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Update des Web 2.0 ,die Unverlässlichkeit des Mausklicks und Virtualität der Zukunft
Web 2.0 ist ein Schlagwort, das für eine Reihe interaktiver und kollaborativer Elemente des Internets verwendet wird. Hierbei konsumiert der Nutzer nicht nur den Inhalt, er stellt als Prosument selbst Inhalt zur Verfügung. Der Begriff postuliert in Anlehnung an die Versionsnummern von Softwareprodukten eine neue Generation des Webs und grenzt diese von früheren Nutzungsarten ab erklärt uns Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Web_2.0 ) die letztendlich selbst ein Teil dieser postulierten Kollaboration ist und überall dort unzuverlässig wird, wo aktuelle Interessen kollidieren.
Zahllos sind die euphorischen Vorhersagen, welche neuen Formen der gesellschaftspolitischen Entwicklungen dadurch ermöglicht werden. Letztendlich dienten unsere Abstimmungen mittels Like-Button auf Facebook, unsere Unterstützungsunterschriften auf http://www.avaaz.org/de/ und unsere gebloggten Wortmeldungen aber nur dem Wissensdurst der Werbeindustrie und sind ohne Tränengas, Wasserwerfer oder Gummigeschosse durch das einfache Herunterfahren eines Servers aus der Welt zu schaffen.
So geschehen auf einem kleinen Server, auf dem ich vor vier Jahren begonnen habe zu bloggen (http://wp.me/p1kfuX-Sf). Natürlich ist das für den Gang der Weltgeschichte völlig belanglos, wenn meine Gedankensplitter der Nachwelt nicht mehr zugänglich sind, jedoch zeigt uns das Beispiel auch außerhalb von Nord-Korea die extreme Fremdbestimmtheit der uns scheinbar gewährten Interaktivität und Kollaborativität.
Wie sicher kann sich der stolze Bücherfreund sein, dass die scheinbar sicher in der Cloud verwahrten e-Books noch inhaltsident zu den Ausgaben sind, die dereinst gekauft wurden, wenn er wieder etwas nachlesen möchte, wenn zwischenzeitlich political correctness den Mohren von Venedig zum maximalpigmentierten venezianischen Gastarbeiter upgedatet hat, selbstverständlich ohne Rücksprache mit dem Buchbesitzer geschweige denn mit dem Barden aus Stratford-upon-Avon?
Auch wenn derartige Entwicklungen im Web am augenfälligsten sind, hat diese inhärente Instabilität auch alle anderen Bereiche unseres Lebens erfasst.
Die Finanzwirtschaft mit ihren enormen Mengen an Buchgeld, deren Saldi schon längst keiner mehr zu ziehen vermag.
Die Rohstoffwirtschaft, deren Preisgestaltung (siehe Ölpreis) offensichtlich weniger von Angebot und Nachfrage als von politisch motivierter Preisbildung abhängt. (Oder überzeugt es sie, dass das Schiefergas der Amerikaner ein ausreichender Grund dafür ist, dass unsere Benzinpreise in den Keller gefallen sind?)
Ich erspare mir weitere Aufzählungen, um nicht schon am Jahresbeginn in das Fahrwasser weltverschwörerischer Pessimismen zu geraten, jedoch scheint mir die Diskrepanz zwischen virtueller Zugänglichkeit und verlässlicher Realität noch selten so groß wie heute gewesen zu sein.
Innerhalb von Sekunden wissen wir, wenn wo ein Flugzeug abgeschossen wurde oder verschwunden ist, nach Monaten und intensivsten Untersuchungen erklärt uns keine halbwegs unverdächtige Autorität mehr, weshalb es zu diesen Vorgängen gekommen ist.
Millionen klickten Untersützungen für Julian Assange oder Edward Snowden, als sie uns Informationen darüber zur Verfügung gestellt haben, wie die reale Macht uns regiert, jedoch wurde die Bastille nicht gestürmt und der eine sitzt offenbar weiterhin in der ecuadorianischen Botschaft in London, der andere, angewiesen auf Putins guten Willen in Russland.
Daran, dass sich die hochgejazzten Erwartungen an die Social Media als Motor einer Demokratisierung in Nordafrika (Arabischer Frühling 21.2.2011: RE=VO=LU=TI=ON http://wp.me/p1kfuX-ay) nicht erfüllt haben, braucht wohl nicht extra erwähnt werden.
Schlussfolgerung?
Lassen wir uns den Blick auf die realen Dinge des Lebens nicht vernebeln, die laufen noch immer analog …
Ein Fuß zuviel
Wer hat noch nicht vom Geheimnis der drei Füsse auf Pieter Bruegel des Älteren Gemälde „Bauernhochzeit“ gehört?
http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Bauernhochzeit
Anschauen kann man sich das ab sofort auch auf Google’s Art Project, auf dem man (nach Installation eines neuen Apps) u.a. auch durch die Hallen des
Wiener Kunsthistorischen Museums flanieren kann.
Faszinierend …. und niemand steht einem im Wege!
Ich geb’s ja zu
ich bin auf TWITTER http://de.wikipedia.org/wiki/Twitter ein ziemlicher Newbie (http://de.wikipedia.org/wiki/Neuling),
schätze das Medium jedoch, da eine Reihe von privaten und professionellen Teilnehmern immer wieder auf Netzinhalte hinweisen, die mir sonst sicher nicht bekannt geworden wären. Es soll heute nicht über die Gefahr des Web 2.X hingewiesen werden, dass diese selbstreferenzielle Informationsbeschaffung (i.d.R. sucht man sich Informationsquellen, die einem ähnlich sind, so dass die dadurch zurück kommenden Informationen tendenziell den eigenen Standpunkt bestätigen und nicht hinterfragen) thematisieren sondern eine oft nicht mehr zu ertragende Distanzlosigkeit vieler Teilnehmer.
Eher zufällig denn exemplarisch bekommt hier Rudi Fußi – der ewige Rebell (http://www.news.at/articles/1211/510/322021/rudi-fussi-der-rebell) – meinen Unmut ab.
Fußi, der vielen erst durch sein Anti-Eurofighter-Volksbegehren bekannt wurde und der aktuell hinter dem Volksbegehren “Steuergerechtigkeit Jetzt!” (http://www.hermitdemzaster.at/) steht.
Fußi, der schon einige Parteien ausprobiert hat (http://www.youtube.com/watch?v=Ng4-QMuz26Y).
Fußi, der zum Thema Wutbürger so einiges zu sagen hatte: http://www.youtube.com/watch?v=5lMBcQikwcc (sehens- und hörenswert)
Fußi (Kommuniziert gerne und ist stubenrein. PR-Mensch und Homo politicus. Meist gut gelaunt und pflegeleicht, außer es passt ihm was nicht)
7.288 Tweets 284 Following 1.281 Follower
kommunizierte heute seine Eingebung am Locus,
Ich hatte soeben am Klo eine Eingebung. Werde diese durchdenken und asap
(http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Abk%C3%BCrzungen_(Netzjargon)
mit Euch teilen.
Ja, man fühlt sich hier mitten im Geschehen, … aber will man das?
PS: Die Eingebung wurde (nach 17 min durchdenken) mitgeteilt, was aber hier nix zur Sache tut: #eingebung: tweeeeet. printmonatsmagazin,erstellt von der österr. twitteria mit #trending topics,#kommentaren,#battles&#ffs of the month
Die lange Geschichte einer großen Panik
In den USA verlangen immer mehr Frauen während ihrer Mammografie eine Abdeckung ihrer Schilddrüse, da sie sich vor einem strahleninduzierten Schilddrüsenkrebs fürchten. Aussagen wissenschaftlicher Organisationen, dass das
a) unnötig ist, weil die Schilddrüse kaum während der Mammografie außerhalb des Strahlenganges ist und daher „kaum Strahlung abbekommt“ und
b) diese Abdeckung die Positionierung in Einzelfällen so verschlechtern kann, dass es zu falschen Mammografiebefunden kommt
werden negiert.
Wie kam es dazu?
Am 27 Sept. 2010 brachte die „Dr. Oz Show“ im US amerikanischen TV einen Bericht über Schilddrüsenkrebs.
Völlig richtig wurde darauf hingewiesen, dass sich die Zahl der entdeckten Schilddrüsenkarzinome seit 1970 (vor allem bei Frauen) verdoppelt hat, was auf die bessere Diagnostik zurückzuführen ist.
Diese Beobachtung trifft auf alle gut entwickelten Gesundheitssysteme zu, wobei darauf hingewiesen werden muss, dass sich das Risiko an einem Schilddrüsenkrebs zu sterben in diesem Zeitraum REDUZIERT hat. Vielmehr wird heute diskutiert, dass man (ähnlich dem Prostatakarzinom) zu viele Karzinome („Haustierkrebs“) entdeckt, da die meisten ohnehin für den Träger zu keinen gesundheitlich nachteiligen Folgen geführt hätten.
Auf der Website der Sendung wurde auf die Strahlenempfindlichkeit der kindlichen Schilddrüse hingewiesen und dass es bei den „Bleischürzen“, die Patienten bei vielen Untersuchungen umgehängt werden, auch eine eigene Lasche gibt, um die Schilddrüse abzudecken.
Nach der Erstausstrahlung interessierte sich niemand für die Angelegenheit.
Nach der Wiederholung am 30. Dezember postete eine Dame, dass sie sich im Rahmen ihrer Mammografie nach diesem „Schilddrüsenschutz“ erkundigt hat und hören musste, dass die Assistentin ihr nicht sagen konnte, warum das nicht verwendet wird.
Dieses Posting verbreitete sich im WWW und kam am 22. März auch auf das Diskussionsforum der www.BreastCancer.org und etwas später auf das American Cancer Society’s cancer survivorship network discussion board.
Eine eigene Homepage wurde dem Thema gewidmet: http://www.snopes.com/medical/toxins/thyroidguard.asp und Frauen wurden aufgefordert, den „Schilddrüsen-Schutz“ einzufordern. Heute werden jedoch auch dort die entsprechenden gegenteiligen Statements angeführt.
Das Schwein war aber los und stolperte durch das globale Dorf:
In der Kinderabteilung des Sutter Amador Hospital, einem 52-Betten Spital in Jackson, CA, begann man sich über die vielen „Schilddrüsenveränderungen“ im Personal zu wundern und glaubte den kausalen Zusammenhang darin gefunden zu haben, dass die Abteilung direkt über dem Röntgen lokalisiert ist. Die Abteilung wurde verlegt. Ein externer Medizinphysiker prüfte und fand keine Auffälligkeiten, so dass die Abteilung vermutlich bald wieder zurücksiedeln wird.
Was lernen wir daraus?
Wenn etwas einen Web 2.0 drive bekommt, dann vernebelt die Eigendynamik nicht nur die Kritikfähigkeit der Laien, sondern auch die der Profis, die es besser wissen müssten, d.h.
- nicht Schlüsse aus wenigen Einzelfällen ziehen
- nicht auf gesichertes Wissen vergessen:
Schilddrüsenveränderungen sind häüfig
Die Strahlenempfindlichkeit der kindlichen Schilddrüse für J-131 und therapeutische Bestrahlung (!!) z.B. im Zuge einer Lymphomtherapie hat nichts mit der niedriggradigen Exposition in der Nähe einer Röntgeneinrichtung zu tun
für den Betrieb von Strahleneinrichtungen gelten strenge Grenzwerte, die behördlich überprüft werden - Kritikfähig gegenüber einer „Availibility Heuristik“ bleiben: d.h. heisst, Fehlschlüsse treten oft auf, weil man glaubt, dass ein Zusammenhang zwischen kürzlich erfahrenen Informationen (TV Sendung-Schilddrüsenkarzinom) eher vorliegt als zwischen länger zurückliegenden Informationen (Ausbildung) ..
- Selbstreflexion, ob eine flächendeckende Paranoia, von allen angelogen zu werden, einem nicht mehr schadet, als auf die Aussagen von Menschen zu vertrauen, die sich mit einem Sachverhalt seit Jahrzehnten wissenschaftlich auseinandersetzen.
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