Endlich das Dritte Geschlecht, aber da geht noch mehr …
Mit politischer Erleichterung wird über den deutschen Entschluss berichtet, die Dichotomie des Geschlechts, also entweder „Mandl“ oder „Weibl“, zugunsten einer dritten Variante aufzugeben. Auch in Österreich beeilten sich SPÖ und NEOS Ähnliches für unser Land der TöchterSöhne zu fordern. Die FPÖ ist, fast möchte man sagen natürlich, dagegen.
Es wäre billig über das Problem nur ein paar billige Witzchen zu reißen. Was mich aber antrieb diesen Eintrag zu verfassen, ist mein Ärger über die boulevardeske Fortschrittlichkeit, mit der die Politik reagierte, als ob ihr das Problem zuerst aufgefallen wäre und die jetzige Lösung schon den Stein der WeisInnen darstellen würde „Setzen wir jetzt ein klares Zeichen„.
(Vergleiche das elektronische Gendering, über das ich hier 2014 berichtete: Meine Dienstgeberin gendert: KarteireiterInnen.
Ich postuliere einmal, und rechne mit erboster Ablehnung, dass wir die Welt eben nicht mit Binnen-I-s ändern können und die persönliche Notsituation Betroffener nicht durch eine Passänderung aus der Welt geschafft ist.
Mich befällt auch angesichts der postwendenden Ablehnung auf unzensuriert.at vielmehr der Verdacht, dass die Sache, so wie viele andere in erster Linie der billigen Profilierung dient, um sich von der Gegenseite abzusetzen, ohne dass es viel kostet. Jedenfalls wäre es politisch viel mutiger, endlich die steuerrechtlichen Schlupflöcher zu schließen (Paradise Papers), die uns alle viel Geld kosten:
Wie Österreich im Kampf gegen Steueroasen bremst
Ich bezweifle auch, dass den sich jetzt lautstark profilierenden PolitikerInnen klar ist, dass das Problem schon längst in der Medizinischen Informatik bekannt ist und dort weitaus differenzierter angegangen wird als mit dem jetzt bejubelten Vorschlag.
HL7, ein internationaler Standard für den Austausch von Gesundheitsdaten zwischen Organisationen im Gesundheitswesen und deren Computersystemen kennt schon 4 Fälle:
weiblich/männlich/anderes/unbekannt
im ASTM sind es schon 9:
männlich/weiblich/unbekanntes Geschlecht/männlicher Pseudohermaphrodit/weiblicher Pseudohermaphrodit/Hermaphrodit/männlich geändert zu weiblich (transsexuell)/weiblich geändert zu männlich (transsexuell)/zweideutiges Geschlecht, nicht zuordenbar
und die UBIF braucht 14 Fälle um andere Einteilungscodes zueinander in Beziehung zu setzen.
Wobei es hier nicht darum geht, sich von den dumpfen Ewig Gestrigen abzusetzen, die die Zeichen der Zeit nicht erkennnen und dumpfen Vorurteilen nach hängen, hier geht es um wirklich medizinische Probleme, um u.a. Normalwerte (z.B. Blutwerte) richtig zuordnen zu können, auch wenn es zu einer äußerlichen Veränderung des Geschlechts gekommen ist.
In der Schule hatte ich einen Kollegen, der stock-und-steif behauptete, ein Ausserirdischer von einem benachbarten Planetensystem zu sein. Phänotypisch wirkte er männlich. Aber wer weiss…
bracholder
11. November 2017 at 22:44
hahahahahaha
Christine Kainz
12. November 2017 at 00:45
HL7, 5. Fall: Net des a no! https://www.youtube.com/watch?v=XomBbTLfTe8
Christine Kainz
12. November 2017 at 01:42
Werter medicus, wie Sie einst so wahr schrieben : „Das Binnen-I ändert an gesellschaftlichen Zuständen weniger als der Mutter-Kind-Pass“.
Christine Kainz
12. November 2017 at 03:27