Sprechstunde

über alles was uns krank macht

Archive for the ‘Herrgottswinkerl’ Category

Gorbatschows Aphorismen zur Lebensweisheit

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Die Amerikaner haben einen großen Fehler gemacht. Sie haben lauter als alle anderen verkündet: Wir brauchen eine neue Weltordnung, die demokratischer und gerechter ist. Und dann sie haben sich als Erste von dieser losgesagt.

Meine erste Reise nach Kanada war umwerfend. Im Jahr 1983 habe ich mich dort sieben Tage aufgehalten, und in dieser Zeit haben es die amerikanischen Radiostationen fertiggebracht, mich zu begraben: Sie kolportierten, ich hätte auf einer Party bei einem Minister zu viel getrunken, dann einen Herzinfarkt gehabt und sei anschließend gestorben. Das ist trotz allem ihr Stil … und sie tun sich schwer, ihn loszuwerden.

Sie wollten keinen Sozialismus mit menschlichem Gesicht – und bekamen einen Kapitalismus mit unmenschlichem Antlitz.

Ein Begriff, mit dem man alles charakterisieren kann, was in unserem Land geschieht, ist das Wort Wirren.

Unter der Führung der USA peilte die NATO einen Kurs in Richtung Erweiterung des Bündnisses durch die Aufnahme der Länder Zentral- und Osteuropas an und begründete diese Entscheidung damit, dass die Sicherheitsarchitektur dies erforderlich mache. Sicherheit erfordert doch schon per Definition immer das Vorliegen einer Gefahr. Doch wer hatte wem gedroht? Wer zum Beispiel hat Polen, Ungarn und Tschechien gedroht, die in die NATO drängten und die ersten Kandidaten für einen Beitritt waren? Wenn es eine Bedrohung gab, warum schrillten dann nicht die Alarmglocken, warum wurde keine Sitzung der Organe der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), des Europarats und des UNO-Sicherheitsrats einberufen?

Anfangs schaffte es Russland nicht, eine ablehnende Haltung einzunehmen – zur Zeit seines Besuchs in Polen 1993 unterzeichnete Jelzin sogar eine Erklärung, nach der es den russischen Interessen nicht widersprach, dass Polen in die NATO eintrat. Später hat sich unser Land besonnen und erklärt, dass es mit dem Erweiterungskurs des Nordatlantischen Bündnisses nicht einverstanden sei. Doch die Position Russlands wurde de facto gar nicht berücksichtigt.

Dieses Argument, das auf den ersten Blick unbestreitbar war, setzte jedoch voraus, dass man Russland als eine Art Außenstehenden in den Fragen der gemeinsamen Sicherheit betrachtete. Das Maximum, zu dem die Amerikaner bereit waren, bestand darin, die bittere Pille etwas zu versüßen. Aber das änderte nichts daran: Die Beziehungen zwischen Russland und dem Westen hatten einen irreparablen Schaden erlitten.

Das neue Russland: der Umbruch und das System Putin
Buch von Michail Sergejewitsch Gorbatschow 2015 (!)

Gorbatschows Aphorismen stammen auch aus diesem Buch. Er starb im August 2022.

Written by medicus58

10. April 2024 at 11:21

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Die Geschichte ist eine Tochter der Perspektive

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Foto: Russian pool via AP via Der Standard

Michail Gorbatschow und Wladimir Putin: Zwei Weltveränderer

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3. September 2022 at 17:32

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Der Bundesmaturant: Wenn endlich Inhalt und Ton übereinstimmen

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Written by medicus58

14. November 2020 at 20:04

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Was wir von Churchill für die Corona Pandemie lernen können

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Written by medicus58

13. November 2020 at 10:28

Es gibt sie noch, die Beamtenehre: Erich Neuwirth ins Herrgottswinkerl

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Ich kenne Prof. Neuwirth nicht und umgekehrt wird es sich wohl auch so verhalten.

Wie viele folge ich seinem „Gezwitscher“ und lese regelmäßig seinen Blog wo er akribisch Just the facts aus den Daten zur Coronapandemie aufarbeitet und zeigt, welche Einsichten grafisch gescheit gemachte „deskriptive Statistik“ erlaubt.

Als einer der wenigen Silberrücken, der sich die statistische Analyse der meisten seiner >90 wissenschaftlichen Peer-reviewed Papers selbst gemacht hat und als Reviewer von rund einem Dutzen wissenschaftlicher Journal weiß ich den Unterschied zwischen der Black Box von SIMS Geschwurbel und einfach sauberer Datenanalyse der zu schätzen. Ich denke, ich hätte ihn gerne als Lehrer gehabt, das hätte viel Autoditaktik erspart:

Was Neuwirth aber grad twittert, katapultiert ihn ins Herrgottswinkerl dieses Blog am Rande des WWW.

Das hinterlässt einen sprachlos

Written by medicus58

25. Oktober 2020 at 20:37

Liebe (verbliebene) Leser dieses Blogs

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leset das Dekamaron (oder Decamarone, wenn Sie so wollen).

Die Geschichten, die sich vor der Pest Geflohene hier zur Erheiterung, Erbauung und Tröstung erzählen, sagen viel über Menschen aus, die von einer Gefahr wissen, ohne sie zu erleben.

Nichts könnte besser zu unserer Situation passen als dieses Werk.

Natürlich hat man seit Beginn der Covid-19 Pandemie sofort und immer wieder an Camus Pest gedacht und überraschenderweise nicht an Ionescos Nashörner, was näher an den politischen Implikationen Camus war als Camus an der Epidemiologie.

Heute dröhnen wir unsere Ängste mit Streaming Diensten und Sozialen Medien nieder, niemand erzählt sich mehr Geschichten.

Wäre aber g’scheit.

Written by medicus58

22. Oktober 2020 at 10:38

Veröffentlicht in Herrgottswinkerl, Psychopathologie der Medizin

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Das Phantom der U Bahn

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Irgendwie spooky. Da hat mich doch grad wer in der U Bahn gegrüßt und ich habe keine Ahnung wer das war, denn er trug eine FFP2.

Stammt ja nicht von mir, aber Herr Kurz wird u. a. in die Österreichische Gesetzgebung eingehen, dass er es gleichzeitig geschafft hat uns ein Vermummungsverbot und eine Maskenberordnung zu verpassen.

A propos Phantom. In miesen Zeiten wie diesen sollte wieder was ins hiesige Herrgottswinkerl gestellt werden, also diesen Teil meines Blogs, wo das verträumt wird was wichtig und gut ist.

Als Fan guter Musicals, abseits des Tonleitergejaules aus dem Hause Disney ist Stephen Sondheim schon längst Bewohner des hiesigen Herrgottswinkerl, so wie Tim Rice der Librettist der ersten Erfolge Andrew Lloyd Webers. Letzterer hat es bislang nicht ins Winkel geschafft, was heute nachgeholt wird. Sondheim und Webber haben am selben Tag, dem 23.3.,Geburtstag, nur trennen sie 18 Jahre. Was sie aber vereint, beide gehören der Covid-Risikogruppe an und beide hocken, einer in UK, der andere auf der anderen Seite des Teiches in Selbstisolation.

Wie die beiden vor ein paar Tagen Alles Gute zum Geburtstag wünschten und Sondheim uns gleich mal das ausreichend lange Händewaschen-Ritual demonstrierte, ist einer der wenigen Lichtblicke in dieser ver-virten Zeit:

Link on Youtube

Written by medicus58

1. April 2020 at 17:00

Veröffentlicht in Herrgottswinkerl

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Max-imale Musik

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Auch wenn Österreich im Ausland heute eher mit Red Bull assoziiert wird, traditionell und in unserem Selbstbildnis sind wir das Land der Musik und Musiker.

Sie kennen ja den heuer besonders aktuellen Kalauer:

Das wesentliche Verdienst der Österreicher war es der Welt einzureden Hitler wäre Deutscher und Beethoven Österreicher gewesen.

Und wenn wir schon von Oberösterreich reden, dort würde vor 59 Jahren ein gewisser Max Nagl geboren, und der tut mehr für Österreichs Ruf als Musikland als so mancher weiß, also ab ins Herrgottswinkerl mit ihm.

Ich glaube zum ersten mal bin ich über eine Komposition Nagls gestolpert, als ich Cellivio, auch so eine unbekanntes Kleinod der österreichischen Musikszene, entdeckte, wie sie Nagls Kirtag spielten:

https://www.youtube.com/watch?v=jkKvfQjvgRI (ab 0:29)

Dieses Beispiel zeigt schon viel von dem was Nagls Musik so besonders macht. Einmal denkt man an Blasmusiker auf zu viel Gras oder Free Jazz am Schuachbandl, dann schaut Philip Reich und Steve Reich auf ein bisschen Minimalmusik, dann jazzt es plötzlich ein paar Takte dahin und man erinnert sich an Terry Rileys Jam Sessions eben auch im Porgy & Bess. Auf seiner aktuellsten CD läast „Moped“ an Erektionssstörungen bei „Deep Purple“ denken, und ist trotzdem höchst hörenswert.

Eben dort, in Wiens intimsten Jazzclub, wo einst das Rondell (Raucherkino – Riemergasse), kann man auch immer wieder die Naglprobe machen, wie Nagl seine Kompositionen so meint.

Kürzlich trat der Komponist und Eigeninterpret auf allerhand Saxophonen, umringt von neun kongenialen Partnern auf mehr oder weniger konventionellem Musikgerät (Theremin) lässt dort die Ohren wackeln zusammengehalten und getaktet durch einen (wie im Hörbeispiel https://youtu.be/JYPkTcZJF44) nachvollziehbar genialen Herbert Pirker an den „Fellen“.

Was Sie natürlich von der Konserve nicht hören, sind Max Nagls minimalistischen Ansagen der einzelnen Nummern, wo man sich schon mal fragen kann, ob die verbale Reduktion ein Abbild seiner minimalistischen Musik ist, oder er mit gewissem Recht davon ausgeht, dass man seiner Musik ohnehin nur zuhören muss, um sie zu verstehen.

Kompositorisch wirkt vieles aus der Minimal Music kommend, als Hörerlebnis wird es sehr rasch zur Maximal Music.

Max Nagl Trio „Bleistift“ – official video

Bemerkenswert für ein angeblich so musikalisch interessiertes Land wie Österreich, dass einer wie Max Nagl nicht bekannter geworden ist.

“ICH SEH MICH NICHT ALS JAZZER” – MICA-INTERVIEW MIT MAX NAGL

Written by medicus58

2. Februar 2020 at 15:23

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Liederlich

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Als ich jung war, galt das gruppenhafte Liedersingen in meinem Umfeld schon eher als zwanghaft, trotzdem erklärte man auch uns noch mit Johann Gottfried Seumes:

„Wo man singet, laß dich ruhig nieder, / Ohne Furcht, was man im Lande glaubt; / Wo man singet, wird kein Mensch beraubt; / Bösewichter haben keine Lieder.“

Seit Monaten poppen – meist vor Wahlen – im Eck der Burschenschafter nun Dinge hoch wie:

Da trat in ihre Mitte der Jude Ben Gurion: ,Gebt Gas, ihr alten Germanen, wir schaffen die siebte Million.

Rothschild hat das meiste Geld, schließlich muss in jedem Fache einer doch der Größte sein und so ist auch ohne Zweifel festgestellt das größte Schwein.

Entlastet ist der Nazipimmel, der frei blieb stets vom Rassenfimmel.

Jetzt mag die Justiz rasch entscheiden, ob derartige Ergüsse strafrechtlich relevant sind, oder „nur“ vulgärer und gefährlicher Müll sind. Wenn das alles (nach der Wahl) vermutlich rechtlich wieder im Sande verläuft, ohne dass ein Bösewicht gestellt wird, dann bleibt aber schon noch – losgelöst von allen rechtlichen und politischen Aspekten – die Frage offen, ob es den Verfassern und Sängern nicht aufgefallen ist, welch grottenschlechte und holpernde Reimchen das sind.

Da wird dem Deutschtum mit Versen gehuldigt, die Goethe und Schiller nichtmal im Vollrausch aus Feder und vermutlich auch nicht aus dem Mund gegwollen wären.

Auf einem Niveau, für das sich ein Taferlklassler schämen müsste, haben sich selbsternannte Eliten offenbar vor gar nicht langer Zeit mit sowas Mut zugesungen oder sich zumindest ohne Furcht, was man im Lande glaubt erheitert.

Sollte die Justiz entscheiden, dass das keine Bösewichter waren, die diesen liederlichen Lieder gesungen haben, so sind sie aber allemal strunzdumme Deppen, die die deutschen Sprache verhunzt haben.

Written by medicus58

6. November 2019 at 20:02

Faket die Faker oder die weiche Birne der Populisten

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Zufällig finden sich diese Woche zwei köstliche Beweise, wie weich die Birne jener ist, die uns stets mit großem Getöse versprechen die Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu berichten, während sie selbst auf jeden dummen Fake reinfallen und wie diese Erkenntnis ins Volk zu bringen ist. Nein, es geht nicht primär um das Ibiza-Video, mit dem sich offensichtlich die FPÖ selbst in die Luft gesprengt hat, so wie ich es mir bereits 2013 in meiner kranken Fantasie ausgemalt habe (Der FPÖ Wähler). Aber irgendwie dann doch auch.

Die sich thematisch und stilistisch noch im Selbstfindungsprozess befindliche ORF SendungGute Nacht Österreich“ demonstrierte wie schnell der mit Steuergeldern gefütterte Boulevard auf billige Fakes rein fällt, wenn die Quote winkt: https://www.derstandard.at/story/2000109484431/peter-klien-zeigt-mit-fake-skorpion-panikmache-von-krone-oesterreich (ab 10:30)

Den Vogel schoss aber am Freitag die ZDF Heute Show ab, die uns bildlich vor Augen führte, dass auch die Rest-FPÖ auch ohne Strache und Gudenus sich zum Narren machen, wenn man glaubt unter sich zu sein.
Man schickte einfach einen gefakten Reporter des „Alternativen Fernsehen Deutschlands (AfD TV)„, den genialen Fabian Köster, zu den Blauen.
(Für die mit der AfD und dem running Gag der Heute Show nicht so vertauten Ösis: Der AfD Politiker, den sie auf Aufforderung Kösters so anfeuern heißt natürlich Björn Höcke, aber:
Im März 2015 gab die Thüringer Allgemeine Höckes Vornamen irrtümlich mit „Bernd“ an. Nachdem Höcke sich darüber öffentlich empört hatte, benutzte Oliver Welke in der heute-show absichtlich den falschen Vornamen. Andere Satiriker taten es ihm nach. Später benutzten auch Sprecher der Tagesschau, das heute-journal, B.Z.DWDL.deFAZNeue Osnabrücker ZeitungNordwest-ZeitungSpiegel TV, Hamburger MorgenpostHuffpostMünchner MerkurSüdwestrundfunk und weitere absichtlich oder versehentlich den falschen Vornamen. Auch der FDP-Politiker Hans-Ulrich Rülke nannte im Oktober 2017 in einer Landtagsrede mehrfach den falschen Vornamen und bekräftigte auf Nachfrage: „Der Mann heißt Bernd. Ich weiß es definitiv aus der heute-show.“ Am 25. Januar 2018 erschien der Name „Bernd Höcke“ sogar in einer Pressemitteilung des Bundestages, die noch am selben Tag korrigiert wurde. Oliver Welke feierte dies in der heute-show als ultimativen Erfolg seines running gags.

Unsere Blauen, die sich dem deutschen Gast gegenüber natürlich bewundernd über den brauen Bruder AfD äußerten, vorzuführen, dass sie in Wirklichkeit keine Ahnung haben, wer dort das sagen hat, in dem sie gröllend „Bernd, Bernd“ skandieren und dass sie selbst genauso in eine plumpe Falle tappen wie ihr Ex-Heiliger Strache, ist schon ein Höhepunkt dessen, was aufklärerische Satire leisten kann.

Bei mir verdichtet es den Glauben, dass im 21.Jahrhunderte Erkenntnisse nicht mehr über (wissenschaftliche) Argumentation sondern zunehmend über Bilder zu betreiben ist: