Sprechstunde

über alles was uns krank macht

Pete Who?

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Pete

Wäre Pete Townshend nur das Mastermind der Gruppe „The Who“ gewesen, hätte dies eigentlich schon für ein Plätzchen in der Rock’n’Roll Hall of Fame gereicht, auch wenn er dort nicht das vordringlichste Ziel der Groupies war;
die kreischten dem auch-blauäuigen Sänger, Wuschelkopf Roger Daltrey (de.wikipedia.org/wiki/Roger_Daltrey)  zu.

No one knows what it’s like
To be the bad man
To be the sad man
Behind blue eyes

No one knows what it’s like
To be hated
To be fated
To telling only lies

But my dreams they aren’t as empty
As my conscience seems to be
I have hours, only lonely
My love is vengeance that’s never free

No one knows what it’s like
To feel these feelings
Like I do
And I blame you

Ob diese Stimmung zu seinen Gewaltorgien an Bühnenequipment und mancher Hoteleinrichtung führte, mögen andere beurteilen. Jedenfalls gaben seine Lyrics einer ganzen Generation Worte für ihre Gefühle:

People try to put us d-down (Talkin’ ’bout my generation)
Just because we g-g-get around (Talkin’ ’bout my generation)
Things they do look awful c-c-cold (Talkin’ ’bout my generation)
I hope I die before I get old (Talkin’ ’bout my generation)

Man kann Pete Townshend auch kaum den Vorwurf machen, dass er hinsichtlich der letzten Zeile nicht alles versucht hat, seinen Vorsatz zu erfüllen.

Auf einer seiner Soloplatten findet sich unter den Danksagungen auch der Dank an Remy Martin. Mit dem ihm eigenen Zynismus dankte er dem Hersteller, dass er den Stoff so teuer verkauft hat, dass er es sich nicht leisten konnte sich damit umzubringen.

Trotzdem verbrachte Townshend immer wieder in klinischer Behandlung, um seine – vor allem Alkohol- Sucht in den Griff zu bekommen.

Was mich an Townshend so fasziniert ist seine künstlerische Breite:

Vielleicht nicht der beste Rockgitarrist aller Zeiten, hat seine Art das Instrument zu spielen viele beeinflusst. Daneben experimentiert er bereits früh mit Synthesizern und elektronischen Klängen.
Die Texte zu den meisten seiner Songs schrieb er selbst und verband sie gerne zu zusammenhängenden Geschichten.
Während Tommy noch relativ leicht in eine Film- und Musicalfassung zu bringen war, waren spätere Projekte wie Lifehouse (1971),  The Iron Man (1989) und Psychoderelict (1993) so komplex, dass Versuche sie in Szene zu setzen wenig erfolgreich waren.

Zu meinem persönlichen Favorit, dem Soloprojekt White City: A Novel (1985), das der „Meister“ hier erklärt (youtu.be/FkBRLBCzPl4), gibt es ein kaum bekanntes Filmprojekt (youtu.be/7iFtg4JFgzE). Egal, bei mir läuft ohnehin ein Film ab, jedesmal wenn ich die Songs höre:

Face The Face ist ein gutes Beispiel für Townshends Freude am Wortspiel, das ihn sehr nahe an einen anderen Künstler bringt, der bald hier ins Herrgottswinkerl kommen wird: John Lennon.
youtu.be/NS3nRcwWktA

Face the face, got to face the face

You must have heard the cautionary tales
The dangers hidden on the cul-de-sac trails
From wiser men who’ve been through it all
And the ghosts of failures spray-canned up on the wall

We’ve got to judge the judge
Got to find the finds
We’ve got to scheme the schemes
Have to line the lines
We must stake the stakes
And show the shown
We must take the takes
And know the known
Try to place the place
Where we can face the face.
We got to face the face
Try to place the place
Where we can face the face
Face the face, got to face the face.

Got to
Got to

You must have tried and defied belief
Maybe found futility in insular grief
I need your hunger you need mine
A million appetites can swallow up time.

We’ve got to fool the fools
We got to plan the plans
We got to rule the rules
We got to stand the stands
We got to fight the fight
We must fall the falls
We got to light the light
We got to call the calls
We must race the race
So we can face the face
We got to race the race
We must race the race
So we can face the face
Face the face
We got to face the face
We got to race the race
We got to

Keep looking…..

New York! Chicago!
London and Glasgow!
Keep looking!

Keep on looking
Keep on cooking
Gotta stay on this case
Study the pix
Watch the flix
We’ve got to find the face.
Face the face ,got to face the face
Watch the flix
Got to

We’ve got to judge the judge
We got to find the finds
We’ve got to scheme the schemes
We got to line the lines
We got to fight the fight
We got to fall the falls
We got to light the light
We got to call the calls
Try to place the place
Where we can face the face.
We got to face the face…..
Try to place the place
Where we can face the face.
Try to place the place
Where we can face the face.
Keep looking, keep looking
We must race the race
So we can face the face.
We got to race the race
We must race the race.
So we can face the face
We got to face the face
We got to race the race

Und zum Abschluss Townshend als ekstatischer Tänzer zu Robert Parkers „Barefootin
youtu.be/J0SUEUryagU

Was Townshend auch immer als Künstler gemacht hat, gab es für ihn offenbar ein Motto:
Voller Einsatz oder GIVE BLOOD: youtu.be/yK7ijkbAyzc

Das fasziniert mich.

 

Nachtrag 2016:

https://www.panono.com/p/5lpwPWnyvouQ/embed?autorotate=false

Gestern schaute Pete, u.a. gemeinsam mit seinem Leadsänger Daltrey, seinem Bruder Simon an der zweiten Gitarre und Ringo-Starr-Sohn Zak Starkey an den Fellen,  auf seiner „The WHO hits 50“ Tour in der Wiener Stadthalle vorbei und bekam in unambitionierten Konzertkritiken zu hören, doch eher unambitioniert sein Werk (ein letztes mal? )  heruntergespult zu haben.

https://kurier.at/kultur/the-who-in-wien-alle-hits-wenig-inspiration/221.264.994
http://derstandard.at/2000044422568/The-Who-Worauf-du-Gift-nehmen-kannst

War es die Entfernung zum Tatort (CSI, pun intended), freundlicher beschrieben das Konzert die Salzburger Nachrichten:
http://www.salzburg.com/nachrichten/welt/kultur/sn/artikel/the-who-in-wien-die-oldies-sind-noch-alright-214043/

Und die Krone schrieb mir fast aus dem Herzen:
http://www.krone.at/musik/the-who-beschworen-den-geist-der-alten-tage-herauf-rock-highlight-story-529613

News textete Bekanntes etwas um: http://www.news.at/a/wien-konzert-the-who-kritik-7569609
Der ORF trug wenig mehr zum Thema bei und erklärte den ganz Jungen, was den die Mods waren: http://orf.at/stories/2358128/2358129/

Eines muss man dem Kurier aber lassen, er erwähnte den für mich vielleicht bewegendsten Moment des Abends,
als Pete mit feuchten Augen (waren es Tränen oder Schweiß in seinen Augen?) den tosenden Abschiedsapplaus relativierte, in dem er darauf hinwies, dass das Publikum hier einer Musik zujubelte, die er als „kleiner Bub“ (nicht Kind, wie im Kurier übersetzt) geschrieben hat.
Also applaudieren Sie jetzt dem kleinen Buben in mir zu.“

Townshend Vienna 2016

Wer sich in den letzten Jahren Petes Interviews angehört oder durchgelesen hat, der hat ihn jetzt verstanden.
Es hat ein Leben neben den WHO, ist bis heute musikalisch produktiv und sollte nicht nur als Nachlassverwalter einer großen Vergangenheit aufgefasst werden.

Ich habe den gestrigen Abend auch deshalb unheimlich genossen, Pete erstmals live sein depressiv-selbstreflexives „I’m one
(natürlich auf der Akkustischen) vortragen zu hören.

Every year is the same
And I feel it again,
I’m a loser – no chance to win.
Leaves start falling,
Come down is calling,
Loneliness starts sinking in.But I’m one.
I am one.
And I can see
That this is me,
And I will be,
You’ll all see
I’m the one.Where do you get
Those blue blue jeans?
Faded patched secret so tight.
Where do you get
That walk oh so lean?
Your shoes and your shirts
All just right.
But I’m one etc.I got a Gibson
Without a case
But I can’t get that even tanned look on my face.
Ill fitting clothes
I blend in the crowd,
Fingers so clumsy
Voice too loud.But I’m one.

Als er bei der „Gibson“ Zeile ankam, unterbrach er sich und brummte, dass man das eigentlich nur als 16-Jähriger singen könnte.

Ich kann mir niemanden vorstellen, der mit 71 noch einen Song wie My Generation vortragen kann, den er vor über 50 Jahren geschrieben hat und der noch immer zu seiner Person passt wie eine enge, ausgewaschene Jean, außer Pete Townshend.

https://www.youtube.com/watch?v=COGvYBtBSP4
https://www.youtube.com/watch?v=aM6f2RStLDg
https://www.youtube.com/watch?v=QTRCOH-H3pQ

Written by medicus58

29. Juni 2013 um 20:41

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