua mit den Vereinigten Emiraten zeigten, dass längst alle Munition verschossen wurde.

BTW, Jugendaustausch mit den Emiraten, einem hot spot einer anderen Coronavirus Erkrankung, nämlich MERS, hätte keinem informierten Ghostwriter passieren dürfen. Auch die Streicheleinheiten für die betagteren Kurzwähler, denen jetzt plötzlich soziale Kontakte auch in der Pandemie versprochen werden, lösen nur mehr Kopfschütteln aus über eine Regierung, die gerade Distanzregeln in der Eigentumswohnung gesetzlich vorschreiben will.

Ich frage mich, wie lange die salbungsvollen Widersprüche noch medial funktionieren. Dem politisch an der Leine zappelnden ORF TV war der Auftritt eine Sonder ZIB wert und auch die großen Online Zeitungen übertrugen, aber nach den Kommentaren in den Sozialen Medien, locken die Selbstdarstellung-Piruetten unseres Kanzlers wenige mehr hervor, so dass irgendwann die Diktatur der Einschaltziffern schlagend wird.

Man kann es auch einfacher sagen:

Hätte Kurz geschwiegen, hätte man ihn für einen Bundeskanzler halten können.

Written by medicus58

28. August 2020 at 17:26

Das moralinsaure Vorurteil gegen die Jugend feiert in der Coronakrise fröhliche Urständ

leave a comment »


Da gab es früher die schwarze ÖVP, der selbst aus den eigenen Reihen vorgehalten wurde, dass Hände falten und Groschen halten ihr kleinster gemeinsamer Nenner geworden ist.

Das war übrigens 2006.

Schon 2003 hat es die Handarbeitslehrerin und Ministerin in Schlüssels blau-schwarzem Kabinett mit ihrem Vorurteil Party statt Kinder zum Spruch des Jahres gebracht und allen internen Querelen zum Trotz wurde auf Wandertagen dieser Regierung zu Gitarrenklängen Brauchtum gesungen. Eine Heil-e Welt, halt.

VP Vier Jahre später ging übrigens unser jetziger Bundesmaturant mit einem Geilomobil auf Jungwählerfang.

Wer glaubte, dass die ÖVP durch den Farbenwechsel auch ihre Weltsicht gewechselt hätte, der hat sich getäuscht. Angefeuert vom inzwischen slim gefitteten und scharf gescheiterten Kurz (und väterlich unterstützt vom Grünen Anschober) wird der Anstieg der positiven Teste weiterhin mit erhobenen Augenbrauen und Zeigefinger auf die ungzügelte Partylaune und dem Feierdrang der gewissenlosen Jungend geschoben.

Selbstverständlich stößt der ORF und sein aus der Religionsredaktion kommende Wissenschaftsredakteur ins selbe Horn.

Vergessen sind die ersten Cluster sangesfreudiger Kirchengänger, der Schuldige, der das Virus im Auto in unsere christliche Heimat bringt, ist der partygeile Jugendliche.

Na hoffentlich fährt er nicht auch im Geilomobil, weil dann vollendet er in wenigen Jahren das Werk Gottes, im kleinen Walsertal und am Ballhausplatz.

Written by medicus58

19. August 2020 at 09:15

Veröffentlicht in Gesundheitssystem

Tagged with , , , , , ,

Haben Lügen KURZe Beine oder fährt Corona Auto

with one comment


Manchmal frage ich mich, von welchen Daten Bundeskanzler Kurz und seine tückisch-grüne Kamoftruope sprechen, wenn mal „ein Drittel“ mal „schon über die Hälfte“ der positiv auf SARS COV2 Getesteten dieses aus dem Ausland eingeschleppt hätten.

Die Grafik der AGES (Stand 13.8.) gibt das nicht her und bei der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit ist niemand anderer Gesellschafter als die Republik Österreich.

Auch wenn man sich die Ergebnisse der dortigen Clusteranalysen im Detail ansieht, haben wir aktuell naturgemäß viel weniger eingeschleppte Fälle als zu Beginn der Pandemie.

Wie schon zuletzt hier geschrieben, muss es einen Zusammenhang geben, dass Länder mit wenigen Fällen einen höheren Anteil von draußen bekommen als jene, in denen die Fallzahlen höher sind, nur sollte man schon ein wenig bei der Wahrheit bleiben, oder keine Aufträge mehr an die AGES geben.

Written by medicus58

18. August 2020 at 17:56

Coronaviren: Grenzen sperren, denn das Böse kommt immer von außen!

with 2 comments


Offenbar entspricht es einem unausrottbarem Mythos, dass zwar auch die Verwandten und Freunde betrügen, rauben und morden, aber gefürchtet wird das Fremde.

Nachdem man mit der Sperre der Balkanroute (für Asylwerber) keinen politischen Blumentopf mehr kaufen kann, versuchen Politiker (nicht nur bei uns) die Pandemie als Vehikel für ein wohliges Burggefühl zu missbrauchen, um uns hinter sich zu scharen. Ob es Ihnen dabei primär um unseren Schutz geht bezweifle ich zunehmend.

Waren es zuerst – und für Trump noch immer – die Fledermaus-fressenden Chinesen, die an der Malaise schuld waren, sind es nun die Party-feiernden Kroatien Urlauber.
Zumindest bei uns, in Deutschland traf der politische Bannstrahl natürlich deren liebstes Urlaubsziel, eben Malle.

Selbstverständlich können Sie nun einwenden, dass Clusteranalysen gezeigt hätten, dass der tägliche Zuwachs an positiv Getesteten eben in beiden Ländern grad von dort stammt, geschenkt, aber im Kern ist das eben gleichgültig.

Dazu folgende Argumente:

Das Wesen einer Pandemie liegt eben darin, dass sich eine Gefahr weltweit verbreitet hat. Auch wenn die G’schicht in meinem kleinen Burghof bislang gut gelaufen ist, hilft mir das wenig, wenn Distanzierung absehbar meine einzige Verteidigung bleibt.
Seit Ostern tun die Verantwortlichen so, als müssten wir nur noch die nächste Woche, das nächste Monat, das Schuljahr, die Ferienzeit, … gut durchstehen, um einen Endsieg zu feiern. Offenbar gelang es der enormen PR-Kampagne zu vernebeln, dass die gesundheitliche Zukunft gerade der in der Pandemie-Bekämpfung erfolgreichsten Staaten in Wirklichkeit vom Verlauf in den am stärksten betroffenen Staaten abhängt, da eine ewige Abschottung völlig unrealistisch ist.

Das seit Monaten munter gespielte Spiel mit wechselnden Reisewarnung gibt nur vor den Bürger schützen zu wollen, ist aber fachlich für den Einzelfall völlig unsinnig, da Ihr individuelles Infektionsrisiko viel stärker von Ihrem Verhalten (egal ob Sie in einem österreichischen Schlachtbetrieb arbeiten müssen oder in der kroatischen Disco abfeiern wollen) bestimmt wird, als von den aktuellen Zahlen an Ihrem Aufenthaltsort.

Obwohl die Zahlen in den einzelnen Ländern wegen unterschiedlicher Teststrategien und Krankheitsdefinitionen letztendlich wenig aussagen und meist mit absoluten Zahlen an positiv Getesteten herumdiskutiert wird, hilft es die vorliegenden Daten auf die Einwohnergröße zu normieren und sich immer bewusst zu sein, ob die Graphen linear oder logarithmisch skaliert sind.

Wenn Sie sich den Screenshot aus dem heutigen Standard ansehen, so können Sie den gleitenden Mittelwert der täglich neu bestätigten Fälle normiert auf eine Million Einwohner einiger relevanten Länder vergleichen. (Online erlaubt es Ihnen der Standard auch weitere Länder anzuzeigen und auch die Parameter anzupassen).

Für Kroatien ergibt das aktuell 27,56 neue positiv Getestete/Mill EW und das liegt dort wo Portugal (20,06) liegt, für das schon länger eine Reisewarnung besteht, aber doch deutlich z.B. hinter den Niederlanden (41,77). Wer aktuell durch Österreich reiste weiß, dass sehr viele Niederländer bei uns Urlaub machen, aber während holländische Städte Touristen ersuchen daheim zu bleiben, habe ich das von unserer Regierung noch nicht gehört, dass man den niederländischen Touristen Ähnliches rät.

Was kann man aber von der Fürsorgepflicht unserer tückisch-grünen Regierung halten, wenn der Bannstrahl auf den Balkan gerichtet wird, aber die eigene Bevölkerung nicht vor den Virusträgern aus Amsterdam und Den Haag schützt?

Die ehrwürdige BBC deckte vor vor zwei Wochen auf, dass die Mullahs im Iran vermutlich doppelt so viele Fälle hätten, als zugegeben (Coronavirus: Iran cover-up of deaths revealed by data leak) und die Welt erschauderte. Nun, die „offiziellen Zahlen“ geben für den Iran heute 27.65 täglich neu bestätigter Fälle/Mill EW an, was ja knapp Schweizer Verhältnisse wären (Schweiz 23,14). Aber, selbst wenn man diese Zahl verdoppeln würde liegen wir mit (Iran korrigiert) 55,3 noch immer kommod unter Spanien (86,93) und Bosnien und Herzegowina (aktuell 80,46) aber nur knapp über den Niederlanden (siehe oben).

Na, und weshalb Italien (7,21) noch kein Einreiseverbot gegen Österreich (19,99) ausgesprochen hat, bleibt völlig unklar.

Natürlich ist ein evidenzbasiertes Management der Pandemie nicht leicht, aber das sinnentleerte Gesäusel von Außenminister Schallenberg, das vorgibt unser aller Bestes zu wollen und in Wahrheit das Resultat der Formel
Machtanspruch x Medienwirksamkeit/Hilflosigkeit exp
Wirtschaftsinteressen x politische Rücksichtnahme
ist.

Verantwortungsvolle Gesundheitspolitik ist das nicht!

Written by medicus58

15. August 2020 at 15:41

Hier ist er, der Corona-Plan für den Herbst

with one comment


Während sich unsere Regierungsmitglieder noch für den nächsten Pressekonferenz-Marathon in Form bringen (Kogler hatte offenbar vor dem Sommergespräch seinen Visagistentermin schon hinter sich), aber noch völlig unklar ist, wie wir im zweiten Halbjahr Ampeln, Kindergärten, Schulen, Schnupfen Saison, Arbeitslosigkeit und Wirtschaftskrise zusammen kriegen sollen, darf ich Ihnen hier schon mein eigenes Konzept präsentieren.

Das Naserl im Fetzerl (für den Insider der Wiener Verkehrsbetriebe) und die Zungenspitze im Wangerl (für den Angliophilen) finden Sie hier gereiht nach Ihrer Wichtigkeit meine Vorschläge :

Wenn die Ampel GRÜN blinkt :

Als Erstmaßnahme zieht sich der gesamte ORF in die Quarantäne zurück und Armin Wolf macht einen Denial of Service Angriff auf die Socialen Medien.

Öffentliche Toiletten sind nur mehr in Schutzkleidung zu betreten.

Kindergärten werden ausnahmslos geschlossen und frei werdende, akademisierte PädagogInnen heben auf 1450 ab.

Wenn die Ampel GELB zeigt:

ORF III wird in SARS CoV2 umbenannt und bringt in Dauerschleife einander widersprechende Expertinnen, Experten und solche unbestimmter sexueller Rolle, die darum würfeln ob superspreadende Kinder nur im Home schooling oder im Präsenzunterricht aktiv werden dürfen.

Eine Verordnung des Gesundheitsminister erhöht den Mindestabstand in Laufhäusern auf 6 Meter.

Schulen bekommen 365 schulautonom zu vergebene Tage an denen der Unterricht schon vor 8 Uhr beendet wird.

Wenn die Ampel ORANGE zeigt:

Die Spitäler werden nur mehr für nachweislich Gesunde geöffnet.

Maskenpflicht für Verfassungsjuristen, vorgeschrieben werden luftdicht Masken, über eine optionale Pause alle 2 Stunden entscheidet noch das Arbeitsgericht.

Gasthäuser dürfen nur mehr Flüssig-breiiges anbieten, das über wiederverwendbare Strohröhrchen aufgenommen werden kann. Bezahlt wird in Bitcoins.

Der Volksgesundheit zu liebe wahlfahrtet das Kleine Walsertal nun zu Kurz auf den Ballhausplatz und nicht umgekehrt.

Anschober wird sich das Problem nun einmal anschauen, Edstadler schaut sich an, ob sich das Anschober auch anschaut und Nehammer veranlasst Massenverhaftungen.

Der ORF verzichtet auf jede Neuproduktion aus Rücksicht auf Budget und wiederholt die schönsten Berichte über Massengräber in New York. Den Schülern werden die gerade verteilten Tablets wieder weggenommen, damit auch jeder ORF Redakteur auf Skype gut rüber kommt.

Wenn die Ampel ROT zeigt:

Wahlen werden verboten. Die Beamten des Gesundheitsministerium werden zu einem verpflichtende Deutschkurs geschickt.

Der Bundeskanzler wird ermächtigt mit Not Verordnungen zu regieren, egal ob er gewählt wird oder nicht. Die Reisewarnung für Weißrussland wird aufgehoben.

Ab 10:00 vormittags wirft Mahrer täglich Geldbündel an bedürftige internationale Berater aus dem Fenster.

Tourismusministerin Köstinger bläst die Massentestungen in der Hotellerie ab ehe sie so richtig begonnen haben, da die Wattestäbchen ausgegangen sind während Bundeskanzler Kurz täglich eine Million Testungen verspricht.

Die Bezirksgrenzen zwischen Meidling und dem Waldviertel werden strittig und die Anwendung des bezirksweisen Ampel Systems ist in Gefahr.

Der VGH sieht Farbenblinde durch das Ampelsystem nicht richtig erfasst und bei der Wien Wahl gelten deshalb alle abgegebenen Stimmen als Türkis.

Written by medicus58

12. August 2020 at 17:32

Urlaub von Corona in Kurzistan IX: Die Ruhe vor dem Sturm

leave a comment »


Anfang August und irgendwie geht’s eh noch ganz gut. St. Wolfgang wird administriert, na klar am Wörthersee machen’s Party, vergunnt, aber zu Sicherheit tragen die wenigen, die in Museen gehen Maske. Uns geht’s eh viel besser als den anderen.

Im Gegensatz zu allen Ankündigungen testen wir nicht viel mehr oder nicht viel weniger als früher und das medial vor der Saison angekündigte große Testen im Tourismus floppte, aber auch egal.

Safe A Gütesiegel

Wofür all die externen Berater ihr Geld kassierten bleibt im Dunkeln, aber wir schummeln uns medizinisch gesehen noch immer gut durch die Pandemie und nur das scheint zu zählen.

Du glückliches Österreich maskiert Dich.

Schon werden Pläne für den Herbst geschmiedet (Schulmasken statt Schulmilch oder auch nicht) und zumindest verordnungstechnisch haben wir den Babyelefant aus dem Zimmer. Bemerkenswert ist jedoch, dass ein viel größerer Elefant unbemerkt oder zumindest politisch und medial übersehen wird, ob oder weil er viel beunruhigender ist, als sein Baby.

Egal ob und wie stark uns die nächste Infektionswelle treffen wird, wirtschaftlich wird sie uns weitgehend mittel- und hilflos treffen.

Für oft dubiose Maßnahmen geleerte Budgets, wegbrechende Steuereinnahmen, Arbeitslosigkeit, weniger Konsum, schrumpfende Wirtschaft werden ein größeres Problem darstellen als alle bisherigen und zukünftigen Gesundheitsprobleme, nur das Gegensteuern wird schwer, wenn man in den Nachrichten nicht jedem PCR-positiven Asymptomatischen einen arbeitslos gewordenen Unselbsständigen oder Konkurs reifen  Gewerbetreibenden gegenüber stellt.

Aber auch dafür wird sich unsere Regierung mit dem letzten Geld ein paar Berater holen.

Written by medicus58

7. August 2020 at 13:17

Urlaub von Corona VIII: Ist Österreich ausgestorben?

leave a comment »


Social Distancing ist vermutlich die sicherste Möglichkeit eine Ansteckung zu verhindern. In der österreichischen Provinz wird einem dies fast spukhaft vereinfacht, so ausgestorben ist alles, auch an manchen touristischen Anziehungspunkt.

Das abgebildete Stillleben wurde an einem der Orte geschossen von dem die Wikipedia schreibt, dass hier eines der bedeutendsten romanischen Bauwerken in Europas steht. Nicht nur der Busparkplatz ist leer, wie auch an vielen anderen Sehenswürdigkeiten, auch der Ort ist fast menschenleer. Eine Handvoll älterer Einheimischer sitzt in einer der beiden Konditoreien bei einem Bier, die Bäckerei hat nur am Vormittag kurz offen, die Kipferln und Schnecken in der Auslage werden morgen wohl etwas altbacken schmecken.

Auf der Straße trifft man niemand, Schuh- und Sportgeschäft haben mehrere Stunden Mittagspause, ein anderer Fachhändler Betriebsurlaub. Kein Wunder, dass Kärnten wenig Covid-19 Kranke hatte, das Virus hat sich selbst tot gelaufen. Und nochmals zur Erinnerung, das erlebt an nicht irgendwo, sondern neben wirklichen Sehenswürdigkeiten ersten Ranges.

Ähnliches findet sich auch in vielen anderen kleineren Orten, die mitten unter der Woche wie ausgestorben wirken, Gastwirtschaften und Händler geschlossen, kaum wer auf der Straße.

Es ist ein Gefühl, wie 2008 in London, als dort schon die Lokale leer standen als man bei uns noch nichts von einer Wirtschaftskrise wahrnahm.

Written by medicus58

6. August 2020 at 07:54

Urlaub von Corona in Kurzistan VII: Nahrungsaufnahme

leave a comment »


In Velden, am Donau Kanal,… viele beklagen, dass „die Leute, besonders die Jungen, feiern als gäbe es keinen Virus.“

Das mag an den genannten Orten wohl so sein, da fehlt mir die eigene Erfahrung, aber selbst auf den schönsten Plätzchen unseres Kurzistans hat man schon vor Anbruch der Dunkelheit, also gegen 19:00 bzw. 19:30 echt Schwierigkeiten noch ein normales Abendessen zu bekommen, geschweige sich im Trubel der Massen anzustecken.

Keine Einzelfälle, so erlebt im nördlichen Niederösterreich, in der Wachau, im Inntal, in Osttirol und selbst heute an einem der kleineren Kärntner Badeseen.

Ein kleiner, angeblich (Google Rezensionen) engagiert kochender Kleinbetriebe, der um 17:30 aufsperrt, hat um 17:35 leider keinen Platz mehr auf seinen 6 Tischen im Inneren. Draußen regnet und stürmt es, also keine Option.

Also nach nebenan ins leere Restaurant des leeren (kalt, Regen, Sturm) Seebades. Zwei einheimische Pensionisten vor je einem Bier, ein junger Mann (definitiv kein Einheimischer, Slowene?) macht sich am Zampfhahn zu schaffen und würdigt uns keines Blickes. Meine Frage, ob es was zum Essen gäbe, beantwortet eine der einheimischen Pensionistinnen „de haum so vü z’an trinken, de verkaffn es sogoar.“

Der junge Mann kommt nach weniger als 10 Minuten und bejaht freudig meine Erkundigung, ob es eine Speisekarte gibt. Bei der späteren Bestellung kam nochmal kurzfristig Ratlosigkeit auf, als er nachfragte, ob ich die Fritattensuppe „als Vorspeise“ haben wollte.

Am Ende waren Fritattensuppe und Kärntner Kasnudeln gar nicht mal so schlecht und das „Villacher“ eh außer Streit, nur Halligalli war es nicht. Sogar zum Zahlen musste man der, auch nicht einheimischen Kassiererin im inzwischen menschenleeren Lokal auflauern. Der Wind riss die Eingangstüre auf und wehte allfällige Viren aus der Gaststube, so dass virologische gesehen alles OK war, abgesehen von Salz und Pfefferstreuer am Tisch, aber das hatten wir eh schon in der Vergangenheit ventiliert.

Written by medicus58

4. August 2020 at 21:16

Veröffentlicht in Reisen

Tagged with , , , ,

Urlaub von Corona in Kurzistan und daneben VI

leave a comment »


Der Gang der Geschichte wollte es, dass sich das Heilige Land Tirol in drei Bruchstücken und auf zwei Länder erstreckt. Vergleicht man in den drei Teilen den Umgang der Hotellerie mit dem Coronavirus, dann fallen einem doch gravierende Unterschiede zwischen drei Häusern der jeweiligen Topkategorie auf.

Am vorbildlichsten scheint der Süden: Fieber messen beim Check-in, Masken auf allen Wegen im Hotel, außer bei der unmittelbaren Nahrungsaufnahme. An jeder Ecke ein Desinfektionsspender, der NICHT leer ist! Alles am Buffet, Obstsalat, Müsli, Schinken, Käse,.. in mundgerechte Portionen und in Klarsichthülle verpackt.

Auch der Norden hat es begriffen (die Ischgl-Überlebenden haben dort ja Zwischenstation gemacht), auch dort Desinfektionsspender am Selbstbedienungsbuffet, nur verwendet sie keiner, mal Maske, mal oben ohne.

Im Osten und im höchst bepunkteten Haus gibt man sich lässig. OK, am Buffet gabs nach langer Suche einen winzigen Desinfekionsspender, aber: einheitliches Vorlegebesteck, Obstsalat und Müsli, sowie alle anderen Goodies offen. Zum Tragen von Masken wird man nur auf einem Selbstkleber im Lift aufgefordert, machen tut das niemand. Höchstzahlen für die gleichzeitige Benutzung von Liften, Pools, Saunen,… Hearscht, wos isn des

Ehe Sie sich aber nun (zu Recht) über die auf den ersten Blick ja wirklich haarsträubend unterschiedlichen Interpretationen einer adäquaten Hygiene das Maul zerreissen, dürfen Sie mal raten, wo ich mir meinen (selbstlimitierten) Durchfall (Montezumas Rache) zugezogen habe.

Ich erspare Ihnen Details und hoffe Sie vertrauen auf meine medizinische und reisetechnische Vorerfahrung, aber alles sprach für eine Lebensmittel indizierte Enteritis durch einen PVC verpacktern Obstsalat im vorbildlichsten aller Betriebe.

OK, SARS CoV2 scheinen mir alle drei Betriebe erspart zu haben, aber eine ähnliche Durchfallerkrankung hatte ich bislang nur außerhalb von Europa. Ich darf daher Zweifel anmelden, ob alles so g’scheit ist, was aus hygienischer Sicht Sinn macht.

Written by medicus58

3. August 2020 at 10:20