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Coronavirus: Künstliche Intelligenz vs. Menschenverstand

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Wie schon die Alten Chinesen, nein, nicht unsere gerade stotternde Werkbank, wussten: Wünsche Deinen Feinden sie mögen in interessanten Zeiten leben.

Wir erleben gerade wieder einen gigantischen Selbstversuch, wie sich die Menschheit gegen eine plötzlich auftauchende Gefahr zu wehren versucht.

Waren es in der Antike die Philosophen, während der Pest noch die Priesterkaste, in der Neuzeit die Fachleute, zuletzt die Influenzer, erleben wir augenblicklich, dass wir den Handlungsanweisungen der Algorithmenschmiede der Technik folgen.

Haben Sie sich schon gefragt, warum plötzlich alle wissen, dass eine Reduktion der Sozial-Kontakte um ein Viertel, die Infektionen halbieren? Eben, ein einfacher Algorithmus, der das an einer genügend großen Fall Zahl durchspielt (Monte Carlo, heißt sowas in manchen Bereichen, die nicht einfach linear darstellbar sind).

Ist ja im Prinzip nichts Schlechtes und brachte uns in der Wettervorhersage auch schon viel Nutzen, hat uns aber bei so manchem Börsencrash seine Limits aufgezeigt.

Die Ursachen dafür sind meist in zwei Schwachstellen zu sehen: Einerseits ist es in hoch komplexen Systemen nicht leicht, alle Einflussfaktoren zu modellieren und für jeden Parameter die geeignete Gewichtung zu finden.

Wir probieren aber augenblicklich auch hier das Primat der Algorithmen über den gesunden Menschenverstand aus. Spannende Zeiten eben.

Einfacher ausgedrückt ist es natürlich sinnvoll in den Öffis nicht die Haltegriffe zu berühren, aber je nachdem, wie hoch ich die Viruslast am Haltegriff, die Fähigkeit des Virus auch überzuspringen und den Prozentsatz der Infizierten abschätzen, gleich zu sterben, krank zu werden und in Quarantäne zu gehen oder als Gesunder das Virus weiterzugeben einschätze, kann es am Ende durchaus sein, dass eine Notbremsung mehr Leuten das Genick bricht, als dass sie das Coronavirus zum Niesen bringt.

Link zum Statistik spielen.

Und ein parallel damals erschienene Artikel über die statistischen Unsicherheiten der Prognosen, den ich beim Abfassen meines Textes nicht kannte, der aber gut zum Thema passt:

A fiasco in the making? As the coronavirus pandemic takes hold, we are making decisions without reliable data Link

3 Antworten

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  1. Ich frag mich das erstens bei den Haltestangen in den Öffis…, also entweder ist der Anteil der schwer erkrankten wirklich gering, sonst hätte sich das virus über die öffis viel stärker verbreiten können, oder die übertragung findet häufiger über engen Körperkontakt und direkt über die Atemwege statt als über Schmierinfektion, oder ein Großteil ist schon infiziert, merkt es aber nicht, weil die Symptome mild oder nicht vorhanden sind.

    Und zweitens mit den Schulen…., SOLANGE keine Ausgangssperre herrscht, werden jetzt also den ganzen Tag lang Kinder aller Altersstufen quer durch die Stadt fahren und damit mehr Leute anstecken also wenn sie in der Schule herumsitzen und abends nach hause kommen. Ich denk mir das jeden Tag, wo ich sehe, wenn Eltern ihre Kinder mit zum Einkaufen nehmen, mit in die öffis, die Kinder husten und die Haltestangen anfassen. Das bekannte Problem mit den Großeltern, wobei die auch nur helfen, solange sie noch leben, es soll Familien geben, wo die Großeltern schon lange tot sind. Was ist mit den alleinerziehenden Müttern, die großteils prekär arbeiten.

    Und was mir zuallererst fehlt, der Staat muss ALLEN arbeitenden Menschen garantieren, dass der Lohn weiterrennt, sonst wird es sehr lange dauern, bis hustende Menschen nicht mehr in die Arbeit fahren und Kollegen anstecken. Die Garantie hab ich bisher noch nicht gesehen, nicht für alle. Das gehört geklärt und ausreichend kommuniziert. Nicht zu wissen, wie es weitergeht, ist von der Angst her genauso gefährlich wie das Virus und seine Folgen, wenn nicht gefährlicher.

    Felix W.

    12. März 2020 at 14:32

    • Bitte zwingen Sie mich nicht die Maßnahmen der Regierung im Detail zu klären, das schaffen nichtmal Regierungsmitglieder (Bildungsminister gestern in ZIB)
      Zu den Haltegriffe meine persönliche Meinung: Anhalten und danach, ehe Sie sich an den eigenen oder fremden Schleimhäuten berühren Händewaschen. Und ja, die Angst ist oft schlimmer als die Gefahr.

      medicus58

      12. März 2020 at 14:46

  2. […] so meine Bedenken dass sich die Entscheidungsträger zu sehr von Rechenmodellen leiten lassen (Coronavirus: Künstliche Intelligenz vs. Menschenverstand) und mir wurde Angst und Bang bei manchen Selbstdarstellern, die ihre und unsere Angst durch ein […]


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