Sprechstunde

über alles was uns krank macht

Schwerpunktbildung ist das gesundheitspolitische Codewort für Einsparung

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Konzept

Dass das Wiener Spitalskonzept 2030 nur mehr eine Mogelpackung für ein Hinunterfahren des intramuralen Gesundheitswesens ist und kaum mehr dem entspricht, was Stadträtin Wehsely 2011 verkündet hat, konnten Sie hier schon im Jänner 2014 (!) lesen. Fast zwei Jahre danach sind viele der schon damals angesprochenen Leistungsreduktionen auch in der aktuellen Presse zu lesen:

Wiener Spitäler: Kahlschlag bei Ambulanzen
http://diepresse.com/home/panorama/wien/4880609/Wiener-Spitaeler_Kahlschlag-bei-Ambulanzen?_vl_backlink=/home/index.do

Für die 4,3 Mill €, die allein 2015 der KAV für externe Berater ausgibt (http://diepresse.com/home/panorama/wien/4788981/Wien_Teure-Beratung-fur-Spitalsbetreiber?from=suche.intern.portal) liegt ein Masterplan vor, der nicht nur – und nicht unberechtigt – einige kleinere Standorte schließt, sondern stillschweigend und unter dem Vorwand einer Schwerpunktbildung die ehemaligen Schwerpunktspitäler bis zur Unkenntlichkeit aushöhlt.

Übrigens ein Prozess auf den hier schon 2/2012 hingewiesen wurde
(Reform=Stillschweigen zur Errichtung eines Potemkinschen Dorfes http://wp.me/p1kfuX-8V)
und 2014 in Anlehnung an die Musicalproduktion der Vereinten Wiener Bühnen als KAV: Superkalifragilistisch Expealigorisch (http://wp.me/p1kfuX-RB) bezeichnet wurde.

Neben der im Presseartikel völlig richtig angesprochenen Problematik, dass es z.B.  im Wilhelminenspital, im Donauspital und vielleicht irgendwann im KH Nord keinen Augen- oder Hautarzt geben wird, der im Falle komplexerer Augen- oder Hautverletzungen den Unfallchirurgen in der Versorgung von multipel Verletzten unterstützen kann, es sei denn der entsprechender Facharzt setzt sich in die U-Bahn oder ein Taxi und fährt durch ganz Wien, wirft die Schwerpunktbildung auch ein nahezu unlösbares Problem in der Ärzteausbildung auf.

Wer damit argumentiert, dass die auszubildenden Fachärzte ja von Spital zu Spital rotieren können, um schließlich in allen Schwerpunkten entsprechende Erfahrungen zu sammeln, der hat offensichtlich keine Ahnung von einem Spitalsbetrieb. Sehr häufige Erkrankungen, können zwar so ausgebildet werden, aber für etwas seltener Fälle, ist kaum zu garantieren, dass sich diese so regelmäßig einfinden, dass jeder Zurotierte diese in den 1-2 Monaten im jeweiligen Schwerpunkt auch zu Gesicht bekommt.

Überdies erlaubt dieses Konzept nicht, auch den neben den praktischen Fertigkeiten wahrscheinlich wesentlichsten Teil der ärztlichen Ausbildung zu lernen:
den Diagnosegang

Klar wird ein Chirurg seine Dickdarmoperationen in ein paar Wochen in einem entsprechenden Zentrum praktisch erlernen können, nur kommen die Patienten halt nicht in das Gesundheitssystem und tragen die entsprechenden Enddiagnosen wie Spruchbänder vor sich her.
Wer stellt denn dann noch all die speziellen Diagnosen, wenn überall nur mehr Spezialisten eine bestimmte Therapie möglichst fließbandgleich und somit kostengünstig abliefern. Wer kann denn die Jungen dann noch darin ausbilden, im Allgemeinen das Spezielle zu erkennen?
Ja natürlich, die Ausbildner in den Lehrpraxen! Nur haben die in ihrer Ausbildung Diagnosegänge gelernt, so wie sie vor ein bis zwei Jahrzehnten üblich waren.
Ja natürlich, das lernt man halt dann in den selbst zu bezahlende Fort- und Weiterbildung, die wie Schimmelpilze allenthalben hervor schießen. Nur wer programmiert denn diese Lehrprogramme?
Die Spezialisten?
Wie ging noch der Witz vom Biologiestudenten, der für die Prüfung nur die Würmer gelernt hat und die Frage nach der Einteilung der Säugetiere wie folgt beantwortete:
Elefanten sind Säugetiere mit einem Rüssel, der an Würmer erinnert,
und die Würmer teilt man ein.
Bleiben Sie in Zukunft besser gesund!

Written by medicus58

4. Dezember 2015 um 20:04

Eine Antwort

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  1. „Donauspital: Ärzte wehren sich gegen Stationsschließungen http://derstandard.at/2000029299255/Donauspital-Aerzte-wehren-sich-gegen-Stationsschliessungen

    Christine Kainz

    19. Januar 2016 at 10:24


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