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Urlaubszeit, gefährliche Zeit: Management aus dem Hinterhalt

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Für den Durchschnittsbürger, zumindest den, der in einem bezahlten Arbeitsverhältnis steht, ist die Urlaubszeit eigentlich etwas Nettes.
Das 13. Gehalt trudelt ein und finanziert den Urlaub irgendwo zwischen Neusiedlersee und Südsee.

OK, bis dorthin und unmittelbar danach, zumindest für alle Nicht-Lehrer, wird es etwas dicht, weil die Arbeit der urlaubenden Kollegenschaft nicht liegenbleiben darf;
Aber auch die Chefetagen machen Urlaub, so dass man mit einer gewissen Sicherheit annehmen kann,
nach seinem Urlaub seinen Arbeitsplatz annähernd so vorzufinden, wie man ihn verlassen hat.

Um wie viel besser, glaubt der Uneingeweihte, muss es da den beamteten Mitarbeitern im öffentlichen Gesundheitswesen gehen.
Im Gegensatz zu den in der „freien Wirtschaft“ Arbeitenden, müssen sie sich nicht einmal Sorgen machen, dass ihnen nach Urlaubsende ein „blauer Brief“ droht, schließlich wachen Gewerkschaft und Personalvertretung über ihr Wohl und Weh,
und ändern tut sich doch im öffentlichen Sektor ohnehin nie etwas,
glauben die Uneingeweihten.

Nun, das war einmal und seit Jahren haben wir erlebt, dass gerade die Urlaubstzeit dazu verwendet wird, überfallsartig Weisungen dann herauszugeben, wenn man sich sicher sein kann, dass es nicht so schnell zu einem konzertierten Widerstand kommen wird.

Funktionieren tut dieses Management aus dem Hinterhalt zwar nicht immer, aber scheinbar immer öfters:

In einem beispiellosen Managementfehler teilte KAV GenDir Janßen z.B. an einem Freitag Nachmittag während der Urlaubszeit (1. August 2014) mit, dass ab sofort die Pflege Blutabnahmen und Infusionswechsel vorzunehmen hat und dass ihm (ich glaube mich erinnern zu können, dass er ein Monat einräumte) dann der flächendeckende Vollzug zu bestätigen wäre. Diskussion zwischen überraschten Ärzten und der nicht minder überraschten Pflege waren in den nächsten Wochen die Regel.
Selbst heute, nachdem diese Arbeitsumverteilung schon Teil der folgenden Verhandlungen über das Dienstzeitschema und der laufenden Akkreditierung von Ärzteausbildungsstellen (für die die Umsetzung des Pakets eigentlich Voraussetzung ist), hört man, dass die Umsetzung noch immer nicht überall und nicht ganz erfolgt ist….

Vor etwas mehr als einem Jahr, kurz vor der „Sommerpause“ wurde die Streikbereitschaft der Ärzteschaft groß:

Schau dir „AKH Streik 2015“ auf YouTube an: http://wp.me/p1kfuX-XI 
Streikabstimmung: Die Frage – Die Forderungen: http://wp.me/p1kfuX-Zh

Eine unter äußerst dubiosen Umständen plötzlich Anfang Juni 2015 von Wehsely am Vormittag verkündete und erst am Nachmittag von der Ärztekammer beschlossene Einigung, beendete die Diskussion abrupt und entließ alle Beteiligten in die Sommerferien.
Die Gewerkschaft triumphiert, haben ihr doch gleich drei Kammerfunktionäre für ihre Rolle gedankt und der Kammeramtsdirektor die frohe Botschaft seinem Du-Freund Meidlinger zugestellt:

KAV-Ärzte: Verwirrung um Einigung
http://www.gdgfsg.at/drupal1/index.php/nachrichten-leser/items/kav-aerzte-verwirrung-um-einigung.html

Präsidenten kommen und gehen, der wirkliche Strippenzieher der Ärztekammer bleibt. https://medicus58.wordpress.com/2015/07/05/prasidenten-kommen-und-gehen-der-wirkliche-strippenzieher-der-arztekammer-bleibt/

Nach der Urlaubszeit schlugen erneute Versuche den berechtigten Unmut von Ärzten und Pflege zu demonstrieren natürlich fehl
5. September – CARE Revolution Wien ruft zur Demonstration auf http://wp.me/p1kfuX-11G).

Wenn die Zeit auch nicht die Wunden heilt, macht sie es enorm schwer, die innere Emigration wieder zu verlassen.

Das KAAZG wurde in ganz Österreich umgesetzt, koste es was es wolle:

Neue Gehalts- und Dienstzeitschemata wurden einmal früher, einmal später, einmal im Konsens und ein anderes Mal durchgeboxt,
Fehlstunden vor sich her geschoben, so dass schon einmal ganze Abteilungen geschlossen hielten,
weil einfach am Ende des Durchrechnungszeitraumes niemand mehr ohne Verletzung der Arbeitshöchstzeit die Patienten versorgen konnte.
In Wien werden seit Monaten bestehende Dienstpläne „optimiert“ und Mitarbeiter gedrängt ihre Urlaubstage dann zu nehmen, wenn es für die Dienstgeberin am kostengünstigsten ist. Man stelle sich Ähnliches einmal bei den Metallern vor!

In vielen Bundesländern (Tirol, Bgld, OÖ, …) können immer mehr Stellen nicht besetzt werden, in Wien wird unter dem Zwang die anderweitig verplemperten Millionen plötzlich einzusparen (Da glurrt einen doch der blanke Wahnwitz an https://medicus58.wordpress.com/2016/06/14/da-glurrt-einem-doch-der-blanke-wahnwitz-an) banale Reinvestitionen zur Chefsache und trotz Arbeitszeitverkürzung zusätzliche Arztstellen und Überstunden gestrichen.

Ohne wirkliche mediale Aufmerksamkeit wird die Patientenversorgung durch Rufbereitschaft ausgehöhlt.

Die Arbeit der fehlenden Turnusärzte verrichten zunehmend Assistenzärzte, deren Facharztausbildung darunter leidet.

Statt der versprochenen personellen Stärkung der Notaufnahmen, um auch in den Nachtstunden die Patientenversorgung sicher zu stellen, wenn auf den Stationen immer weniger Fachärzte anwesend sind, werden Stellen gestrichen und das als konsensuale Maßnahme dargestellt (http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20160620_OTS0120/donauspital-weist-oevp-und-aerztekammer-kritik-an-fehlenden-nachtdiensten-zurueck).

Bei der Besetzung von Primariaten wird österreichweit (Wien, NÖ, …) gespart und Abteilungen zusammengelegt oder einfach geschlossen, als ob für die „Kontrollspanne“ Vorgesetzer keine Grenzen gelten würden und die Spitalsstrukturen so gut funktionieren würden, dass sich da jenseits der täglichen Routine keiner mehr um Strukturen und Weiterentwicklung kümmern müsste.

Einiges wird vereinfacht aber gut im folgenden Video zusammengefasst:

 

Es haben erneut die Ferien begonnen und wir werden sehen, was in dieser Zeit durchgeboxt wird?

Ausschließlich 12,h Stundendienste tagsüber und Einsparung, bestenfalls Rufbereitschaft von Fachärzte über Nacht?
Überstundenverbot?
Weitere Abteilungsschließungen? Wochenkliniken? Tageskliniken?
Stunden- oder Minutenkliniken – und die Patienten mit Komplikationen stranden in den Notfallaufnahmen?
Weitere Einsparungen durch Konzentration „teurer Therapien“ in die überfüllten Zentralspitäler?
(KAV: Superkalifragilistisch Expealigorisch https://medicus58.wordpress.com/2014/10/15/kav-superkalifragilistisch-expealigorisch/)
Weitere Übernahme der „lukarativen Fälle“ durch den privaten oder konfessionellen Bereich?
(http://www.krone.at/Oesterreich/Spital_ueberfuellt_Fast_2_Jahre_warten_auf_OP-Bandscheibenvorfall-Story-518016)

Verpflichtenden Arbeitszeitaufzeichnungen additiv zu Routinearbeit,
Zwang die Verantwortung der Rufbereitschaft zu übernehmen,
Rechtfertigungsdruck vor externen Beratern, …

Die Liste könnte endlos fortgesetzt werden ….

Wie gesagt, Urlaubszeit ist eine gefährliche Zeit, es droht Management aus dem Hinterhalt.

Und solange der Leidensdruck aller Betroffenen nicht so groß wird, dass echter Widerstand geleistet wird, wären die Verantwortlichen ja blöd, sich von ihrem Erfolgsmodell zu verabschieden …

PS: Sonntag nachts, konkret um 21:16 trudelte dann dann eine Mail eines Personalvertreters ein:

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

die Generaldirektion des Krankenanstaltenverbundes hat mir am Freitag mitgeteilt, dass folgende Maßnahmen mit 1. September 2016 auch gegen den Willen der Ärzte im KAV umgesetzt werden:

1. In allen KAV Häusern werden Wien weit 50 Nachtdiensträder ersatzlos gestrichen
2. Ca. die Hälfte der restlichen Dienste werden in 12,5 Stunden Schichtdienst einseitig umgewandelt

Ohne die in den ursprünglichen Vereinbarungen „flankierenden Maßnahmen“ des Verhandlungspaketes werden nur die Einsparungen durchgeboxt.
Weshalb unsere Personalvertreter Informationen über diese überfallartige Maßnahme erst nach zwei Tagen und dann zur nächtlichen Stunde (wohl unter Verzicht auf ihr EURO 2016 Vergnügen) weitergeben, ist eines der Mysterien des Wiener krankenanstaltenverbundes.

 

 

 

 

 

Written by medicus58

3. Juli 2016 at 18:14

Da glurrt einen doch der blanke Wahnwitz an

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Flowchart

Dass die Stadt Wien völlig überraschend Pleite ist, wissen Zeitungsleser seit langem, für die Stadtregierung und den Magistrat kam das aber offenbar etwas plötzlich. D
er Rechnungshof rechnet dem „Konzern Wien“ gerade vor, wie die Finanzschulden zwischen 2008 und 2012 von 1,46 Milliarden € auf 4,25 Milliarden angewachsen sind und kritisiert die Budget-Prognosen bis 2016 als unnachvollziehbar. Überdies bemängelt er das Fehlen tragfähigen Mittelfristplanung. Der Zeitraum zwischen 2012 und 2016 harrt noch einer Prüfung.
http://kurier.at/politik/inland/pruef-rohbericht-rechnungshof-zeigt-chaos-im-konzern-wien-auf/113.864.580

Wobei das alles nur die Spitze des Eisberges ist: Dazu kommen die ausgelagerten Schulden in den Firmen und Beteiligungen der Stadt. Die Verbindlichkeiten von Wiener Wohnen, Wien Kanal und dem Krankenanstaltenverbund gibt der RH mit 3,12 Milliarden Euro an – und geißelt die Intransparenz:
Vermögen und Schulden dieser Unternehmen „waren der Stadt Wien zuzurechnen, eine gesamthafte Darstellung fehlte im Rechnungsabschluss„.

Insgesamt leistet sich der „Konzern Wien 219 Teilbilanzen für drei Großunternehmungen (Wiener Wohnen, Wien Kanal, KAV) und 224 weitere Unternehmungen, was schwerlich als gänzlich ohne Absicht „passieren“ kann.
Der RH fand auch heraus, dass die Stadt Wien (ohne Gegenleistung) allein für dem Komplex Bank Austria zusätzlich noch (Stand 2012) mit 8,5 Milliarden Euro haftet.

Während das Land Kärnten aber wenigstens eine jährliche Provision für die Haftungen von der Hypo kassiert hat, verzichtet Wien überraschenderweise auf diese Einnahmequelle.

Egal, zu Jahresbeginn 2016 dämmerte es offenbar doch, dass was  passieren musste und man verkündete „die größte Verwaltungsreform der Geschichte“ und WiSta ward geboren: http://kurier.at/chronik/wien/wien-startet-groesste-verwaltungsreform-der-geschichte/194.075.741

Alle Prozesse sollen hinterfragt werden und alles soll für alle besser werden.

Auf der Ideenbörse des Magistrats tummeln sich so einschneidende Vorschläge, wie dass bei Sitzungen im Magistrat zukünftig Kaffee und Kekse eingespart werden sollen.

Auch die Abteilungsleiter des KAV erreichte vor Wochen eine Mail, die Presse berichtete, in der innerhalb einer Woche Vorschläge für eine 10%-ige Einsparung des gerade in den Zielvereinbarungen akzeptierten Budgets 2016 verlangt wurden.

Den vorläufigen Höhepunkt der hektischen Betriebsamkeit bot jedoch eine Mail, in der Anfang Juni ein neuer Prozess im KAV etabliert wurde:
Sollte eines der zum Teil schon sehr betagten Ultraschallgeräte ausfallen, wird ein einem mehrstufigen Verfahren geprüft, ob man das Ding überhaupt ersetzen muss. 

Kurz zusammengefasst soll das so gehen:

Fällt das Gerät aus, ist von den Ärzten ein mehrseitiges Formular auszufüllen,
in dem die Anzahl der täglichen Untersuchungen
(wäre eigentlich in einem modernen RIS auf Knopfdruck ablesbar, nur hat sowas der KAV halt nicht flächendeckend!),

die Regelbetriebszeit, Gerätebezeichnung, Schallkopfausstattung
(sollte das nicht aus der Inventarliste hervorgehen?,
haben Ärzte nichts anderes zu tun?,
wäre das laut aktuellem Master-Plan Aufgabe der Stationsassistentinen- schwestern, die für die täglichen Abläufe zuständig sind?
)

auszufüllen und eine mehrzeilige Fehlerbeschreibung anzugeben
(waren nicht einmal Ärzte für die PAtientenfehler und Techniker für die Gerätefehler zuständig?).

Danach geht der Prozess mit Unterschrift des Arztes UND Unterschrift des Abteilungsvorstand
(sonst haben die ja eh nix zu tun!)
an die Medizintechnik im Haus, die auch ein paar Blätter ausfüllen darf und sich vor dem weiteren Prcedere einmal bei der zentralen Medizintechnik zwecks Prüfung der Alternativen rückversichern muss.

Dann prüft die lokale Medizintechnik selbst weiter und suchen eine Alternative.
(dass, sollte wider Erwarten am Ende eine Beschaffung heraus kommen, inzwischen die angegebenen Untersuchungen nicht durchgeführt werden können und wer das den Patienten erklären soll, verschweigt das Flowchart)

Unklar bleibt, ob einbrauch ma net“ aus dem Munde der Medizintechnik eine valide Alternative ist, um den Prozess zu beenden. Wenn sich niemand traut, statt eines Ultraschalls zum Beispiel eine Diaphanoskopie zu empfehlen, dann muss die Kollegiale Führung,
wohlgemerkt alle, also neben dem Ärztlichen Direktor auch Pflegedirektion, Verwaltungsdirektor und Technischer Direktor den Reinvestantrag unterschreiben.

Dann wandert das Schriftstück in den Vorstandsbereich Health Care Management.
Der prüft und auch wenn dort keine Lösung zu finden war, wird das Schriftstück auch von dort unterschrieben, um es dann dem Generaldirektor Stellvertreter persönlich vorzulegen.

Natürlich hat auch der noch die Möglichkeit eine alternative Lösung zu finden und das ganze abzuwürgen. Gelingt ihm das nicht, dann unterschreibt er eine Beschaffung.
Ob die dann unter dem aktuellen Budgetrestriktionen erfolgt mag nicht nur ein Pessimist bezweifeln.

Wenn Sie bisher weitergelesen haben, dann haben Sie Kafkas Roman Der Prozess sicher schon dreimal gelesen. Ich habe es nur auf einmal gebracht.

Das scheint mir schon ein Glanzstück, wie das Zeitbudget des Personals effizient eingesetzt wird, um ein paar Ultraschallgeräte einzusparen.

Ähnliches gilt für Dutzende andere Projekte (Sound!), wo enorm viel Zeit von verschiedenen Personalgruppen damit verbracht wird Listen zu schreiben, nur weil der KAV kein vernünftiges Warenwirtschaftssystem zusammenbringt.

Ärzte schreiben im Nachtdienst Tätigkeitsprotokolle über ihre laufende Tätigkeit, um zu beweisen, dass sie mit der Routine voll ausgelastet sind (merken Sie die Perfidie dieses Catch 22?).

Wir verbringen Stunden, die uns von der Patientenbetreuung abgehen, um hochbezahlten, jedoch völlig uninformierten externen Beratern die Medizin zu erklären, nur damit sie uns letztendlich mitteilen, dass wir nicht managen können.

Das kann nicht die Realität sein, das ist ein Albtraum.

Kafka hätte heute seinen Roman wohl Das Prozess-Management  genannt.

„,Wie ein Hund!‘ sagte er, es war, als sollte die Scham ihn überleben.“

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/belletristik/kafkas-saetze-51-scham-bedeutet-hoffnung-1667164.html

Written by medicus58

14. Juni 2016 at 21:48

Was der KAV vom Billa lernen kann oder Je suis IFES

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Piss in a cup

Nein,

damit will ich nicht ansprechen, dass die Stadt Wien die stationäre Gesundheitsversorgung immer billiger gibt
(der Name BILLA leitet sich bekanntlich von Billiger Laden ab).
Ich wollte mit der Überschrift einfach zum Ausdruck bringen, dass es die genannte Kette, wie bereits nahezu alle Einzelhändler begriffen haben,
dass sie sich am besten direkt bei denen informieren, deren Meinung man eigentlich wissen möchte.

Das (Kauf-)Verhalten ihrer Kunden über Kunden- bzw. Bankomatkarte zu personalisieren, ist den Firmen seit Jahren Rabatte in oft zweistelligen Prozentsätzen wert.

Klar,

könnte man auch ein Meinungsforschungsinstitut beauftragen um herauszufinden, ob Fräulein Müller in Bobo-Town lieber zum Smoothie oder zum dreifach linksdrehenden Bio-Joghurt greift, um dieses in genügender Stückzahl ins Regal wuchten zu können, aber via direkter Kundenbefragung mittels elektronischer Identifikation, geht das besser und erlaubt es sogar trotz inhärentem Gewinnstreben den Testpersonen regelmäßig Rabattmarkerln, Naturalrabatte (2 zum Preis von einem für Clubmitglieder) oder überhaupt ein paar Euro bar auf die Kralle zu legen.

Wir lernen daher, wenn man etwas in Erfahrung bringen möchte, frägt man am besten die Betroffenen und nicht ein Meinungsforschungsinstitut.

Wenn nun eine Gesundheitsstadträtin, die anscheinend von ihrer eigenen Propaganda benebelt nicht verstehen kann,
weshalb ihren Reform-, Dienstzeit- und Besoldungspaketen aus den Reihen der Ärzte geschlossene Ablehnung entgegengebracht wird,
sucht die Schuld in einzelnen Kammervertreter, inneren Konflikten der Ärzteschaft oder erklärt sich die Welt schlicht und einfach durch
die Reformverweigerung der „sich im Nachtdienst für ihre Privatordinationen ausschlafenden Oberärzte„.

Als selbst nach Aussendung einer Hochglanzbroschüre zur Besoldungsreform,
in der zuerst den meuternden Ärzten Monatsgehälter von 10 Millionen € pro Monat versprochen
und in der korrigierten 2.Auflage noch immer (auf Basis völlig irrealer Überstundenleistungenvon Bruttomonatsgehältern bis zu 10.000€ die Rede war (http://wp.me/p1kfuX-Yn),
nicht flächendeckend die Seligsprechung der Dienstgeberin gefordert wurde,
wollte es die Stadt Wien offensichtlich wirklich wissen und
beauftragte das Meinungsforschungsinstitut IFES ( Instituts für Empirische Sozialforschung) mit einer Telefonbefragung von KAV Ärzten.

Wir wollen gar nicht auf das befremdliche Verhalten der Dienstgeberin zu sprechen kommen, dass diese die privaten Telefonnummern ihrer Mitarbeiter an IFES übergeben hat, sondern nur anmerken, dass im Rahmen dieser strukturierten Interviews letztlich all das ab- bzw. hinterfragt wurde, was die Stadträtin den Medien schon längst als Fakten präsentiert hat:

Wie wirkt sich die Reform für Sie finanziell aus?
Komisch, seit Jahresbeginn trommelte die Stadträtin, dass die Ärzte 30% mehr verdienen werden, weshalb also die Frage?

Hat sich die Lebensqualität und Bindung an den KAV durch die neuen Regeln verbessert?
Natürlich nicht, sonst wäre die Aufregung der Ärzteschaft doch nicht so flächendeckend …

Wie haben Sie bei der Streikabstimmung abgestimmt?
Bei sehr hoher Wahlbeteiligung, trotz z.T. falscher Listen waren 93,5 Prozent der Ärzte sind zum Streik bereit.

Selbstverständlich stehen die Ergebnisse dieser Telefonbefragung bis heute unter Verschluss, aber angeblich war das Bild für den Auftraggeber noch nicht so klar und mitten in der Urlaubszeit hat das IFES einen Nachfolgeauftrag bekommen:

In den letzten Wochen wurden angeblich randomisiert KAV Ärzte zu getrennten Gesprächsworkshops (Turnusärzte, Fachärzte, Abteilungsleiter) eingeladen, wo erneut all die Fragen, die Stadträtin Wehsely schon längst den Medien gegenüber beantwortet hat, gestellt wurden.
Allein die auftretenden Rekrutierungsprobleme (die Runden waren viel kleiner als geplant) beantworten ja schon die Frage nach der Stimmung unter den über 3000 KAV Ärzten. Trotz Telefonaten, Mails und Rückrufen und Aufwandsentschädigung, schien es unmöglich die ca. 50 Leute für die Workshops zusammen zu kriegen.

In diesen Tagen hat die PRESSE darauf hingewiesen, wie viel Geld der KAV für externe Berater hinauswirft (2015: 4.305.453,96 Euro http://diepresse.com/home/panorama/wien/4788981/Wien_Teure-Beratung-fur-Spitalsbetreiber).
Aufmerksame Leser dieses Blogs hat das nicht überrascht, weil hier schon 2014 die Kritik des Stadtrechnungshofes zitiert wurde
(Beratungsleistungen im KAV: Ein Millionengeschäft http://wp.me/p1kfuX-P9), der darstellte, dass der
KAV zwischen 2009 und 2012 unter diesem Titel 30 Millionen Euro ausgegeben hat;
Dass das Peanuts im Vergleich zu den PR-Ausgaben der Stadt Wien insgesamt sind (Als gäb’s kein Morgen und wär das Gestern nie passiert: Inserate eines Wr. Wohnbaustadtrats http://wp.me/p1kfuX-lC), ist klar, macht die Sache nicht weniger ärgerlich, wenn andererseits für dringliche Reinvestitionen kein Geld da ist.

Vermutlich wird auch das Ergebnis dieses IFES Auftrages uns nie im Original zugänglich gemacht werden, jedoch hätte ein kurzes Überfliegen der internen Mail-Kommunikation der KAV Ärzte (Mail-Salat: Man muss den Mut Wiens bewundern angesichts des Unmuts im KAV http://wp.me/p1kfuX-Tk) jeder der in den Workshops gestellten Fragen sehr einfach beantworten lassen …

Sollte es der Stadtregierung nur darum gegangen sein, ein Feigenblatt vor die eigenen Defizite zu bestellen, dann hätte man das Geld für das IFES lieber auch einer kreativen Werbeagentur überweisen können, die dann farbgesättigte Scheinwelten unter die Wähler bringt, so wie bei der Mahü, der Seestadt, …etc.

Sollte es aber doch darum gegangen sein, unter Umgehung der üblichen Einflüsterer die wirklichen Ansichten des eigenen Personals in Erfahrung zu bringen, dann hätte es eine billiger Methode gegeben.
Eine Methode, zu der jede Führungsperson ohne Millionenbudgets für externe Berater alltäglich greift:

Man befrage seine Mitarbeiter direkt und (je nach Kontrollspanne) glaubt den Informationen der Führungspersonen im Kerngeschäft und rationalisiert diese nicht einfach als scheinbare Blockierer weg.

Master-Betriebsorganisation im KAV: Da fährt die Eisenbahn drüber http://wp.me/p1kfuX-NS 
Weg mit den Primarii!
http://wp.me/p1kfuX-HX
Aufstand der Primarärzte: einfach wegadministriert http://wp.me/p1kfuX-U2

Wer aber einen Konzern wie den KAV wahlweise mit gewerkschaftsstämmigen Parteifreunden oder abgehoben Schreibtisch-Nerds führen lässt, benötigt für diese Erkenntnis vermutlich auch wieder einen externen Berater.

Written by medicus58

7. August 2015 at 17:51

Veröffentlicht in Allgemein, Gesundheitssystem

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