Sprechstunde

über alles was uns krank macht

Archive for Juli 2014

Ich glaub mich tritt ein Alpaca

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So nebenher läuft das Radio und ich höre im Radiodoktor, dem Ö1 Gesundheitsmagazin (http://oe1.orf.at/programm/378947), eineziemlich unkritische Werbung für die Tiergestützte Therapie mit Alpacas.
Hier die Sendungsbeschreibung

Die Gemeinde Gföhl im Waldviertel hat seit 2011 drei neue tierische Bewohner. Das wäre jetzt keine Meldung wert, handelte es sich bei den Dreien nicht um Alpacas. Deren Heimat liegt in den südamerikanischen Anden. Die Wolle der kuscheligen Tiere, die optisch einem Lama ähneln, war schon bei den Inkas begehrt.
Aber ihrem Besitzer, Dr. Wolfgang Schuhmayer, geht es nicht um die Körperbehaarung der Vierbeiner. Der Allgemeinmediziner setzt die Alpacas für therapeutische Zwecke ein.
Die sogenannte „tiergestützte Therapie“ erobert seit einigen Jahren immer mehr Bereiche. Zuerst wurden Tiere in Altersheimen eingesetzt. Dann ist natürlich die Hippotherapie zu nennen. Das Reiten auf Pferden unter physiotherapeutischer Anleitung kann bei vielen körperlichen Beeinträchtigungen hilfreich eingesetzt werden. Aber das sind nur einige der Einsatzmöglichkeiten von tiergestützter Therapie.
Dominique Stiefsohn hat Wolfgang Schuhmayer auf seinem Hof in Großmotten besucht und mit ihm über die Therapieerfolge mit Alpacas und über deren Besonderheiten gesprochen.

Ich liebe Alpacas, das Bild zeigt übrigens eine persönliche Begegnung in den chilenischen Anden, aber die Erfahrungsberichte des „Allgemeinmediziners Schuhmayer“ nehmen mich schon wunder, denn bisher ist mir Kollege Schuhmayer in anderen Rolle über den Weg gelaufen:

Selbstbeschreibung: http://www.aiaatr.com/kompetenz.html

Wirtschaftsjournalist
Mehrjährige Praxis in der Krankenpflege
Medizinstudium an der MedUni Wien
Notfallmedizinausbildung des Österreichischen Bundesheeres
Gastdozent an der MilAk Wr. Neustadt
Tätigkeit in der allgemeinmedizinischen Praxis
Medizinjournalist
10 Jahre Pharmaindustrie / Management
Verlagsleitung Österreich Medical Tribune
18 Jahre unabhängige Kommunikationsberatung mit Schwerpunkt Medizin/Gesundheit
Internat. Wissenschaftsjournalist (A,D,CZ,NL,USA)
Postgraduelle Beschäftigung mit dem Thema PTSD
Hospitierung an der MedUni Wien im Bereich ADHS & Autismus (b. Prof.in Dr. Brigitte Hackenberg)
Internationale ADHS-Publikation
Zusätzliche berufsbegleitende Ausbildung bei der Österr. Ges. f. tiergestützte Therapie
WIFI-Diplom: Personal Coach im tierassistierten Setting
Verschiedene Publikationen – zuletzt Fallstudie bei der ÖGPP-Jahresstagung (siehe Wissenschaft) April 2014
Wissenschafts- & Gesundheitspublizist – mit K. Zwiauer „Kindern helfen ohne Medikamente“
Tiertrainer

Als Geschäftsführer der MEDCOMMUNICATIONS GmbH(http://www.v-p-c.at/1.html) warb er in den letzten Jahren als „Arzt mit einer 35 jährigen Erfahrung als Medizinjournalist“ mit seinen guten Verbindungen zur überschaubaren Schar österreichischer Medizinjournalisten als Veranstalter von Pressekonferenzen und Werbestrategien.

Es sei schon an dieser Stelle verraten, dass wir etwa Full-Service-Pressekonferenzen inkl. Medienbeobachtung zu diesen Themenbereichen, sofern die Inhalte aus unserer Sicht medientauglich erscheinen und die Chemie mit der AuftraggeberIn stimmt, um 3.000.-€ (exkl. Abgaben) anbieten. Das ist tatsächlich der Satz unseres Gründungsjahres 1996.

Nicht dass Dr Schuhmayer 2011 (http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20120625_OTS0204/eroeffnung-des-alpacatherapiehofes) nun das Erste Institut für tiergestützte Therapie in Österreich eröffnet hat, halte ich für bemerkenswert, sondern dass der Kommunikationsberater von Ö1 alsTherapie(!)experte interviewt wurde:

Der Allgemeinmediziner setzt die Alpacas für therapeutische Zwecke ein. 

Die Tiergestützte Therapie (TGT) stellt eine nicht-medikamentöse Behandlungsoption in der Versorgung von Klienten mit psychischen Belastungszeichen dar. Ob diese krankheitswertig sind oder noch nicht, spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Das „Österreichische Institut für Alpaca-Therapie & Forschung“ (Austrian Institute for Alpaca Therapy & Research, AIATR) bietet diese Möglichkeit als einzige autorisierte Institution in Österreich an.

Na wenn es egal ist, ob was krankheitswertig ist oder nicht, dann freue ich mich auf zukünftig viele andere therapeutische Streichelzoos. Hoffentlich werden die dann vom Medienexperten Schuhmayer auch zertifiziert …

Aber:

Dieser Therapieansatz ist ein relativ junger. Erst vor 20 Jahren begann man, sich mit den therapeutischen Möglichkeiten des Einsatzes von Tieren intensiver zu befassen. Große Studien zum Therapieerfolg liegen bislang noch nicht vor. Lediglich Erfahrungsberichte und kleinere Studien belegen die Wirksamkeit der TGT.

Einem Schulmediziner würde man hier entgegenen, dass er eben keine Evidenz vorweisen kann, aber ein Medienprofi kommt trotzdem ins Radio ….

http://www.springermedizin.at/artikel/33461-tiergestuetzte-therapie

Wir haben keine Zugangsbeschränkungen, wir haben Zeit

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Arztzeit

Ein beliebtes politisches Werkzeug kommt derzeit bei unserem deutschen Nachbarn ins Gerede, es ist absehbar, dass wir uns auch bald damit beschäftigen werden.

Kontigentierungen sind außer in Kriegszeiten nichts wofür man an der Wahlurne Zustimmung erwarten kann und fixe Regeln sind für die Gesundheitspolitik immer unbeliebt, weil sie die Basis für die Intervention im Einzelfall verunmöglichen.

Wovon hier die Rede ist, ist die Wartezeit.

Personal wird aus den Ambulanzen abgezogen, die Refundierung bestimmter Leistungen werden kontigentiert, die Anzahl der Standorte eingefroren, pardon, gesichert, aber selbstverständlich stehen „alle Leistungen allen immer und uneingeschränkt zur Verfügung„.

An dem meiner bescheidenen Meinung nach absurden Konzept der Ärztekammer für Spitalsärztin/Spitalsarzt 2025 (Spezialisierung zur Qualitätsverbesserung ist out, im Spital gibt’s fachärztlichen Pannendienst http://wp.me/p1kfuX-Pr) fand BuMin Stöger „vieles gut“, nur halt nicht den Vorschlag, dass der „freie Spitalszugang“ für seine Wähler durch eine verpflichtende Überweisung aus der Niederlassung eingeschränkt werden sollte.

Mir kam das immer so vor, als würde man eigene Eingänge für Behinderte schaffen, die zufälligerweise nur über eine 60 cm hohe Stufe erreichbar sind: Man kann sich der Einrichtung rühmen, ohne dass man allzu große Angst vor einer kostentreibenden Benutzung derselben haben muss.

Ähnlich ist es mit der Zugänglichkeit zu fachärztlichen Leistungen in der Niederlassung.
Natürlich gibt es den Kassenvertragsarzt, aber Terminve erst in einem halben Jahr.

In Deutschland schrieb sich die Große Koalition vollmundig in den Koalitionsvertrag, dass zentralen Termin-Servicestellen innerhalb einer Woche einen Behandlungstermin vermitteln sollen und die Wartezeit bis zum Termin nicht mehr als vier Wochen betragen soll.
http://www.augsburger-allgemeine.de/politik/Aerzte-wehren-sich-gegen-verordnete-Termingarantie-id30830577.html

Nur leider können sich Ärztevertreter und Politik über keinen Lösungsweg einigen: Freie Arztwahl, alles ohnehin kein Problem, regionale Unterschiede, unbezahlte Überstunden, …

Das wahre Problem scheint darin zu liegen, dass in Deutschland wie in Österreich ein nicht unbeträchtlicher Teil der ärztlichen Leistungen (etwa 25%) NICHT von den Krankenversicherungen bezahlt wird und sich deshalb die Ärzte einen verordneten Zugang zu ihren Praxen fürchten wie die Pest.

Aber selbst der Vorstand der Niedersächsischen Krankenversicherung bringt es brutal auf den Punkt: Bei begrenzter Vergütung kann es nur begrenzte Leistungen geben. Und dies führt zwangsläufig zu längeren Wartezeiten.

Und wie plant die Große Koalition aus der Sache rauszukommen?
Richtig, durch Regionalisierung und Föderalismus:

Es ist klug, wenn die konkrete Lösung von den Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) in den jeweiligen Regionen gefunden wird, denn die wird in Berlin sicher anders aussehen als in Niedersachsen“, sagte Unions-Gesundheitsexperte Jens Spahn (CDU). „Wir setzen als Politik nur den klaren zeitlichen Rahmen.“…
http://www.augsburger-allgemeine.de/politik/Aerzte-wehren-sich-gegen-verordnete-Termingarantie-id30830577.html

Ach, ja …

Es werden Wetten angenommen, wie die Debatte in Österreich politisch gelöst wird, wenn sie herüberschwappt!

Weitere Links:

http://www.deutsche-gesundheits-nachrichten.de/2014/07/28/aerzte-verweigern-termingarantie-binnen-vier-wochen/

http://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/berufspolitik/article/865916/wartezeiten-debatte-aerzte-leisten-ueberstunden-millionenhoehe.html

http://www.focus.de/finanzen/versicherungen/krankenversicherung/gesundheitsminister-hermann-groehe-termingarantie-beim-arzt-kommt-2015_id_3999695.html

Nicht jeder Austriake sollte in Salzburg reden, Australier aber sehr wohl

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Salzburg2014

 

Dass der Jedermann nicht nach Salzburg passt, diese Erkenntnis verdanken wir Carl Merz und Helmut Qualtinger.

Dass in Zeiten, wo uns mangelnde Deutschkenntnisse einheimischer Polizistenanwärter wundern (http://kurier.at/chronik/oesterreich/aufnahmetest-duemmer-als-die-polizei-erlaubt-sieben-von-acht-scheiterten-beim-test/76.506.099), konnte die Eröffnung der Salzburger Festspiele 2014 nicht mehr erstaunen.
Mit welcher Monotonie und zielsicherer Fehlbetonung dieheimischen Politiker von Haslauer bis Ostermayer lustlos ihre fremdgeschriebenen Reden vortrugen, lässt sich noch eine Woche auf der ORF TVThek nachhören
(http://tvthek.orf.at/program/Festakt-zur-Eroeffnung-der-Salzburger-Festspiele-2014/8170650); dann wird sie hoffentlich in den dunklen Tiefen der Archive verschwinden.
Mit welcher Lebendigkeit, zielsicheren Wortwahl und feinem Humor deraustralische Historiker Christopher Clark jedoch die Festrede in deutscher Sprache hielt, bleibt hoffentlich noch länger auf Youtube abrufbar: http://youtu.be/74N-Ve4ce6E

Eingeladen wurde er sicher, weil er die für uns Österreicher schmeichelhafte These vertritt, dass wir uns die Schuld am I.Weltkrieg mit vielen alle anderen Staaten teilen dürfen.
Bewiesen hat er auf jeden Fall, dass die Verwechslung von Austria mit Australien uns inzwischen zur Ehre gereichen kann.

Written by medicus58

28. Juli 2014 at 17:49

Feminismus enthüllt: Menschen haben den Mond nie betreten !!!

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Mond

Als Neil Armstrong vor vier tagen und einem Vierteljahrhundert die Mondoberfläche betrat, sagte er nicht wie ausgemacht

That’s one small step for a man, one giant leap for mankind
„Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein riesiger Sprung für die Menschheit“

sondern

That’s one small step for man… one… giant leap for mankind.
„Das ist ein kleiner Schritt für den Menschen… ein… riesiger Sprung für die Menschheit.“ http://de.wikipedia.org/wiki/Neil_Armstrong

Während seit damals die Verschwörungstheorien boomen, dass das ganze im TV Studie nachgestellt wurde, war sich die Mehrheit stets sicher,

dass der Mensch den Mond betreten hat!

Offenbar erst seit den 80er Jahren hinterfragte der Feminismus im englischsprachigen Raum, ob nun Man (im Sinne „des Menschen“) und Mankind (im Sinne „der Menschheit“) genderneutral wäre (Janice Moulton “The Myth of the Neutral ‘Man’” (in Vetterling-Braggin, 1981, pp. 100-115; revised from Vetterling-Braggin, et al, 1977, pp. 124-37).

Seit Casey Miller and Kate Swift (1976) häufen sich die soziologischen Studien, dass -angeblich – Männer wie Frauen immer nur Männer assoziieren, wenn es in Sätzen und Kapitelüberschriften diese Begriffe Verwendung finden.

Konsequent weitergedacht, hat also weder „der Mensch“, geschweige denn „die Menschheit“ jemals den Mond betreten.

Der Mond
, und hier sollte nun bitte James Brown assoziiert werden,
is a man’s world.

Nachfolgender Link könnte dabei helfen: http://youtu.be/juTeHsKPWhY
Zum Weiterlesen:

Meine Dienstgeberin gendert: KarteireiterInnen http://wp.me/p1kfuX-OD
Oral Sex mit Conchita am Life Ball http://wp.me/p1kfuX-Nz
Das Schöne an der Naturwissenschaft: Conchitas PSA Wert http://wp.me/p1kfuX-O8
Gendering http://wp.me/p1kfuX-dr

Written by medicus58

25. Juli 2014 at 07:35

www.Wer?bung: Der fehlerhafte Algorithmus

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wwwWerbung

Ich gestehe hiermit zum wiederholten Male, mich zu wiederholen,
aber die Internetwerbung nervt nicht nur, die personalisierte und kontextbezogene Werbung ist nach meiner täglichen Erfahrung einfach unausgereift und zielsicher daneben.
Schon im Februar 2012 habe ich unter Wir sind alle reich – die nächste Blase – die nächste Krise (http://wp.me/p1kfuX-5E ) versucht nachzuweisen, dass das Finanzierungskonzept der Internetmedien durch kontextbezogene Werbung nicht rechnen kann.

Eine Reihe absurder Fehlgriffe des jeweiligen Algorithmus wurden hier dokumentiert:

Billigflüge Jordanien und Jungfernhäutchen nähen in München:
http://sprechstunde.meinblog.at/?blogId=39118

Michael Häupls Beziehungskisten:
http://sprechstunde.meinblog.at/?blogId=32139

Kritischer Artikel gegen die Privatmedizin und Werbung dafür auf medianet.at
http://sprechstunde.meinblog.at/?blogId=53958
Ich greife das Thema erneut auf, weil mich eigene persönliche Erlebnisse in meiner Meinung bestärken, dass die personalisierte Werbung nichts anderes ist, als eine riesige Blase falscher Versprechungen einer Industrie, die unsere Printmedien killt, unsere Browser verlangsamt und unseren unfreiwilligen Datentransfer erhöht.

Beispiel eins: Seit ich über booking.com einige Hotels für eine Urlaubsrundreise gebucht habe, werde ich seit Wochen mit Angeboten, exakt dieses Servers für bombardiert, die mir Hotels zu diesen Städten und Zeitpunkten, an denen ich schon dort gebucht habe, angepriesen. Dass man die mitgeschickten Promocodes, die nachträglich eine Rabattierung genau für diese, bereits gebuchten, Hotels als Verarschung empfinden könnte, hat der Algorithmus offenbar übersehen.

Beispiel zwei: Ein vor einem Jahr von mir frequentiertes Hotel im schönen Bergamo schickte mir heute unaufgefordert eine Einladung für eine verbilligte Übernachtung mit Gratisdrink zum Tag der Deutschen Einheit. Offenbar unterscheidet dieser Algorithmus nicht zwischen der deutschen Sprache und der Nationalität. Als Ösi gehen die Feiern zum Tag der  deutschen Einheit mir ziemlich am Pürzel vorbei und meine Arbeitgeberin würde sich wundern, wenn ich – ohne meinen Urlaubsanspruch zu schmälern aus dem 03.10.2014 ein verlängertes Wochenende in Italien machen wollte.

Beispiel drei: Die emotionale Bindung an einen großen Versandhändler wird nicht gerade gestärkt, wenn er seiner Kundschaft gerade diese Schuhe nochmals anbietet, die erst kürzlich erstanden wurde.

Ebenso wenig wie sich der XXXLutz offenbar darüber Gedanken macht, dass der aufwendig produzierte Werbespot bei seiner dritten Wiederholung innerhalb eines Werbeblocks eher zu einer Versöhnung mit der alten Sitzecke führt, als dass man losspringen möchte, um sich ein neues Stück zu zu legen, scheinen die Programmierer des immer elaborierter funktionieren Internet-Targetings keinen Gedanken auf den Unterschied zwischen Koinzidenz und Kausalität zu verschwenden.
Ich frage mich, wie lange die Werbeindustrie in dieses Konzept noch Milliarden lehrt. Möglicherweise aber solange, bis wir alle beschließen nur mehr dort zu kaufen, wohin uns keine Werbung jemals gelockt hat.

Written by medicus58

24. Juli 2014 at 07:10

Spezialisierung zur Qualitätsverbesserung ist out, im Spital gibt’s fachärztlichen Pannendienst

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Arzt

Über die seit einigen Jahren von der Gesundheitspolitik verfolgten stillen Aushöhlung der fachärztlichen Leistungen im Krankenhaus konnte der regelmäßige Leser dieses Blogs schon 2012 unter Die Potemkinschen Spitäler (http://wp.me/p1kfuX-n8) lesen.

Bei seiner heutigen Pressekonferenz (Spitalsärztin/Spitalsarzt 2025), hat der Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Obmann der Bundeskurie der angestellten Ärzte, Harald Mayer nun ebenfalls der Aufgabe der bisher gesetzlich festgelegten Einteilung

Standardkrankenanstalten (Chirurgie + Interne Betten),
Schwerpunktkrankenanstalten und
Zentralkrankenanstalten (die grundsätzlich allen dem jeweiligen Stand der medizinischen Wissenschaft entsprechenden spezialisierten Einrichtungen enthalten)

das Wort geredet.

Weil Fachärzte offenbar zu teuer sind (egal, dass sie eine längere Ausbildung haben und meist die Endverantwortung für die schwierigeren Fälle haben), will man diese nur noch auf Abruf ins Spital holen, so eine Art medizinischer Bordsteinschwalbe. Für den Routinembetrieb reichen dann Ärzte ohne Spezialausbildung (heute also Praktiker, bald Fachärzte für Allgemeinmedizin).

Verstehen Sie mich richtig, hier geht es nicht um die fachliche Abwertung der „Allgemeinmediziner“, jedoch liegt es auf der Hand, dass der Einzelne nicht für alle medizinische Fragen eine so tiefe Kompetenz haben kann, wie sie erforderlich ist, wenn man offenkundig einen Patienten nicht mehr „mit den Mitteln der Praxis“ führen kann.

Wenn Harry Mayer, übrigens Facharzt für Unfallchirurgie, die fachärztliche Betreuung der Spitalspatienten (außer in einem Leitspital, schon wieder ein neuer Begriff) zukünftig in

Stationäre Betteneinheiten mit ambulanter fachärztlicher Betreuung

oder im
Regional-Krankenhaus mit Teilbesetzung und Rufbereitschaft

vorschlägt, die

aus einem Fachärztinnen/-ärzte-Pool, der für die gesamte Region zuständig ist (gespeist werden, deren) Mitglieder folglich auch pendeln müssen“,
stellt sich mir die Frage, ob er wirklich ein Vertreter der angestellen Ärzte ist, oder doch eher zum ÖAMTC wechseln sollte.

So absurd das Außenstehenden alles vorkommen möge, es ist eine klare politische Linie erkennbar:

Zuerst wurden von den Gesundheitspolitikern die reduzierten Organisationsformen in den Österr. Strukturplan Gesundheit aufgenommen.

Dann wird das in den Ländern in einer KH Betriebsordnung (Master-Betriebsorganisation im KAV: Da fährt die Eisenbahn drüber http://wp.me/p1kfuX-NSm) umgesetzt, die de facto nur mehr ein Belegarztkonzept darstellt.

Und nun schwenkt die Ärztekammer (ohne Diskussion mit den Betroffenen) auf die Linie ein und schlägt ein Nebenbeschäftigungskonzept für niedergelassene Ärzte vor.

Am Ende wird das Werkstück Patient auf ein Fließband gesetzt und kann nur hoffen, dass er rechtzeitig an der richtigen Montageeinheit vorbei kommt. Die Vorstellung, dass er hinter den Spitalsmauern für jedes der Sonderfächer (Innere, Chirurgie, Radiologie, Neurologie, Dermatologie, …) auch rund um die Uhr einen fachkompetenten Arzt vorfindet, kan ner sich abschminken.

Diese Vorhalteleistung wird nun auch von der Ärztekammer nicht mehr unterstützt. Ich frage mich, was man ihr für den Gesinnungwandel wohl angeboten hat.
Die geforderte Abschaffung der „Kollegialen Führung“ und Ersatz durch eine ärztliche Führungskraft kann es nicht sein:

Neu regeln würde die Bundeskurie außerdem die Führungsfrage: Die
Leitungsposition soll demnach nur ein Arzt oder eine Ärztin übernehmen können. Die kollegiale Führung, bestehend aus ärztlichem Direktor, Verwaltungsdirektor und der Leitung des Pflegedienstes, würde damit der Vergangenheit angehören.

Wenn das Harry Mayer glaubt, hat er und die ÖÄK die schon längst laufende Entwicklung in die Gegenrichtung wieder einmal verpennt.

Den Sommerlöchern von heute fehlt der Sommer

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Sommerloch

Erinnern Sie sich noch an die Sommerlöcher (engl. silly season) meiner Jugend?

Nessi das Monster aus Schottland,
Mann biss Hund oder
Problembär Bruno

verkürzten die Zeit bis zum wohlverdienten Urlaubsantritt oder zauberten noch ein leinmal das unbeschwerte Lächeln der vergangenen Urlaubserlebnisse herbei.

Ist es altersbedingt selektives Vergessen und nostalgische Verklärung der Zeit, in der man seine Zeit eher im Freibad als auf Twitter verbracht hat, aber der hormonverklärte Sonnenuntergang am Meer wurde schon längst vom waffeninduzierten Weltuntergang in Scheibchenform abgelöst.

Mussten sich die urlaubsbedingt ausgedünnten Nachrichtenagenturen ihre Schlagzeilen damals noch aus dem Gurkenglas fischen (Sauregurkenzeit), verdrängt der ächste militärische Gegenschlag, das nächste abgesoffene Flüchtlingsboot und der unerwartete Kollateralschaden, den scheinbar unüberbietbaren Horror der vorangegangenen Stunde.

Druck wird erhöhtRache wird geübtDemos werden abgehalten und allenthalben sterben Menschen,
dazwischen gedenken wir noch ein bißchen der Mondlandung am 20. Juli 1969.

Da hilft – wie so oft ein Blick in das, was fleissige Geister in derWikipedia zusammengetragen haben: Unter der Fülle an Ereignissen, die alle am 20. Juli stattgefunden haben (http://de.wikipedia.org/wiki/20._Juli) finden sich durchaus Beispiele dafür, dass auch früher im Sommerloch gestorben und gemordet wurde:

1546: Kaiser Karl V. verhängt über Kurfürst Johann Friedrich I. von Sachsen und Landgraf Philipp I. von Hessen die Reichsacht. Damit wird der Schmalkaldische Krieg mit der protestantischen Seite ausgelöst.

1552: Nach der Eroberung von Temesvar wird das Banat Bestandteil des Osmanischen Reiches. Die Osmanen verbreiten den Islam.

1630: Der schwedische König Gustav II. Adolf zieht nach seinem Eingreifen in den Dreißigjährigen Krieg in Stettin ein.

1632: Vor Wiesloch kommt es zu ersten Kämpfen zwischen schwedischen Einheiten unter Gustav II. Adolf und kaiserlich-bayerischer Reiterei, die die Schweden für sich entscheiden.

1728: Eine französische Flotte beginnt mit der Bombardierung von Tripolis, in dem sechstägigen Beschuss wird die nordafrikanische Korsarenstadt fast völlig zerstört.

1866: Die Österreichische Marine unter Admiral Wilhelm von Tegetthoffbesiegt die überlegene italienische Marine in der Seeschlacht von Lissa.

1881: Der Sioux-Häuptling Sitting Bull kapituliert mit seinen Gefährten in Fort Buford (Norddakota) gegenüber der United States Army.

1905: In Deutsch-Ostafrika beginnt der Maji-Maji-Aufstand.

1920: Die deutsche Regierung erlässt im Hinblick auf den Polnisch-Sowjetischen Krieg ein Waffenembargo und unterstreicht damit ihre Neutralitätserklärung für diesen Konflikt.

1944: Operation Walküre: Claus Graf Schenk von Stauffenberg verübt ein Attentat auf Adolf Hitler, das jedoch scheitert.

1949: Syrien schließt als letzter Kriegsgegner im Palästinakrieg ein Waffenstillstandsabkommen mit Israel.

1951: König Abdallah I. von Jordanien wird auf dem Tempelberg in Jerusalem ermordet.

1974: Zypern-Konflikt: Die Türkei besetzt als Folge des Militärputsches vom 15. Juli unter Berufung auf den Londoner Garantievertrag 1959 den Nordteil Zyperns.

1977: Libysche Artillerieeinheiten beschießen die ägyptische Grenzstadt as Sallum und den Halfaya-Pass, nachdem ein Protestmarsch gegen die Annäherung Ägyptens an Israel von ägyptischen Soldaten gestoppt worden ist. Damit beginnt der fünftägige Libysch-Ägyptische Grenzkrieg.

1985: Rassenunruhen veranlassen die südafrikanische Apartheid-Regierung für 36 Bezirke im Land den Ausnahmezustand zu verkünden.

1999: Mit einer Verhaftungswelle beginnt in der Volksrepublik China die systematische Verfolgung von Falun-Gong-Praktizierenden.

1999: Ernst Volker Staub und Daniela Klette, Mitglieder der seit April 1998 offiziell aufgelösten RAF, überfallen in Duisburg einen Geldtransporter mit einer Panzerfaust.

2001: Der Italienische Aktivist Carlo Giuliani wird während einer Demonstration zum G8-Gipfel in Genua von einem Polizistenerschossen.

Ok, diese Einträge umspannen – im Gegensatz zu meinem Kurzzeitgedächtnis – fast 500 Jahre, aber scheinen das Konstrukt der ruhigen Sommerzeit doch etwas löchrig zu schiessen. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass es früher sinnvoller schien, den Menschen ein friedliches Umfeld vorzugaukeln, um sie nicht am Konsumieren der Wirtschaftswundertüte zu hindern und jetzt einfach mehr unsere Kooperation am propagandistischen Endkampf eingefordert wird.

NYT :15th July 2014 In Call, Obama and Merkel Discuss ‘Cooperation’ on Intelligence http://www.nytimes.com/2014/07/16/world/europe/in-call-obama-and-merkel-discuss-cooperation-on-intelligence.html?

Auf Titos Gleisen in die Wolken

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Vor den letzten beidern Spielen der Fußballweltmeisterschaft 2014 hatte ich nur zwei Wünsche:

1. Es möge der bessere gewinnen
2. Der Sieger möge aus Südamerika kommen

Nachdem die Seleção gestern eher unrühmlich abgetreten ist, ruhen meine Hoffnungen noch wenige Stunden auf den Argentiniern, die noch zwischen der Deutschen Nationalmannschaft und dem ruhmumwölkten Olymp der Fußballwelt stehen.
Wenn Sie diesen Text lesen, wir sich wohl wieder bewahrheitet haben, dass im internationalen Fußball viele Mannschaften einem Ball nachlaufen, damit die Deutschen Meister werden, aber noch lässt es sich träumen.

Deshalb ein paar Fotos von einer der schönsten Bahnreisen, die man weltweit unternehmen kann:

Tren a las Nubes, der Zug in die Wolken
http://en.wikipedia.org/wiki/Tren_a_las_Nubes

Dabei handelt es sich eigentlich um eine, die Anden überquerende, Verbindung zwischen Argentinien und Chile, die aber derzeit nur für Touristen zwischen Salta (NO-Argentinien) und dem Viaduct La Polvorilla in 4,220 m befahren wird.

In der Vergangenheit gingen die Betreiber immer wieder in Konkurs, so dass es unsicher war, ob man zu einem bestimmten Zeitpunkt ein Ticket buchen konnte, derzeit scheint sich das Geschäft aber wieder zu rechnen und die Tickets lassen sich sogar schon im Internet (mit ein bißchen Spanisch) buchen ( http://www.trenalasnubes.com.ar/noroeste_argentino/turismo_salta/en_tren_a_las_nubes_home.html )

um in 15h 434 km zurück zu legen und sich über 29 Brücken, 21 Tunnel, 13 zum teil sehr spektakuläre Viadukte, 2 „Spiralen“ und 2 „Zigzags“ kutschieren zu lassen. Bei den letzten beiden Begriffen handelt es sich um technische Meisterleistungen, um auf engstem Raum einen maximale Höhenunterschied zu bewältigen, um die Steigung der Geleise nicht zu hoch werden zu lassen.

Unter den vielen Arbeitern, die die Gleise durch unwirtlichstens Gebiet legten war auch niemand geringerer als Josip Broz Tito. Mehr Details über die Geschichte des Projekts finden Sie hier.

http://www.flyer-de.de/Home/Adventure/Tren_a_las_Nubes/Geschichte/geschichte.html

Für diejenigen, die Angst vor der Höhenkrankheit haben, sind Sauerstoffflaschen an Bord, die von vereinzelten amerikanischen Touristen bisweilen hysterisch eingefordert werden. Alternativ kaufen Sie sich (ganz legal) ein Säckchen Coca-Blätter und kauen diese, bis Ihre Zungenspitze gefühllos wird, ein altes Indo-Hausmittel.

Written by medicus58

13. Juli 2014 at 11:17

Rock ’n’ Roll in der Geriatrie; Warum Wien bald mehr neurochirurgische Gangbetten hat

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OnlyRnR

 

Während vor knapp einem Monat die Urgoßväter des Rock ’n’ Roll, The Rolling Stones, ihre Show im Prater- pardon-Happel-Stadion abzogen, brachten diesen Mittwoch, gleich nebenan in der Krieau, ihremusikalischen Enkel von Metallica die Trommelfelle in Schwingungen. (http://derstandard.at/2000002895724/Metallica-Aktion-Reaktion-Abreaktion)

Während beide Truppen das sprichwörtliche Publikum von 8 – 80anziehen, kratzen die Stones selbst schon an der oberen Marke, bewegen sich die überlebenden Mitglieder von Metallica im Bereich der50-Somethings und wähnen sich – zumindest in Interviews – in ihren besten Jahren.

Da kommt ein medizinischer Bericht ((Lancet, 5 July 2014, Vol. 384, pp. 102) aus den USA gerade zur rechten Zeit:

Im Jänner 2013 suchte ein 50-Jähriger die Neurochirurgie der Hannover Medical School auf, da ihn seit 2 Wochen kontinuierlich zunehmende Kopfschmerzen peinigten. Anamnestisch fanden sich keine Auffälligkeiten, außer, dass er vor vier Wochen sich eines Konzerts vonMotörhead erfreuen durfte, die den vorgenannten Bands nicht nur im entfesselten Schalldruck mehr als ebenbürdig sind, sondern von deren Publikum obligat verlangt wird, seinen Schädel im Rhythmus der hämmernden Beats auf und ab zu bewegen. Eingeweihte und seit  jetzt auch Neurochirurgen nennen dies Headbanging.

Dr. Ariyan Pirayesh Islamian, der Autor des Artikels windet sich in einem Interview gehörig, um sich „nicht als smart-ass zu outen“, um eine generelle medizinische Warnung vor der Headbangerei auszusprechen, versucht aber seinen Fallbericht, immerhin im angesehenen Lancet als Erstbeschreibung einer neuen Risikogruppe zu positionieren:

„Our purpose was not only to entertain the readership with a quite
comical case report on complications of headbanging that confirms the reputation of Motörhead as undoubtedly one of the
hardest rock ’n’ roll bands on earth, but to sensitize the medical world for a certain subgroup of fans that may be endangered
when indulging themselves in excessive headbanging.“ (Quelle Aunt Minnie)

Die abruppten Beschleunigungs- und Abbremsmanöver können im Körper von – na sagen wir es mal so, nicht mehr ganz taufrischen – Fans zum Zerreisen kleinster Blutgefäße führen, die wiederum eine Sickerblutung zwischen Hirn und knöchernem Schädel bewirken. Wie in diesem Fall muss dieses Blutgerinsel dann in einem neurochirurgischen Eingriff entfernt werden. Man nennt dieses Andenken: Subduralhämatom, dass sich typischerweise so langsam wie bei unserem 50-jägrigen „Motörheadler“ entwickelt.
Das Wiener Gesundheitssystem möge sich also langsam auf einige zusätzliche neurochirurgische Gangbetten einstellen,schließlich plakatieren wir ja an den Stadtgrenzen:

Wien hat 1,7 Millionen Gehirne.

na uns so jung sind die bekanntlich ja nicht mehr …

Was lernen aber wir daraus? Der Rock ’n’ Roll ist endgültig in der Geriatrie angekommen.

PS: Exzessiver Alkoholkonsum, der ja angeblich auch zu so einem Musikgenuss dazu gehört, verstärkt das Risiko dieser Blutungen!

Beratungsleistungen im KAV: Ein Millionengeschäft

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Berater KAV

 

Für jedermann einsichtig, hat der Stadtrechnungshof der Stadt Wien unter der Zahl KA II – KAV-5/13 die Externen Beratungsleistungen der Unternehmung „Wiener Krankenanstaltenverbund“ zwischen 2009 und 2012 einer Prüfung unterzogen:
http://www.stadtrechnungshof.wien.at/ausschuss/01/01-12-KA-II-KAV-5-13.pdf

Anschließend ein paar Auszüge für diejenigen, die sich nicht durch das ganze Schriftstück wühlen wollen:

Es zeigte sich, dass die Generaldirektion keinen Gesamtüberblick über die von der Unternehmung extern vergebene Beratungsleistugen hatte. Zudem waren diese nicht immer auf den hierfür vorgesehenen Sachkonten verbucht.

Eine Reihe der geprüften externen BEratungsleistungen war den Kernaufgaben der Unternehmung „Wiener Krankenanstaltenverbund“ zuzurechnen, die grundsätzlich im Eigenbereich unter Ausnutzung der Personalressourcen der Unternehmung und des vorhandenen Fachwissens abgewickelt werden sollten.

Insbesondere sollte künftig die Festlegung des Umfanges und des Inhaltes benötigter Beratungsleistungen nicht den Beratungsunternehmen überlassen, sondern durch die Unternehmung vorgenommen und derartige Aufträge nur auf Grundlage detaillierter Leistungsfestlegungen vergeben werden.

Und für den untersuchten Zeitraum sprechen wir von einerAusgabensumme von 30.010.126,26 €, die fast ausschließlich durch die Generaldirektion vergeben wurde.

Übrigens ist der für die untersuchte Periode verantwortliche Generaldirektor inzwischen in Pension gegangen und die Ausschreibung seines Postens läuft gerade.
Dass sich aber seit 2012 in der Vergabepraxis irgendetwas gebessert hat, mag angesichts der vielen Herr(Frau)schaften von Accenture, Consulting AG, Deloitte, Ebner-Hohenauer Consulting, Ernst & Young, Lohfert & Lohfert, … etc. die sich die Türen in die Hand drücken, stark bezweifelt werden.

Andererseits ist es immer wieder bemerkenswert, mit welcher Klarheit die internen Kontrollstrukturen der Stadt Wien Probleme ansprechen, die dann von den politisch Verantwortlichen aber auch von den Medien, konsequenzlos ignoriert werden können.

Written by medicus58

8. Juli 2014 at 19:06

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