Sprechstunde

über alles was uns krank macht

Posts Tagged ‘Kommerzialisierung

Der Herr gab uns die Schilddrüse, die konfessionell geführten Häuser, wollen sie uns wieder nehmen

leave a comment »


SD

Das Angebot folgt nicht nur der Nachfrage, sondern auch dem Geld.

Es werden nirgends so viele Schilddrüsen operiert, wie in Deutschland (80.000-100.000/Jahr) und Österreich.
Zugegeben, in Mitteleuropa ist die Kropfhäufigkeit relativ hoch, jedoch erklärt das die hohen Interventionszahlen nur ungenügend.

Dass die regionalen Operationshäufigkeiten für verschiedene Eingriffe – warum auch immer –mit dem Wohnort korreliert, hat erst kürzlich eine Analyse der Bertelsmann Stiftung gezeigt, wobei aber Schilddrüsenoperationen leider nicht publiziert wurden: (http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xchg/bst/hs.xsl/nachrichten_122108.htm)

Konzentrieren wir uns nur auf den Großraum Wien, dann fällt auf, wie viele der von privaten Trägern geführten Spitäler massiv und mit entsprechender PR um operationswillige Patienten buhlen.

Per APA-Aussendung verwies im November 2012 das Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern (Vinzenzgruppe) auf eine Erweiterung der OP-Kapazität hin, „um der steigenden Nachfrage an kurzfristigen Operationsterminen nachkommen zu können:

http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20121115_OTS0056/schilddruesenchirurgie-op-kapazitaet-erweitert

Ein Jahr später setzte man vom Herz-Jesu Krankenhaus nach und rühmte sich seiner Knopfloch-Chirurgie:
http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20131112_OTS0035/kropflos-durch-knopfloch-moderne-operations-methode-hilft-bei-schilddruesenerkrankungen

Auch dieses Haus ist ein „Unternehmen der Vinzenz Gruppe, deren Motto da lautet: „Medizin mit Qualität und Seele„.

Aber natürlich buhlen auch die öffentlich geführten Häuser um dieses Klientel (http://www.wienkav.at/kav/kar/ZeigeAktuell.asp?ID=21097), weil die Operation einer unkomplizierten Struma auch im LKF System lukrativ ist. Dort verliegen aber die weniger lukrativen Patienten mit ihren schweren chirurgischen Problemen die Betten, so dass viele der Patienten mit ihrem Chirurgen letztendlich doch wieder in die genannten Häuser wandern.

Aber wie wir es ja in der Zahnheilkunde schon vor langer Zeit erlebt haben, bekommen die Platzhirschen in einem geöffneten Markt früher oder später Konkurrenz. Ich stieß bei einer Googelsuche (natürlich nach einem thyreologischen Thema) zufällig auf diese kontextbezogene Werbeeinschaltung, die mit einem Voucher unterlegt , mir Kroatien als besten (und billigsten) Ort in Europa empfiehlt, wo ich mich meiner Schilddrüse entledigen lassen kann.

Ob das überhaupt sinnvoll ist, das könnte nur ein von ökonomischen Überlegungen befreiter Thyreologe entscheiden, aber den scheint uns der Herr (an den ich nicht glaube) nicht vorgesehen zu haben.

Written by medicus58

26. September 2014 at 17:03

Kranke Häuser Seelsorge Starbucks

leave a comment »


Ich kann mich noch gut an meine Überraschung erinnern, wie ich Anfang der Neunziger überrascht war, dass das erste, was einem im Eingangsbereich einer nicht ganz unbekannten US-amerikanischen Universitätsklinik auffiel, eine McDonalds Filiale war. Dass zwei Mitglieder dieser Klinik kurz vorher einen Nobelpreis für ihre Entdeckung des LDL-Cholesterin Rezeptors erhalten haben, machte die Sache noch viel absurder.
Heute besteht auch in unseren Spitälern kaum mehr ein Unterschied zu den Einkaufsalleen großer Bahnhöfe, trotzdem verwundert die scheinbare Gleichrangigkeit mit der im Wiener AKH auf Seelsorge und Starbucks hingewiesen wird.

AKH

Written by medicus58

22. Februar 2014 at 19:41