Sprechstunde

über alles was uns krank macht

Archive for November 2023

Ärzten ist Werbung zurecht verboten, Apotheken dürfen

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Ärzten ist zurecht die Werbung verboten, denn niemand wünscht sich eine angefachte Nachfrage in einem bereits jetzt krachenden System. Außerdem haben wir (noch) innerhalb des Systems über den zwischen Ärztekammer und Gesundheitsversicherung ausgemachten Stellenplan eine Art Gebietsschutz. Kassenärzten ist es (m. E. zurecht) verboten so nebenher auch andere Leistungen feilzubieten.

Auch Apotheken haben einen Gebietsschutz. Niemand findet was dabei, dass die Apotheken neben den verschreibungspflichtigen Medikamenten auch andere Leistungen feilbieten: (Paramedizin, Kosmetika, Drogeriesortiment,…).

Bei meinen Online Spielen nerven mich nun schon seit Wochen stimmungmachende Apothekenwerbung.

Hier sieht offenbar niemand ein Problem in einer künstlich angefachten Nachfrage.

Wue schon in der Farm der Tiere sind halt manche etwS gleicher aks der Rest.

Written by medicus58

27. November 2023 at 19:05

Es werde wieder Licht, auf den Kaufmeilen

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Nicht nur über den Punschständen sondern auch im Laxenburger Schlossgarten, in Privatgärten leuchten uns Glühbirnen und LEDs den Weg zur Inneren Einkehr.

Letztes Jahr hatten wir schon schlechtes Gewissen am dunklen Kellergang das Licht anzuknipsen, heuer machen wir die Nacht zum Tag.

Ist der Ukrainekrieg vorbei?

Haben wir die Energiewende geschafft?

Braucht die Ukraine keine finanzielle Unterstützung in Form von Transitgebühren für russisches Gas mehr?

Kommt der Strom nicht mehr aus den Steckdosen sondern aus den Punschheferln?

Und dann wundert sich noch jemand, dass den – in manchen Fällen sehr berechtigten Warnungen – kaum mehr Gehör geschenkt wird.

Je älter ich werde desto eher verstehe ich, wie es zum Tanz auf dem Vulkan in den 20er Jahren und dem globalen Rechtsruck in den 30ern kommen konnte.

Written by medicus58

23. November 2023 at 09:20

Was ist von Gusenbauers solidarischer Hochleistungsgesellschaft geblieben?

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Zugegeben schon ein Weilchen her, seit ein SPÖ Spitzenkandidat eine Nationalratswahl gewonnen hat und noch länger her, seit das ein Aso (=Ex-Juso nach Dieter Hildebrand) aus NÖ geschafft hat.

Als Gegenentwurf zur Schüssel schen Ellbogengesellschaft mit katholischem Segen, fand ich die Idee damals nicht schlecht, umgesetzt ist sie halt nicht worden, nicht vom Gusi und schon gar nicht von seiner Partei.

Von einer Hochleistungsgesellschaft sind wir meilenweit entfernt, es sei denn es war damit gemeint, dass wir uns zahlreiche, aus Steuermitteln hoch bezahlte Berater, ausgelagerte Gesellschaften und parteinahe Institutionen leisten.

Immerhin haben damals noch Post, Bahn und Telekom funktioniert, ehe sie optimiert wurden. Die Post aller Miteigentümer fand ich heute erneut am Gangboden und nicht in den extra dafür angeschaften Standard-Briefkästen. Nach dem letzten Einsatz der A1 ist der Schaltkasten noch immer offen, trotz zweimaliger telefonischer Urgenz. Ja, und weniger sind die Verspätungen im Regionalverkehr auch nicht geworden.

Solidarisch?

My ass. Arbeitgebervertreter sehen sich im Recht eine rollierende Inflation von über 9% mit zwei-komma-irgendwas abzugelten.

Zwar hat man für unselbstständig Erwerbstätige weitgehen abgeschafft, halt aber auch mit einer Reduktion der Körperschaftssteuer, über die ohnehin immer weniger rein kommt, die andere Seite beglückt.

Wir kriegen zwar immer irgendwelche Boni, im Vergleich zu den Boni die an den Unternehmensspitzen ausbezahlt werden, sind diese geradezu lächerlich.

Na und der Visionär, der von der solidarischen Hochleistungsgesellschaft sprach, steht längst im Sold jener, gegen die er früher zu Felde zog. Halt so eine Art Richard der Dritte, zumindest nach Shakespeare: Wenn schon Schurke, dann richtig.

Gusenbauer und seine Tätigkeit bei Signa

Written by medicus58

17. November 2023 at 16:47

Minister Rauch glaubt an die Telemedizin, warum eigentlich?

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Heute (13.11.23) fand im Billrothhaus eine industriebasierte Veranstaltung über

TELEMEDIZIN
D I G I T A L V O R A M B U L A N T V O R ST A T I O N Ä R
I N T E R N A T I O N A L | I N N O V A T I V E | V ISI O N A R Y

statt: https://www.billrothhaus.at/images/pdf/Symposium_Telemedizin.pdf)

Der Veranstalter war das VI Institut auf dessen HP (https://vi-institute.at/ueber-uns/) man wörtlich Folgendes findet:
Der Gründer des VI Institutes, VIC LEE, ist einer der IT-Highflyer Asiens. Häufig wird er auch als Mitbegründer des größten Internetunternehmens Chinas (Tencent) bezeichnet.

Tencent Holdings Ltd.  (https://de.wikipedia.org/wiki/Tencent) verfügt über eine Marktkapitalisierung von 734,5 Milliarden US$ und verdient sein Geld mit Online-Diensten, Social Media, Spielen, E-Commerce, … etc.
Lokal steht die Firma VI Institut hinter DermaVisio NET, eine in den Medien breit beworbene Ferndiagnose des Melanoms, medizinische Bildanalysen und Apps mit Tagebuchfunktion vor dem Arztbesuch.

Die Veranstaltung wurde von Minister Rauch via Video mit einer Grußadresse (Digitalisierung gut, mach ma, nationale und internationale Strategie, …etc. ) eingeleitet. Ihm folgten eine Reihe von internationalen und nationalen SprecherInnen.

Warum der Gesundheitsminister (Gesundheitskasse, Finanzminister, ..), wie alle, die ich bei früheren Veranstalten dieser Art erleben musste, von diesen Ansätzen begeistert ist, leuchtet ein und wird auch auf der HP des VI Institut angesprochen:
Telemedizin hilft den Ärztemangel und die Grundversorgung im ländlichen Raum auszugleichen.
Weniger Hausärzte, Mangel an Pflegekräften, effizienteres Arbeiten,

Das mag eine Notwendigkeit sein, nur sollte man den Patienten klar sagen, dass durch die Telemedizin die im Gesundheitssystem entstandenen Defizite ausgeglichen werden sollen und dass sie nichts Zusätzliches bekommen. Auch wenn argumentiert wird, dass man so gleich eine Antwort vom System bekommt stimmen mich meine eigenen Erfahrungen und die meiner Umgebung mit 1450 während der Pandemie nicht gerade ermutigend. Die Stimmung war so wie bei zahllosen Helpdesk-Telefonaten mit immer mehr Bots (gestern z.B. A1) eher abhorrierend.

Wenn E. Pichlbauer (Potential benefits of telemedicine in Austria) meinte, dass die Versorgung der Patienten mehr in die Selbstversorgungsebene gebracht werden sollte (die meisten, die sich den Knöchel verstauchen gehören nicht ins Spital) hat im Prinzip Recht, liefert aber keine Beweise dafür, dass das durch bisherige Versuche die Health literacy der Patienten zu erhöhen oder das „beruhigende“ Telefonat mit 1450 nachhaltig gelungen ist.

Uneingeweihte mag es überraschen, wie viele, neben dem als Corona-Notruf bekannten 1450, schon andere Algorithmen-basierte Triage-Systeme oder Telemedizinische Konsultationen es schon längst gibt: Notruf Niederösterreich, Rettung Kirchschlag, Caritas Pflege, Teleradiologie in vielen österr. Spitälern

Eine der interviewten Ärztinnen verweist auf ihre Erfahrung, dass sie eine Bekannte, deren Enkelin in den USA (!) eine Spitalsgeburt hat, (offenbar per Telefon) erfolgreich beruhigen konnte. Jo, eh.

Leser dieses Blogs konnten über die Auswüchse der Telemedizin und die dahinter stehenden politischen Absichten seit über einem Jahrzehnt nachlesen:
2021: Dr. Watson und kein Wort über das Coronavirus
2018: Telemedizin, aber Hallo, Gesundheit: Zwischen den Zeilen des Regierungsprogramms,
2018: Von der Fernbehandlung zur Telepathologie,
2017: Ärzte waren gestern, heute diagnostizieren neuronale Netze, oder?
2017: Wer verdient denn an Ihrer Gesundheit?
2014: Drücken Sie die 1 wenn Sie krank sind oder die 0 wenn sie tot sind,
2012: Online Praxen, dort hat Ihr Arzt noch Zeit für Sie

Wenige Gesundheitspolitiker, Krankenkassenfunktionäre und leider auch Ärzte setzen sich ernsthaft sich mit diesen Entwicklungen auseinander und kapitalstarke Industrien drängen mit atemlosen Versprechungen auf den Gesundheitsmarkt. Überraschend kritisch äußerte sich Univ. Prof. Dr. Thomas Mück (AUVA Präsident und Präsident der Österr. Computergesellschaft) über den Plan des Ministers eine Auswerteplattform für alle Gesundheitsdaten zu generieren. Der WiGEV Direktor Binder, übrigens Dermatologe, hingegen spricht sich bedingungslos für Telemedizin aus.

Was in den anderen Vorträgen leider untergingen, sind einige Kardinalfragen:

Sicherheit von Gesundheitsdaten

2016 wurde Tencent, in das der Gründer des VI Instituts als Ex Senior Executive Vice President involviert ist, von Amnesty International „mit null von 100 Punkten“ als Schlusslicht ihrer Bewertungsliste zum Datenschutz für das Versenden von Nachrichten (WeChat und QQ) bewertet (Link).

Welche Folgekosten haben IT-Anwendungen im Gesundheitssystem?

Der Gründer des VI Institutes ist auch Gründer und Managing Partner von Virtus Inspire Ventures
und Vorsitzender von Virtus Inspire Asset Management, die aus Hongkong operieren. Nicht dass dies an sich böse ist, aber letztendlich holen wir uns Gewinn-orientierte Gruppierungen ins Gesundheitssystem, das sich jetzt schon nicht finanzieren lässt. Natürlich wird mit der erzielten Ersparnis, i.d.R. eine Reduktion an Angestellten mit höherer Qualifikation, argumentiert. Als jemand der Jahrzehnte in einem Eck der Medizin arbeitet, die von Anfang an viel Rechnerleistung, EDV und IT benützt, weiß ich, wie hoch die Folgekosten an Hard- und Software in der Realität sind. Denken sie nur, wie oft sich ihr Handy, ihr PC oder ihr Smart-TV updated, nur dass das im professionellen Bereich nie kostenfrei geht, die Anzahl der User drastisch geringer als im Consumerbereich ist und d.h. die natürlich entstehenden Kosten müssen auf wenige Kunden aufgeteilt werden. Hat ihnen schon irgendein IT Unternehmen eine Vollkostenrechnung über die kommenden 10 Jahre gegeben?

Wie ändern sich die ärztlichen Fähigkeiten durch Algorithmen-basierte Medizin?

In The Potential Dangers of Artificial Intelligence for Radiology and Radiologists wurde schon 2020 davor gewarnt, dass Hacker können CT Befunde massiv verändern. 2023 in AI in Radiology: Pros & Cons wird auf die Gefahr von lernenden diagnostischen Algorithmen, dass – wie bei allen Deep Learning Algorithmen – die Diagnosen NIE ERKLÄRBAR sein werden, sondern nur in großen Testserien immer wieder validiert werden können. Das gilt natürlich für jede Weiterentwicklung der Medizin, und Leitlinien ändern sich inzwischen alle paar Jahre!
Selbst auf der Homepage der Harvard University wurde im April 23 unter How Artificial Intelligence is Disrupting Medicine and What it Means for Physicians davor gewarnt, dass allfällige Biasis der medizinischen Forschung werden von AI perpetuiert, schließlich werden die Blechtrottel mit von Ärzten ausgesuchte Beispielen gefüttert.
Worüber es noch sehr wenige Studien gibt, was ich aber als vielleicht größtes Problem sehe, ist ein sehr menschliches Problem.
Je mehr uns die IT erklärt, dass das die Expertensysteme nicht nur besser Schach als unsere Weltmeister sondern auch besser diagnostizieren als unsere Dermatologen, desto mehr Ärzte werden in ihren Entscheidungen unsicherer werden.
Wenn, was dann meist kommt, letztendlich doch immer ein Arzt „drüber schauen“ muss, ehe wir operieren oder beerdigen, wird das in der Zukunft (wir haben jetzt schon zu wenige Ärzte) einfach nicht mehr möglich sein.

Es wird schon stimmen, was Hofmann-Wellenhof, Gründer einer Firma für Teledermatologie in der Steiermark, z.T. selbstkritisch bei der Veranstaltung sagte, dass 80% der Patienten mit Hautläsionen beim Hausarzt bleiben können, aber (Sensitivität und Spezifität ist halt a Hund) das Problem liegt halt daran, welche Patienten entgehen.
Schon 2018 hat aber eine Studie der Uni Birmingham verschiedener Apps ergeben: “But as per the British Association of Dermatologists recommendations, most apps cannot currently substitute dermatologist review when it comes to actual diagnosis.”

Ich halte ja unseren Gesundheitsminister, als Handelsschüler, Dipl. Sozialarbeiter und Berufspolitiker, für rein intellektuell nicht in der Lage das Gesamtproblem zu begreifen. Für ihn ist Telemedizin, vietnamesische Krankenschwestern und Apotheker, die den Blutdruck messen, der gestiegen ist, weil schon wieder ein Medikament nicht lieferbar ist nur medienwirksame Lösungsversprechen.

Da kann viel schief gehen und sehr teuer werden, viel mehr als bei der prinzipiell sinnvollen Zusammenlegung der Krankenkassen sinnlos Geld verpulvert wurde.
Darüber hat man bei der Veranstaltung, die er so optimistisch eröffnet hat, nichts gehört. Somit hat er auch nichts versäumt, weil er gar nicht vor Ort war, um zu sehen was er so vollmundig angepriesen hat.

Written by medicus58

13. November 2023 at 20:19

Das Image der Ärzte mag im A. sein, aber

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Wir schrieben 2013, als ich hier schon, dass das Image der Ärzte im Arsch wäre. Nach Monaten der Selbstzerfleischung der Ärztekammer hat sich die Lage nicht gerade verbessert.

Auch, dass sprichwörtlich Das Gute aus der Apotheke kommt wurde hier schon seziert.

Der aktuelle Rachefeldzug von Gesundheitsminister Rauch gegen die Ärztekammer mag uns ja gebühren, weil wir seit Jahrzenten dort Leute werkeln lassen, die alles tun, nur nicht die Interessen der Ärzteschaft vertreten.

Was mir aber schleierhaft ist, weshalb die Apothekerschaft, die es seit Jahren nicht schafft die Versorgungssicherheit mit hunderten Medikamenten sicher zu stelken, ein besserer Partner für eine Verbesserung des Gesundheitssystems sein soll. Versorgungsengpässe mit Kosmetika oder Homöopathika haben sie zwar nicht, aber finanziell sind sie von wenigen Apithekenverbünde und Importeuren, denen man wohl unterstelken darf, dass es ihnen nicht weniger ums Geld geht, als den Arztordinationen.

Auch wenn Rauch glaubt, in der Berufsvertretung der Pflege (Stichwort Community Nurse) einen kooperativeren Partner gefunden zu haben, wird er sich noch wundern. Jeder Turnusarzt könnte ihn da Geschichten erzählen.

Das Image der Ärzte ist seit Jahren im Arsch. Zu glauben, dass irgenwas besser oder billuger wird, wenn sich die Politikit der Pharmaindustrie oder der Pflege gegen die Ärzte verbündet, wird sich noch als Bumerang herausstelken.

Written by medicus58

9. November 2023 at 18:26