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Anti-Corona Demonstranten und Raver sind sowas wie die Mudschaheddin der Coronakrise

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In gewisser Weise haben wir uns das Erstarken dieser Gruppen selbst zuzuschreiben.

Einen gewissen Bodensatz von allem gibt es in jeder Gesellschaft. An einem Ende der Glockenkurve finden wir die handvoll Überdurchschnittlichen, die uns weiterhelfen, auf der anderen Seite, die denen nicht zu helfen ist.

Welche diese beiden Gruppen gesellschaftlich dauerhaft wirksam werden, bestimmen aber die Mächtigen dazwischen, die selbst höchst selten zu den intellektuell oder spirituell Überdurchschnittlichen gehören. Marc Aurel, Gandhi,… sind leider Ausnahmen.

Nun zur Erklärung der Überschrift:

In der Operation Cylone haben die USA, Saudiarabien und Pakistan fundamentalistische Widerstandskämpfer gegen den sowjetischen Einfluß der Sowjets unterstützt, um seit dem Rückzug der Sowjetunion in einem endlosen Kampf mit Al Qaida und Taliban weltweit eine Welle religiösen Fundamentalismus (auch in christlichen und hinduistischen Kreisen) auszulösen.

So wie die Mehrheit religiöser Menschen die Forderungen ihrer fundamentalistischen Glaubensgenossen mit Kopfschütteln quittieren, sind brüllende Anti-CoronaDemos und Schulter-reibende Rave-Parties für Menschen, die selbst manchen staatlichen Zwangsmaßnahmen in der Pandemiebekämpfung kritisch gegenüber stehen, kein Kampf um Freiheitsrechte sondern schlicht und einfach hirnlos blöd.

Ich stelle nun aber die Behauptung in den Raum, dass eine sachliche Krisenbekämpfung mit ganz wenigen evidenzbasierten Regeln statt mit einem Bulkshitbingo aus mal 1 m, mal 1.5 m, 2 Menschen aus 3 Haushalten mit oder ohne Kinder, keine Familienfeier aber Masken-freies Hackeln auf Baustellen und Großraumbüros,… zu einer größeren Nachvollziehbarkeit der Maßnahmen der breiten Masse geführt hätte und den verbliebenen Rest der Religiösen oder Allesleugner einfach weggelacht hätte.

Anti-Corona Demonstranten und Raver sind sowas wie die Mudschaheddin der Coronakrise

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In gewisser Weise haben wir uns das Erstarken dieser Gruppen selbst zuzuschreiben.

Einen gewissen Bodensatz von allem gibt es in jeder Gesellschaft. An einem Ende der Glockenkurve finden wir die handvoll Überdurchschnittlichen, die uns weiterhelfen, auf der anderen Seite, die denen nicht zu helfen ist.

Welche diese beiden Gruppen gesellschaftlich dauerhaft wirksam werden, bestimmen aber die Mächtigen dazwischen, die selbst höchst selten zu den intellektuell oder spirituell Überdurchschnittlichen gehören. Marc Aurel, Gandhi,… sind leider Ausnahmen.

Nun zur Erklärung der Überschrift:

In der Operation Cylone haben die USA, Saudiarabien und Pakistan fundamentalistische Widerstandskämpfer gegen den sowjetischen Einfluß der Sowjets unterstützt, um seit dem Rückzug der Sowjetunion in einem endlosen Kampf mit Al Qaida und Taliban weltweit eine Welle religiösen Fundamentalismus (auch in christlichen und hinduistischen Kreisen) auszulösen.

So wie die Mehrheit religiöser Menschen die Forderungen ihrer fundamentalistischen Glaubensgenossen mit Kopfschütteln quittieren, sind brüllende Anti-CoronaDemos und Schulter-reibende Rave-Parties für Menschen, die selbst manchen staatlichen Zwangsmaßnahmen in der Pandemiebekämpfung kritisch gegenüber stehen, kein Kampf um Freiheitsrechte sondern schlicht und einfach hirnlos blöd.

Ich stelle nun aber die Behauptung in den Raum, dass eine sachliche Krisenbekämpfung mit ganz wenigen evidenzbasierten Regeln statt mit einem Bulkshitbingo aus mal 1 m, mal 1.5 m, 2 Menschen aus 3 Haushalten mit oder ohne Kinder, keine Familienfeier aber Masken-freies Hackeln auf Baustellen und Großraumbüros,… zu einer größeren Nachvollziehbarkeit der Maßnahmen der breiten Masse geführt hätte und den verbliebenen Rest der Religiösen oder Allesleugner einfach weggelacht hätte.

Personen kommen und gehen, was bleibt ist der Stil im KAV

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Vor vier Jahren haben wir hier unter dem Titel So funktioniert die Generaldirektion des KAV: Chronik der Unwahrheiten Kritik geübt.

War damals eine turbulente Zeit und die wesentlichen Mitspieler haben sich seither verlaufen, nur hat sich was geändert?

17.6.2019 Presse Wilhelminenspital: FPÖ fordert Rücktritt von KAV-Chefin
Erweiterung der Notaufnahme kann aus Personalmangel nicht in Betrieb gehen

27.9.2019 Kurier Krankenhaus Nord: „Von einem Vollbetrieb kann keine Rede sein“
Zwei OP-Säle wegen Personalmangels gesperrt.

26.11.2019 Gibt es im KH Nord einen akuten Ärztemangel?
Herwig Wetzlinger (AKH/KAV Direktor; Wer ist denn der Wetzlinger? ):
Dass wir bei den Ärzten einen Personalnotstand haben, ist schlichtweg falsch! …. Fakt ist, dass von 440 Stellen aktuell 20 nicht besetzt sind.

8.12.2019 Krone: Am Montag werden die Mitarbeiter ihre Arbeit niederlegen und eine Dienststellenversammlung abhalten. Damit soll dem Vernehmen nach neben der knappen Personalsituation auch gegen bauliche Probleme und mangelnde Einschulungen protestiert werden. 

9.12.2019 Prozesse evaluiert
70 neue Dienstposten im Krankenhaus Nord

14.12.19 KAV-Direktorin im Talk
Proteste im KH Nord „ganz normaler Prozess“ Wir haben am Montag 70 neue Dienstposten für Pflege, Medizin und Schreibkräfte angewiesen.

15.12.19 Die Presse: „Idioten“, „Tabubruch“: Gesundheits­stadtrat und Ärztekammer­präsident im Infight
Seit der Eröffnung des KH Nord im Sommer vergeht kaum eine Woche, in der Ärzte und Pfleger nicht auf den Personalmangel hinweisen. Sie, Herr Hacker, sprechen dennoch von einem „fulminanten Start“…

Peter Hacker:
 Und dabei bleibe ich auch …. Die Übersiedlung in die Klinik Floridsdorf war eine Meisterleistung des Krankenanstaltenverbundes. Das Herunterfahren des Äquivalents eines ganzen Spitals haben wir in der Gesundheitsversorgung der Stadt nicht gespürt. Diese großartige Leistung der Mitarbeiter sollte auch die Ärztekammer anerkennen, anstatt ihnen auf riesigen dunklen Plakaten auszurichten, was für Idioten sie sind.

Jetzt finden sind natürlich auch die Kritiker nicht ausschließlich von heeren Motiven bewegt und schreiben eben brav, was ihnen befreundete Oppositionspolitiker so einflüstern. Über vielleicht eben so große Probleme im Gesundheitsproblem anderer Bundesländer liest man deutlich weniger, nur entsprechen die aufgezeigten Probleme durchaus den Fakten. In der Wiener Gesundheitspolitik und im KAV Management hat man aber noch immer nicht gelernt damit konstruktiv um zu gehen.

Nichts hat sich am inadäquaten Konstanzverhalten geändert:

Ableugnen – partiell Nachgeben – Anpflaumen

Link: Addendum Hausgemachter Personalmangel

Written by medicus58

19. Dezember 2019 at 18:04

Ich habe da eine Überweisung…

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Manchmal bin ich ja selbst beinahe davon begeistert, was die Medizin schon alles kann. Genscheren, die an unserem Erbgut schnipseln, eine Infusion von speziell auf den individuellen Blutkrebs trainierten Immunzellen, die zwar mehr kostet als der Durchschnittsverdiener sein bisheriges Leben ersparen kann, aber dafür die Krankheit praktisch in Luft auflöst. Algorithmen, die jede Uniklinik in den Schatten stellen und OP-Roboter die zielsicher im hintersten Winkel des Körpers rausschneiden, was uns die Molekulare Bildgebung scheinbar aus dem Nichts visualisiert hat.

Nur dann holen mich Telefonate wie dieses da auf den medizinischen Alltag:

Ja, hallo, ist dort die Abteilung für…?

(Na, was glauben Sie denn welche Nummer Sie gewählt haben?) Ja

Kann ich mit einem Zuständigen sprechen?

(Na glauben Sie es hebt die Putze auf dieser Nummer ab?) Wie kann ich Ihnen helfen?

Ich habe da eine Zuweisung (Pause)…

Ja, aber eine Zuweisung wofür?

Ich kann das nicht lesen.

Wer hat denn die Zuweisung geschrieben?

Von meinem Arzt.

(Na wenigstens nicht von der Nachbarin…) Was ist denn das für ein Arzt, welches Fach hat er denn.

Mein Hausarzt hat gesagt ich soll mir das bei Ihnen anschauen lassen.

Ja, tut Ihnen etwas weh?

Nein, aber die Befunde sind nicht gut.

Haben Sie die Befunde dabei und können Sie sie mir vorlesen, damit wir draufkommen für welche der Spezialambulanzen ich Ihnen einen Termin geben soll…

Na, die Befunde liegen noch beim Arzt.

Na, dann wird es wohl das Beste sein, Sie besorgen sich die Befunde und kommen mit der Zuweisung vorbei, und wir schauen gemeinsam, wie wir Ihrem Arzt helfen können.

Ja, Danke.

Gerne.

Written by medicus58

13. Februar 2019 at 21:17

Das war der Girls’ Day beim Bundesheer, eine Materialiensammlung für alle, die sich ein Urteil bilden wollen

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Die meisten Medien sprachen in Zusammenhang mit den folgenden Ereignissen immer vom Girls‘ Day beim Bundesheer, korrekt handelte es sich um das sogenannte Girls‘ Camp.

Bei der Veranstaltung in Bruckneudorf ist es zu einem tragischen Unfall gekommen, über den zumindest in den ersten Tagen sowohl vom Bundesheer aber auch auf praktisch allen Medienkanälen berichtet wurde.
Über die Qualität von Öffentlichkeitsarbeit habe ich mir unter dem direkten Eindruck der Ereignisse schon hier sehr theoretische Gedanken gemacht:
Im Nebel der Öffentlichkeitsarbeit oder die Grenze zwischen selektiver Information und Lüge
Nun, zwei Wochen nach dem Geschehen ist das Thema aus den Medien, was zumindest im Sinne der Angehörigen zu begrüssen ist.
Es bestehen aber nach dem Erstbericht des Bundesheeres, der m.W. weiterhin nur in den Aussagen zugänglich ist, die das Bundesheer selbst veröffentlicht sehen wollte, noch eine Reihe von Fragen, um zwischen Schicksalhaftigkeit und Verantwortung differenzieren zu können.
Von den involvierten Blaulichtorganisationen werden praktisch keine Detailinformationen veröffentlicht. Bislang erfuhr die Öffentlichkeit nur, dass die Staatsanwaltschaft gegen den Bootsführer ermittelt und das Boot sichergestellt hat.
Ich fürchte, dass gerade das Umfeld für den zeitlichen Ablauf der Ereignisse eine wesentliche Rolle gespielt hat und möchte deshalb die vorliegenden Materialien sichern, um es Interessierten zu erlauben, sich eine eigene Meinung zu bilden.
Hier geht es nicht gegen oder für die Einrichtung des Österreichischen Bundesheeres sondern ausschließlich um die Frage, ob im Vorfeld ausreichende Vorkehrungen getroffen wurden, dass unausgebildete, z.T. minderjährige Gäste des Bundesheeres nicht leichtfertig in Gefahr gebracht werden.
Über die medizinischen Konsequenzen der zeitlichen Abläufe finden Interessierte gegen Ende noch ein paar fachliche Informationen. Zitate sind kursiv, Zwischentexte in blau.
Selbstverständlich gelten Medienberichte nicht als Beweis und was bisher glaubhaft widerlegt wurden, habe ich auch zitiert.
Alle Texte standen zum Zeitpunkt der Texterstellung in der hier wiedergegebenen Form im Netz.

Laut Wikipedia wurden die Girls‘ Camps erstmals Mitte September 2016 unter dem damaligen Bundesminister Hans Peter Doskozil begonnen, um das Interesse von jungen Frauen für eine Berufslaufbahn beim Bundesheer zu wecken.
Also letztendlich war es eine Werbeveranstaltung für einen m.E. prinzipiell legitimen Zweck.
Im Jahr 2017 nahmen ca. 220 Personen an den Girls Camps teil, bei den ersten Girls Camps im Jahr 2018 waren es 84.

Girls’ Camp 2018 Du liebst Sport, Action, neue Herausforderungen und bist ständig in Bewegung?
Auch dieses Jahr hast du die Möglichkeit, das Bundesheer live zu erleben.
2 Termine 6 Standorte

31. August, 11 Uhr – 2. September, ca. 16 Uhr
Die Teilnahme am Girls’ Camp ist ab 17 Jahren möglich!
Originaltext von http://soldatin.bundesheer.at/Girls-Camp-2018-260 abgerufen am 11.9.2018 (!)

  • 1. September 2018

Der Sprecher des Bundesheeres (@Bundesheerbauer) twitterte um 10:53:
Beim Girls Camp ist heute gegen 10.00 Uhr ein Boot auf der Donau bei Hainburg gekentert. 2 Mädchen werden reanimiert. Der Notarzthubschrauber ist gelandet. Wir befürchten das Schlimmste.

Um 11:11 schrieb er: 
Die beiden Mädchen wurden erfolgreich reanimiert. Sie sind allerdings in einem kritischen Zustand. 2 Notarzthubschrauber sind beim Unglücksort. Wir hoffen und beten.

Die erste Information über den Unfallhergang gab es auf Twitter um 12:27:
Was wir derzeit über die Unglücksursache wissen: Das Boot ist in eine Welle gefahren, die ins Boot geschwappt ist. Dadurch hat sich das Boot langsam gesenkt und ist über die rechte Seite abgeglitten. Gesteuert haben das Boot 2 dafür ausgebildete Berufssoldaten

Später werden wir erfahren, dass das Boot innerhalb von 15 Sekunden nicht nur gekentert ist sondern mehrere Insassen unter sich begraben hat.
Um 13:57 gab das Bundesministerium für Landesverteidigung folgende Pressemeldung heraus: 

Pionierboot des Bundesheeres gekentert – Unfallkommission ist eingesetzt und hat Arbeit aufgenommen
Wien (OTS) – Heute, Samstag den 1. September,  kurz vor 10:00 Uhr, kenterte auf der Donau im Raum Hainburg aus derzeit unbekannter Ursache ein Pionierboot des Österreichischen Bundesheeres. Dieses Boot war im Rahmen der Veranstaltung „Girls‘ Camp“ eingesetzt. Zurzeit des Unfalls befanden sich dreizehn Personen an Bord.
Zwei junge Frauen mussten, nachdem sie unter Wasser gekommen waren, reanimiert werden. Sie befinden sich zurzeit in ärztlicher Betreuung in Krankenhäusern der Stadt Wien. Alle anderen Personen werden psychologisch sowie medizinisch vor Ort bzw. im Krankenhaus Hainburg versorgt. …

Einem besorgten weil noch uniformierten Vater antwortete @Bundesheerbauer um 15:16:
Ja. Die Angehörigen wurden verständigt. Darüber hinaus wurden alle Frauen ersucht, die Angehörigen zu verständigen.

Das wird sich in einigen Fällen und gerade bei den beiden am schwersten Betroffenen als unrichtig herausstellen und dafür entschuldigte sich das Bundesheer mehrfach offiziell.
Um 18:30 kam eine weitere Pressemeldung aus dem Ministerium:

„Girls‘ Camp“ – Gesundheitszustand beider Frauen weiterhin unverändert
Bundesheer dankt allen eingesetzten Kräften für die schnelle und professionelle Hilfe

Wien (OTS) – Der Gesundheitszustand der beiden im Krankenhaus befindlichen Frauen ist weiterhin unverändert. Jene Frauen und Soldaten, die sich am Boot befunden haben sowie alle anderen Teilnehmer am „Girls‘ Camp“ werden psychologisch betreut. Dazu wurden alle verfügbaren Psychologen und Peers des Bundesheeres zusammengezogen.
Die Eltern der Teilnehmer wurden für eine direkte Information ins Camp eingeladen. Eine weitere Teilnehmerin bleibt über die Nacht zur Beobachtung in einem niederösterreichischen Krankenhaus. Dabei handelt es sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme.
Verteidigungsminister Mario Kunasek: „Meine Gedanken sind bei den Familien und Freunden der beiden Frauen. Den beiden im Spital befindlichen Frauen wünsche ich an dieser Stelle eine rasche Genesung. Die Betroffenen erhalten seitens des Bundesheeres jegliche Unterstützung und Betreuung. Ich verspreche, dass der Unfallhergang untersucht und aufgeklärt wird.“
Der Generalsekretär des BMLV, Dr. Wolfgang Baumann, hat sich weiters im Auftrag des Verteidigungsministers vor Ort ein Lagebild des Unfallgeschehens gemacht.
Das Bundesheer dankt den eingesetzten Kräften, insbesondere der Feuerwehr, dem Roten Kreuz und dem ÖAMTC, für die professionelle Ersthilfe sowie die rasche Rettungskette. Die Feuerwehr führte zum Zeitpunkt des Unglücks in unmittelbarer Nähe gerade eine Übung durch und konnte daher sehr rasch retten, bergen und helfen. Das „Girls‘ Camp“ in Bruckneudorf wurde nach dem Unfall beendet.

Am Abend entbrennt plötzlich ein befremdliches Scharmützel zwischen Kurier und Bundesheer nachdem der Kurier auf Basis einer nach heutigem Wissenstand missverstandene Aussage des Roten Kreuzes spekuliert, dass der Unfall durch eine Überbelegung des Bootes verursacht wird. Trotzdem sind die folgenden Texte nicht uninteressant:

Heeresboot gekentert: Waren zu viele Menschen an Bord?
Zwei junge Frauen (18 und 22 Jahre) in kritischem Zustand. Laut Heer waren 13 Passagiere an Bord, das Rote Kreuz sprach von 24.
(Die Erstversion des Textes ist mir nicht mehr zugänglich)

Was da hinter den Kulissen ablief, lässt ein Twitterscharmützel zwischen Kurier-Herausgeber und (damals noch) Chefredakteurs des Kuriers Brandstätter erahnen:

@Bundesheerbauer: Warum wird in dem Artikel nicht erwähnt, dass es der Redakteur verabsäumt hat, bei der Primärquelle – in diesem Fall das #Bundesheer – zu recherchieren? Ist es nicht journalistische Sorgfaltspflicht, alle Seiten zu befragen? Ich hatte gestern viele Anrufe. Keinen vom Kurier.
@HBrandstaetter: Der Kurier hat Sie ausführlich zitiert, aber eben auch die Stellungnahme des Roten Kreuzes. Was ist daran schlimm? Und wenn es wirklich um die Wahrheit geht, wäre vielleicht eine externe, unabhängige Untersuchung ideal, oder? Ist aber auch nur eine Frage

MeinBezirk.at: stellte schon um 13:29 erste Bilder ins Netz und gibt einen Stimmungsbericht, der wiedergibt, wer aller vor Ort involviert war und wie die Einsatzleitung gesehen wurde. Hier wird auch erstmals klar, dass es einen großen zeitlichen Unterschied zwischen der Rettung der einzelnen Personen gab.

Bundesheer-Übung wurde zum Ernstfall
Am heutigen Samstag, 1. September, fand anlässlich des „Girls´Camp“ eine große Übung in Hainburg statt. Mit Pionierbooten sollten die jungen Frauen die Donau übersetzen. Zeitgleich fand eine Katastrophenschutzübung der Feuerwehren aus den Bezirken Bruck an der Leitha und Neunkirchen ebenfalls an der Donau statt.

Gleich nach Beginn der Übung dann die Katastrophe: Eines der Pionierboote mit den jungen Frauen kenterte beim gegenüberliegenden Ufer, alle Personen gingen über Bord.
Zwei Frauen vermisst
Dann die nächste Hiobsbotschaft: Zwei Frauen werden vermisst. Sofort nachalarmiert wurden Rettung und Notarzt, der ÖAMTC Rettungshubschrauber, auch die Polizei war mit Hubschraubern vor Ort. Binnen weniger Minuten füllte sich der Hafen Hainburg mit Einsatzkräften. Hainburgs Feuerwehr-Kommandant Christian Edlinger übernahm gemeinsam mit Harald Fischer vom Roten Kreuz Bruck die Einsatzleitung, Oberstleutnant Sabine Zentner vom Brucker Bezirkspolizeikommando eilte ebenfalls mit Kollegen zum Einsatzort.

Bürgermeister Helmut Schmid traf zeitgleich mit den ersten Rettungskräften ein: „Ich werde bei jedem Einsatz informiert. Ob Brand oder technische Hilfeleistung, Wenn es um Menschenleben geht, bin ich immer vor Ort. Sofort nach Erhalt der Nachricht bin ich hierher gefahren.“
Bergung der Gekenterten

Sofort eilten Boote der Polizei, der Feuerwehr und des Bundesheeres mit Notarzt und an die Unfallstelle, die Mädchen wurden ans nahe gelegene Ufer gebracht, inzwischen fanden auch die angeforderten Hubschrauber von Polizei und ÖAMTC, der auf der Schotterbank landete, ein.
Nach und nach wurden die Mädchen wieder mit den Booten zurück ans Hainburger Ufer gebracht. Von den Einsatzkräften konnte vernommen werden, „dass zwei Mädchen unter dem Boot in einer Luftblase ausharren würden“. Zwei Wagen mit Taucher der Berufsfeuerwehr Wien trafen ebenfalls kurz später ein.

  • 2. September
Der Kurier fasst die Auseinandersetzung mit dem Bundesheer online so zusammen:
Über die Interventionen eines Heeressprechers und einen versuchten Maulkorb für die Rettungskräfte.

Was war passiert? Der KURIER hatte online den Titel „ Heeresboot gekentert: Waren zu viele Menschen an Bord?“ verwendet. Denn es gibt unterschiedliche Berichte, wie viele Personen tatsächlich auf dem Arbeitsboot waren. Um 12.35 Uhr hatte auch die Austria Presse Agentur berichtet, „das verunglückte Boot war laut Rotem Kreuz mit insgesamt 24 Personen besetzt“. Auch andere Helfer bestätigten das dem KURIER hinter vorgehaltener Hand.Intern kam es jedenfalls zu heftigen Debatten zwischen den Einsatzorganisationen. Nachdem sich die Meldungen weiter verbreitet hatten, wonach auch mehr Menschen als zugelassen im Unglücksboot gewesen sein könnten, wollte das Heer, dass keine Informationen mehr von den anderen Einsatzorganisationen an die Öffentlichkeit dringen. Feuerwehr, Rotes Kreuz und auch die Polizei ließen sich die Öffentlichkeitsarbeit aber nicht untersagen. Auch der KURIER stellte die Frage, ob nicht vielleicht doch zu viele Menschen an Bord waren. Natürlich wurde der Stellungnahme des Bundesheersprechers im Bericht entsprechend Raum gegeben.Bauer forderte via Twitter vom KURIER eine „ausgewogene und objektive Berichterstattung“ ein. Dass dafür auch andere zu Wort kommen müssen, scheint ihn aber zu verärgern.
Der Bericht der NÖ Nachrichten (um 15:31 online) beschreibt die Rolle des Bundesheers bei der Rettungsaktion (Notruf, Aufheben des Bootes (siehe unten), Reanimation) auch nicht gerade als professionell und es scheint auch hier als wäre die Aktion nicht federführend vom Bundesheer sondern von anderen Organisationen übernommen worden:

Neunkirchner Feuerwehrler als Lebensretter
„Wir hatten für die Übung im Rahmen des Katastrophenschutzdienstes 138 Kameraden aus dem Abschnitt Neunkirchen zur Zeit des Unglücks vor Ort“, erinnert sich Bezirksfeuerwehrkommandantstellvereter Josef Neidhart an den dramatischen Einsatz. Als die Truppe im Rahmen eines Stationsbetriebs bei der 2. Station gerade am Üben war, passierte in einer Entfernung von etwa 150 Metern das Unglück.
Die Feuerwehrkameraden machen sich mit Booten sofort auf die Rettung. „Zu Beginn hat es geheißen, dass es keine Verletzten gibt, erst später wurden die beiden jungen Frauen leblos aus dem Wasser geborgen“, so Neunkirchens Feuerwehrkommandant Stellvertreter Paul Pilshofer, der ausgebildeter Notfallsanitäter ist und sofort wusste, wie zu handeln war.
„‚Szenen waren ziemlich chaotisch“
Gemeinsam mit einem Notarzt und den Kameraden Patrick Ostermann, Alex Kain und Othmar Gruber übernahm er die Reanimation: „Wie man sich vorstellen kann, waren die Szenen rundherum am Anfang ziemlich chaotisch und wir haben uns immer beim Reanimieren abgewechselt“, so Pilshofer.
Laut seiner Einschätzung dürften die beiden Mädchen rund 15 bis 20 Minuten unter Wasser gelegen sein.
Ebenso lang reanimieren die Neunkirchner Kameraden die Frauen, ehe sie vom Notarzthubschrauber übernommen und ins Spital wurden. „Prognosen sind schwierig, aber ich hoffe natürlich das Beste!“, bleibt Pilshofer nach dem Einsatz optimistisch.
Und Neunkirchens Feuerwehrkommandant Mario Lukas ist stolz auf seine Männer: „Sie haben großartige Arbeit geleistet!“
Am 4.9. wird auch der ORF NÖ thematisieren:
Bootsunglück: 15 Minuten bis zum Notruf
Für den Vorfall medizinisch wesentlicher ist aber, dass die beiden Frauen offenbar lange, sehr sehr lange unter Wasser waren, bis mit der Reanimation begonnen werden konnte. Doch auch hier wurde die schreckliche Wahrheit nur sehr langsam der Öffentlichkeit mitgeteilt.
Medial gewinnt man den Eindruck, dass bei der Bergung und Reanimation der beiden am schwersten betroffenen Frauen das Bundesheer zumindest nicht federführend aktiv war.

Noch am Sonntag teilte der Kurier und andere Medien mit: 
und auch der Bundesheersprecher twitterte:
Es dauerte bis zu 20 Minuten, bis beide Frauen, die sich unterhalb des Bootes im Wasser befanden, gerettet werden konnten.
Wie wir sehen werden, könnte selbst diese Zeitspanne noch in einem Fall länger gewesen sein.
Schon am Abend des 2. September berichten mehrere Medien von ersten Ergebnissen der Untersuchungskommission des Bundesheeres:

Kein Fahrfehler – Kein Materialfehler

Nach dem Unfall eines Pionierbootes auf der Donau bei Hainburg gibt es nach Angaben des Verteidigungsministeriums vom späten Sonntagnachmittag „derzeit weder einen Hinweis auf einen Fahrfehler des Bootsführers noch auf ein technisches Gebrechen„. Ausgewertet wurde laut einer Aussendung ein Video, „das die entscheidenden Momente an Bord aufgenommen hat“.
Das Boot sei, nachdem eine Welle ins Innere geschwappt war, „innerhalb von weniger als 15 Sekunden gesunken“, teilte das Ministerium zu ersten Ergebnissen der noch am Samstag eingesetzten Unfallkommission mit. Untersucht werde, ob die Welle eines Großschiffes in Verbindung mit dem Niedrigwasser der Donau zum Unglück geführt haben könnte. „Dazu gibt es Aussagen von Beteiligten, die dies bestätigen.“ Die Auswertung der Transpondersignale der Donauschifffahrt fehlte noch.

@Bundesheerbauer Replying to @MatthiasSurvive @KURIERat Das Video zeigt jene 40 Sekunden, bevor das Boot umgekippt ist. 9:28pm

Das Video lag offenbar auch bereits der Staatsanwaltschaft vor und muss sehr detailreich sein, denn am 11.9. berichtete der Kurier, dass zum Zeitpunkt des Unfalls nicht Vollgas gefahren wurde, um Mutmaßungen zu zerstreuen, dass ein Renomiergehabe des Bootsführers zum Unfall geführt hätte:

Donau-Unfall: Heeresboot fuhr nicht mit Vollgas
Es sind Szenen, die zeigen, wie schnell Freude in Leid umschlagen kann, Sicherheit in Hilflosigkeit: Der Unfall eines Bundesheerbootes während des Girls’ Camp bei Hainburg an der Donau, bei dem zwei jungen Frauen schwerst verletzt wurden, ist – wie berichtet – auf Video gebannt. KURIER-Informationen zufolge könnte die Aufnahme den Ermittlern nun wichtige Rückschlüsse zum Unfallhergang geben.
Denn das Video wurde von einem Berufssoldaten erstellt, der sich zum Zeitpunkt des tragischen Vorfalls genau hinter dem Bootsführer Alexander Sch. auf dem Unglücksboot befand. In einer Momentaufnahme soll dabei auch die Stellung des Gashebels zu sehen sein, als das Boot auf die Welle traf, die schließlich das Unglück ausgelöst haben soll und das Boot zum Kentern brachte.
Beweisstück
„Der Hebel war in einer mittleren Position. Das Boot war also nicht mit vollem Schub unterwegs“, sagt ein Insider zum KURIER. Deshalb glaube man nicht, dass der Bootsführer den an Bord befindlichen Frauen mit seinem Fahrstil imponieren wollte und es deshalb zu dem Unfall kam.

Das wichtige Beweisstück bleibt vorerst den Augen der Heeres-Untersuchungskommission, Polizeiermittlern und der Staatsanwaltschaft vorbehalten.

Das bestätigt auch der Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft Korneuburg, Friedrich Köhl. Die Behörde hat ein Ermittlungsverfahren gegen den Bootsführer wegen fahrlässig schwerer Körperverletzung eingeleitet, ähnlich wie wenn er einen Autounfall mit Verletzten verursacht hätte. Wegen des laufenden Verfahrens äußert sich Köhl nicht zum Inhalt des Videos.
Schwierige Befragung
Weitere Aufschlüsse soll außerdem die Befragung aller Augenzeugen des Unglücks bringen. Dies kann aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Weil die insgesamt 54 Teilnehmer des Girls’ Camp aus den verschiedenen Bundesländern stammen, wurden die Polizeidienststellen an den jeweiligen Wohnorten mit der Befragung der Zeugen betraut. Die Aussagen sollen in weiterer Folge auch in den Bericht der Heereskommission einfließen. Wann dieser fertig ist, steht noch nicht fest.

Das Bundesheer hat auch dieses Girls‘ Camp ganz offensichtlich für eine spätere Verwendung dokumentiert.
Bis jetzt wurde aber die späte Bergung der beiden Frauen ausschließlich durch die Umstände des Unfalls und insbesondere dadurch erklärt, dass sie mit ihren Schwimmwesten in den umgekippten Bootsrumpf gedrückt wurden, so dass sie nicht selbst befreien konnten, beziehungsweise auch von den suchenden Helfern nicht gesehen werden konnten.
Inzwischen stellt sich aber die ernsthafte Frage ab wann überhaupt gezielt nach den beiden gesucht wurde:

  • 3. September 
Heute deutete der Kurier an, dass zu lange nicht einmal klar war, dass zwei Teilnehmerinnen fehlten:

Bootsunglück: Mädchen wurden erst nach 15 Minuten vermisst
In der allgemeinen Panik und Hektik nach dem Kentern blieb das Fehlen der beiden Mädchen zunächst unbemerkt. Es dauerte etwa eine 15 bis 20 Minuten, bis die Verantwortlichen des Heeres die Abgängigkeit der beiden Opfer bemerkten und Alarm schlugen.
Zu dem Zeitpunkt waren Feuerwehrleute des Katastrophenhilfszuges aus Neunkirchen, die in der Nähe eine Übung hatten, mit eigenen Booten zur Stelle. „Das Bundesheer-Boot lag gekentert an der Sandbank im Wasser und die erschöpften Personen saßen verteilt am Ufer“, schildert Feuerwehrmann Paul Pilshofer.
Als das Unglücksboot bereits mit einer Seilwinde gesichert war, hieß es, es fehlen noch Zwei. „Wir haben sofort das Boot aufgehoben. Die Mädchen waren tatsächlich darunter“, schildert Pilshofer. Zusammen mit seinen Kameraden leitete der Notfallsanitäter Erste Hilfe-Maßnahmen und die Reanimation ein.
Meines Erachtens passt dies sehr gut zum schon zitierten Bericht der NÖ Nachrichten (um 15:31 online) vom 2.9.. 
  • 4. September 

Der Standard berichtet, dass Brandstätter als Chefredakteur von Martina Salomon abgelöst wird.

Am selben Tag titelt der Kurier aber noch, dass auch die 20 Minuten nicht die volle Wahrheit sein dürften: 

Opfer waren mehr als 20 Minuten unter Wasser

Und am 6.9. titelte dann OE24 nur mehr knapp:  Bundesheer-Boot: Frau erst nach 40 Minuten befreit

Ein ganz ähnliches Bild zeichneten die NÖN um 15:44:

Laut dem Erstbericht war das Pionierboot im Bezirk Bruck a.d. Leitha am Samstag um 9.49 Uhr gekentert. Ungefähr gegen 10.15 Uhr sei das Boot am Ufer aufgekantet worden, teilte das Verteidigungsministerium mit. In diesem Zeitraum seien Personen aus dem Wasser gerettet worden. Unter dem 8,5 Meter langen und 2,5 Meter breiten Boot sei es dunkel gewesen. Zwei Unteroffiziere seien unter das Boot getaucht, um Personen zu finden und zu retten, hieß es. Dies sei in einigen Fällen auch gelungen. Nach dem Kentern sei das Boot mit Hilfe von zwei anderen Booten aus der Flussmitte zum Ufer gedrückt worden, berichtete Bauer. Dort habe die Feuerwehr Unterstützung geleistet. Als das Boot am Ufer aufgekantet wurde, sei festgestellt worden, dass sich noch jemand darunter befand, sagte Bauer. Die beiden Frauen im Alter von 18 und 22 Jahren waren reanimiert und von Notarzthubschraubern in Wiener Krankenhäuser geflogen worden.

Laut Vienna.at lag bis 5.9. hinsichtlich des Zeitablaufes nur das Rumpfprotokoll des Bundesheeres vom Sonntag vor: 

9.49 Uhr: Das Boot kippt um.
10.04 Uhr: Von der Feuerwehr wird ein Notruf abgesetzt.
10.08 Uhr: Die Rettungsleitstelle erhöht ihre Alarmierung auf Großunfall.
etwa 10.15 Uhr: Das verunglückte Boot ist am Ufer und wird aufgekantet.
Danach gibt es – jedenfalls bisher – kein weiteres Zeitprotokoll

ORF Niederösterreich hat aber schon am Dienstagabend (4.9) berichtet, dass sich

aufgrund der Aussagen von Helfern und anhand verschiedener Einsatzprotokolle“ folgender Zeitablauf rekonstruieren lasse:
9.49 Uhr: Das Bundesheerboot kentert, fünf Soldaten und acht Frauen werden in die Donau geschleudert.
10.04 Uhr: Ein Feuerwehrmann, der auf der Donau an einer Übung teilnimmt, setzt einen Notruf ab. Das Bundesheer selbst setzt keinen Notruf ab.
10.08 Uhr: Die Rettungsleitstelle löst Großalarm aus.
10.15 Uhr: Das gekenterte Boot kann zu einer Sandbank in der Donau gebracht werden. Nach Angaben des Bundesheeres hatten Soldaten zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere Personen unter dem Boot herausgezogen.
10.21 Uhr: Die örtlich zuständigen Feuerwehren werden alarmiert und rücken mit weiteren Booten aus.
10.28 Uhr: Die erste der beiden Frauen kann gerettet werden und wird reanimiert.
10.30 Uhr: Wie in einer Notiz vermerkt wurde, trifft ein Notarzt auf der Sandbank ein.

10.34 Uhr: Die zweite Frau wird aus dem Wasser gezogen. Laut einem Einsatzprotokoll ist jedoch noch unklar, ob noch jemand fehlt.
10.41 Uhr: In einer Statusmeldung wird festgehalten, dass beide Frauen reanimiert werden.

Bundesheer-Boot: „Wir haben es aus den Medien erfahren“ 

Das österreichische Bundesheer untersucht mit einer hauseigenen Kommission das Bootsunglück auf der Donau nahe Hainburg. Bereits zwei Tage nach der Tragödie mit zwei schwerverletzten Frauen im Rahmen des Girls’ Camp auf der Donau in Hainburg (NÖ) steht für Heeressprecher Oberst Michael Bauer nach derzeitigem Stand fest, dass der Bootsführer „alles richtig“ gemacht habe und auch kein technisches Gebrechen vorliege.

Die ermittelnde Staatsanwaltschaft in Korneuburg prüft den Sachverhalt freilich unabhängig davon. Zum einen wurde gegen den Unteroffizier und Bootsführer, Alexander Sch., ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässig schwerer Körperverletzung eingeleitet. Und zum anderen behält sich der Staatsanwalt die Bestellung eines gerichtlich beeideten Sachverständigen vor. Das Unglücksboot wurde jedenfalls polizeilich beschlagnahmt. Wie Bauer im Gespräch mit dem KURIER erklärt, handelt es sich bei dem Bootsführer um einen „äußerst erfahrenen Mann“. „Er hat bereits 2006 den Wasserfahr-Grundkurs absolviert und alleine auf dem Bootstyp mit dem der Unfall geschah 300 Fahrstunden vorzuweisen“, erklärt Bauer.
Keine Sicht
Am Dienstag veröffentlichte das Heer Grafiken und Details zum Unfallhergang. Demnach sei das Boot mit fünf Bundesheerangehörigen und acht Frauen des Girls’ Camp um 9.49 Uhr aufgrund einer „großen Welle“ gekentert. Wie Bauer schildert, haben sich zwei Unteroffiziere ihre Rettungswesten vom Leib gerissen und sind auf der Suche nach Opfern unter das Boot getaucht. Das umgedrehte Boot wurde durch zwei andere Heeresboote von der Flussmitte ans Ufer gedrückt und dort gegen 10.15 Uhr gesichert. Erst danach, also mehr als 20 Minuten nach dem Kentern, wurde das Fehlen von zwei jungen Frauen bemerkt. Natalie T. (22) und Sophie K. (17) lagen leblos unter dem Boot und wurden mit vereinten Kräften von Feuerwehr und Heeresangehörigen heraus gezogen und reanimiert. Dass sie nicht vorher entdeckt wurden, erklärt man damit, dass die Sicht unter Wasser gleich null war.

Eher überraschend kam dann ein einziger Erfahrungsbericht einer Teilnehmerin in die Medien, die aber auf die wesentlichen Probleme des Einsatzes nicht eingeht, da er „außerhalb ihres Gesichtsfeldes“ passiert ist.

Sie habe eine „sehr intensive Erfahrung“ gemacht, die im Nachhinein sogar noch stärker sei, sagte die 34-jährige Wienerin zur APA:

Sie sei nicht mit dem letztlich gekenterten, sondern auf einem “Nachbarboot” unterwegs gewesen, erzählte die Zeugin. Ihrer Schilderung zufolge hatten sich auf jedem der drei Boote “acht bis neun Mädchen” und “vier bis fünf Soldaten” – Bootsführer und Betreuer des Girls’ Camp – befunden. “Zusätzlich fuhr ein Rettungsboot mit. Jeder Bootsinsasse trug eine Schwimmweste.”
Soldaten seien zu Mädchen ins Wasser gesprungen
Der Unfall selbst “ist außerhalb meines Sichtfeldes passiert”, so die Wienerin. “Unser Boot ist jedoch sofort zum gekenterten Boot gefahren, und hat, genau wie das dritte Boot, Mädchen, die ins Wasser gefallen waren, aufgenommen.” Soldaten seien auch “ins Wasser gesprungen, um nach weiteren, vermissten Mädchen zu suchen”. Alle hätten “ihr Bestes gegeben, um die Mädchen zu finden”, schilderte die Zeugin im APA-Gespräch ihre Sicht der Dinge.
Telefonisch sei sofort Hilfe und Unterstützung angefordert worden. Weitere Rettungsboote seien “sehr rasch zur Stelle” gewesen.
In der Folge seien ihre Gruppe und aus dem Wasser aufgenommene Mädchen an das am nächsten gelegene Landstück, ein Ufer bzw. einen Inselstreifen, gebracht worden, wo die “sehr gut angeleitete Versorgung” stattgefunden habe. Es sei dabei um die Abklärung gegangen, ob Verletzungen oder Schockzustände bestünden, zudem seien Handtücher und trockene Kleidung bereitgestellt worden. Das Boot sei indes wieder an die Unfallstelle gefahren, um zu helfen.
Die betreuenden Soldaten, “unter anderem eine Soldatin, die selbst ins Wasser gefallen war”, seien vom Unfall “sichtbar betroffen und erschüttert” gewesen, so die Wienerin. Trotzdem hätten sie “klaren Kopf” bewahrt.
Rasche Hilfe für junge Frauen
“Nachdem die vermissten Mädchen geborgen waren, wurde sofort mit der Reanimierung begonnen.” Bundesheer Sanitäter seien von Anfang an bei dem Ausflug im Rahmen des Girls’ Camp anwesend gewesen, weitere Rettungskräfte per Boot rasch dazugestoßen. “Zwei Rettungshubschrauber haben die Mädchen in Krankenhäuser geflogen.”
Ein Boot sei sofort nach Abflug der Helikopter zur Gruppe mit der 34-Jährigen gekommen, habe “zuerst die gekenterten Mädchen und später, in einer zweiten Fahrt, die Mädchen, die nicht ins Wasser gefallen waren, inklusive mir”, an Land gebracht, “wo wir von der Rettung erwartet wurden”. Auch bei dieser Flussquerung sei das Boot nicht überbelegt gewesen. Ein Transport ins Krankenhaus sei “einstimmig” abgelehnt worden, “da niemand von uns ins Wasser gefallen war und sich auch niemand verletzt hatte”.
Bundesheer-Boot gekentert: 13 Personen an Bord
Ein Boot mit 13 Personen ist gekentert”, betonte die Wienerin. “Die Insassen eines zweiten Bootes wurden durch Routineprozeduren ins Krankenhaus und dann zurück in die Kaserne gebracht. Die Insassen des dritten Bootes haben einen Krankenhausbesuch eigenständig abgelehnt.” Ihre Gruppe sei somit direkt in die Kaserne zurück gebracht worden, wo es – nach einem warmen Essen – Betreuung durch Psychologen gegeben habe.
Kontaktdaten von Heerespsychologen für eine eventuelle Nachbearbeitung des Geschehens seien mitgegeben worden. Eine WhatsApp-Gruppe für alle Teilnehmerinnen zum gemeinsamen Austausch sei eingerichtet worden. “Außerdem werden Gruppentreffen organisiert”, erzählte die Girls’ Camp-Teilnehmerin. “Wir erhalten auch im Nachhinein Unterstützung, sollte dies für uns notwendig sein.”

  • 8 September

@GTLMedicus: Es ist nun fast auf die Minute eine Woche her seit ohne Fahr-, Material–oder Organisationsfehler zwei Teilnehmerinnen vom Girls Day des Bundesheer in die Intensivstation gebracht wurden und bislang keine Besserung ihres Zustandes eingetreten ist. #Bundesheer #justsaying
@Bundesheerbauer Replying to @GTLMedicus Unsere Kommission arbeitet jeden Tag. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Es müssen alle Teilnehmerinnen befragt werden. Wir haben das größte Interesse, aufzuklären warum es zum Unfall gekommen ist. Und für den Unfall wird es Gründe geben. Wir wissen Sie nur noch nicht.

Fachlich kann ich natürlich nichts zu allfälligen Fahr- oder Materialfehler beitragen.
Hinsichtlich des Wetterriskos zum Unfallzeitpunkt, unabhängig wie dieses hinsichtlich Sicht und Wellengang beurteilt wird, soll daran erinnert werden, dass damals im Osten Österreichs zum Unfallzeitpunkt schwere Unwetter wüteten:

In den jüngsten Stunden gab es vielerorts markante Regenmengen, im Südosten wurden seit Freitagabend sogar über 20.000 Blitzentladungen detektiert. 

Gegen Mittag, also dem Zeitpunkt den die meisten Pressefotos eingefangen haben, machten die Regenfälle gerade wieder eine Pause, so dass sie die vorher herrschende Wettersituation nicht richtig wiedergeben.
Ob die unter den zu diesem Zeitpunkt herrschenden Bedingungen den unausgebildeten Gästen des Bundesheeres ein noch tolerables oder zu hohes Risiko zugemutet wurde, liegt fachlich auch außerhalb meiner Expertise.
Ob die Informationen über die offenbar schlechte Identifizierung der Teilnehmerinnen und Information ihrer Angehörigen Bedenken über die Gesamtorganisation aufkommen lassen, mögen Sie selbst entscheiden..
Medizinisch ist aber relevant, ob das alles dazu beigetragen hat, die Zeitspanne zwischen Unfall und Reanimationsbeginn zu verlängern.
Es darf als bekannt vorausgesetzt werden, dass das Gehirn prinzipiell nur eine sehr kurze Unterbrechung der Sauerstoffzufuhr toleriert.
Wie eng diese Zeitspanne ist hat eine rezente Analyse von 160 Fällen < 16 Jahren vor Augen geführt:
 https://www.bmj.com/content/350/bmj.h418

Auch eine ganz rezente Metaanalyse (Neurologic long term outcome after drowning in children) betont die Wichtigkeit jeder einzelnen Minute während und nach dem Unfallgeschehen:

However, the long-term outcome of survived drowning victims depend mainly on the severity of the initial ischemic brain insult, the effectiveness of immediate resuscitation with subsequent transfer to the ER, and also on the post-resuscitation management in the intensive care unit.
Important predictors for survival itself either with mild or severe neurological deficits include: the duration of submersion, the need of advanced life support at the site of the accident, the duration of CPR, and the establishment of spontaneous breathing and circulation on arrival to the ER.
Submersion time mainly determines the level of hypoxic-ischemic injury but it is at best an estimate given in an extremely stressful situation. It has been shown that a prolongation of submersion over 5 –10 min worsens the prognosis considerably.
Many other predictors of survival that have been reported in the literature are mainly consequences of the duration of the primary insult of CPR and the quality of the treatment the patient has received before or after the arrival to the ER.

Es steht zu hoffen, dass Bundesheer und Staatsanwaltschaft auch das organisatorische Umfeld in dem der Unfall passiert ist, sehr genau prüfen und folgende Fragen überzeugend klären:

Welche Einschulung haben die Teilnehmerinnen für den Fall eines Unfalls erhalten?
Erhöhten Wetter und Sicht zum Unfallzeitpunkt das Risiko maßgeblich und wie wurde darauf reagiert?
Ab wann ist das Fehlen der beiden Frauen wem bekannt geworden?
Wer hat mit welchen Mitteln versucht zu klären wo sie sich befinden?
Wäre man der Annahme gewesen, dass sie (mit ihren Schwimmwesten) flussabwärts geschwemmt wurden, hätte eines der Boote sie sehen oder suchen müssen.
Welche Maßnahmen (Namensschilder, …) wurden für die Identifikation der Teilnehmerinnen getroffen.
Stimmt der mediale Eindruck, dass die Einsatzleitung federführend von anderen Organisationen und nicht dem Bundesheer selbst übernommen wurde
und entspricht das der zu erwartenden Sorgfaltspflicht den Teilnehmerinnen gegenüber?

 

Written by medicus58

15. September 2018 at 09:49

Was wurde eigentlich aus …

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Wir erinnern uns vielleicht noch an den Ärztestreik vor zwei Jahren im Zusammenhang mit den neuen Arbeitszeitregelungen für Ärzte und die abgehobene Art wie das die damalige Gesundheitsstadträtin und ihr KAV Generaldirektor gehandhabt haben.

Es gibt einen (Ärzte-)Streik und das ist etwas ganz Besonderes
Ärztestreik: Neue Besen schießen scharf aber fürsorglich
Streikentschädigung: sind wir wieder gut … 

Als eine Folge der Streikbewegung wurden (vor der Ärztekammerwahl im folgenden Jahr) Gesprächsgruppen zwischen der KAV Führungsebene und den Ärzten zu verschiedenen Themen (Transformationsprozess, EDV, Ärzteausbildung, …) eingerichtet, in denen eine Reihe von Detailproblemen angesprochen bzw. Informationen über die im KAV zukünftig geplanten Veränderungen eingefordert werden konnten. Die Seite der Ärzte war ziemlich bunt gemischt und umfasste Ärzte in Ausbildung ebenso wie Primarärzte. Natürlich waren in diesen Gruppen auch Kammerfunktionäre- und vertreter anwesend und  diese schienen anfänglich ebenfalls sehr engagiert und hefteten sich den „Erfolg“ die Gesprächsgruppen „durchgesetzt“ zu haben an die stolz geschwollene Brust!

Dieses Engagement hat sich nach der Wahl im März 2017 offenbar in die Verteilung der Pöstchen in Kammergremien und -referaten verlagert und die Gespräche im KAV scheinen niemanden mehr abzugehen. Natürlich gibt es ja die Personalvertreter, die im ärztlichen Bereich nicht selten auch Kammerfunktionen bekleiden, die wie in der Vergangenheit ja „ständig im Dialog mit der GD stehen“, nur taten sie das ja vorher auch, ohne dass wir

zu einer befriedigenden Lösung für die Dienstkleidung,
zu einer funktionierenden EDV Lösung für die Verwaltung der Ärztedienstzeiten,
zu Klarheit über Stand und Weiterentwicklung des Spitalskonzeptes, oder der Master-Betriebsorganisation, etc.

gekommen wären.

Am 
17.5. 2019,  zeitgleich mit den Gewerkschaftswahlen finden in Wien wieder die Wahlen zur Personalvertretung statt. Also vielleicht langsam der richtige Zeitpunkt die Freunde zu fragen, weshalb es das Gesprächsforum mit der KAV GD nicht mehr gibt und ob sie uns vielleicht den diesen alten Wein („Transparenz“, „Information“, …) gar in neuen Schläuchen erneut servieren wollen, um an unsere Stimmen zu kommen.

Written by medicus58

17. Juli 2018 at 18:27

Babylonische Zustände in der Medizin

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Ich sitze gerade vor drei Bildschirmen, einem großen 4K, einen Standard Flatscreen und einen noch teureren EIZO, und tippe meinen heutigen Beitrag auf einem ziemlichen High-end PC, den ich normalerweise für weitaus rechenintensivere Aufgaben verwende, als für diese kleinen Wortmeldungen am Rande des Internets.
Will heißen, ich halte mich auch privat für ein bisschen EDV-affin.
Das will ich vorausschicken, da regelmäßige Leser vielleicht den Eindruck gewinnen können (siehe Links), dass ich ein prinzipielles Problem mit der EDV (oder IT) habe, was definitiv nicht stimmt.

Als 13-Jähriger habe ich von einer allgemein zugänglichen Enzyklopädie geträumt, da ich mit einen Brockhaus nicht leisten konnte – heute stehen die 24 Bände einen Handgriff hinter mir, einschließlich der Ausgaben für Weltgeschichte.
Trotzdem genieße ich es, dass ich auch in der U-Bahn die Wikipedia befragen kann.

Meine ersten Erfahrungen mit Spracherkennungssoftware machte ich vor mehr als zwei Jahrzehnten und finde die diesbezüglichen Fähigkeiten meines Smart-TV bemerkenswert.
Trotzdem konnten Sie hier lesen, dass die Anwendung in der medizinischen Praxis mehr als hinterfragbar sind (Eupnoe – Aponoe)

Ja, und ich bin mir der bemerkenswerten Fähigkeiten von IBMs semantischer Suchmaschine Watson, durchaus bewusst, obwohl ich mich entgegen anders lautender Werbeaussendungen nicht ausschließlich nach seinen Erkenntnissen onkologisch behandeln lassen wollte, obwohl der Link uns zu beweisen scheint, dass dieser Algorithmus zu 90% zu den gleichen Therapien rät, wie ein interdisziplinäres Tumorboard.
JA, und eigentlich habe ich auch mal ein bislang nicht realisiertes Watson Projekt erarbeitet, aber Schwamm drüber.

Nun scheint es mir aber, dass ich mich langsam geschlagen geben muss:
Babylon AI erreicht Genauigkeit bei Global Healthcare First, die menschlichen Ärzten gleichwertig ist

Wenn Sie sich das Nachlesen dieser APA Meldung ersparen wollen, wovon ich abrate, dann steht dort, dass ein Algorithmus bei einer ärztlichen Befähigkeitsprüfung besser abschnitt, als der durchschnittliche britische Arzt.
Die Ergebnisse des heutigen Abends zeigen deutlich, wie durch AI erweiterte Gesundheitsdienste die Belastung der Gesundheitssysteme weltweit verringern können. Unsere Mission ist es, zugängliche und erschwingliche Gesundheitsdienstleistungen in die Hände jedes Menschen auf der Erde zu legen. Diese bedeutenden Ergebnisse bringen die Menschheit einen wichtigen Schritt näher zu einer besseren Welt, in der niemandem eine sichere und exakte Gesundheitsberatung verweigert wird.“

So weit so gut, wir alle wissen aber, dass es nicht darum geht, sondern um die Einsparung von „ärztlichen Vollzeitäquivalenten“, und das wird auch so kommen, seien Sie (als Patient) gewarnt.

AI (=Artificial Intelligence)ist derzeit einer der heißesten Tickets in der Medizin.

IBM, das schon lange mit seiner Hardwaresparte keine Geld mehr macht, investierte Unsummen in Watson, seinen AI Algorithmus, der wie eine Reihe anderer IT-Anwendungen, zum Super-Doktor gehypt wird, als ob ein derartig komplexes System wie die Behandlung eines einzelnen Patienten durch einen Algorithmus erfasst werden könnte.

Im American Journal of Medicine erschien im Februar 2018 ein Artikel mit dem Titel: Artificial Intelligence in Medical Practice: The Question to the Answer? und kommt wenigstens zu dem Schluss, dass da auch noch fallweise ein Arzt zwischen den Bits and Bytes auftauchen soll.

Ich habe vor längerer Zeit meine Vorlesung aus den 90er Jahren (Am Anfang war die Diagnose – Clinical Decision making Not only for Dummies) hier auf den Blog gestellt, um ein bisschen die Komplexität des Diagnoseprozesses zu umschreiben, die nicht zu letzt die Schwierigkeiten an der Schnittstelle Patient:Medizin(Arzt) aufzeigt,
die auch heute nicht FÜR DEN EINZELFALL, von der AI abgedeckt werden kann und damit haben wir es in der Praxis zu tun.
Nicht mit Mittelwerten und Gruppen-Wahrscheinlichkeiten, sondern dem Einzelfall.

Egal: Drücken Sie die 1 wenn Sie krank sind oder die 0 wenn sie tot sind

Meiner Wahrnehmung nach haben die meisten in meiner ärztlichen Kollegenschaft noch gar nicht begriffen, wie nahe stark die Versprechungen der IT-Industrie das Berufsbild der Ärzte bereits gefährdet.
Ja, und Patienten beschweren sich ausschließlich über Wartezeiten ….

Links: 
Krankenhaus EDV: erfassten Widerspruch im Anlassfall
Meine Paranoia mit der Spitals-EDV oder wenn alles steht, geht’s weiter wie bisher
Die Überraschungseier der Krankenhaus EDV
Kunstfehler waren gestern, heute haben wir die EDV

Written by medicus58

28. Juni 2018 at 21:58

Hacker spricht

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Aus ist es mit der medienscheuen Verteilung eines Milliardenbudgets im FSW,
Peter Hacker sprach diese Woche flächendeckend mit den Medien.
Noch im Jänner des Vorjahres (Wenn DIE Hackn nicht einmal der Hacker will !?!) tat sich dieser Blog äußerst schwer zitierbare Fakten über das „Urgestein des Wiener Sozialsystems“ zu finden und auch als ihn die Hackordnung in der Wiener SPÖ an die Spitze des Gesundheits- Sozial- und Sportresorts drängte war da nicht mehr zu lesen als die Klarstellung des neuen Bürgermeisters (So geht Neuanfang? Geht so Neuanfang?) im Falle von Meinungsverschiedenheiten das letzte Wort zu haben (haben zu wollen).

Nun gab es aber eine offenbar koordinierte Medienkooperation und Heute (Gerda Mackerle, Claus Kramsl), Kurier (Josef Gebhard)Krone (Michael Pommer), Presse (Ulrike Weiser, Martin Stuhlpfarrer), Wiener Zeitung (Christian Rösner), Falter (Florian Klenk, Josef Redl), schauTV. und Wien heute (ORF 2 Paul Tesarek) verbreiteten Hackers erste Wortspenden.
Auch wenn da nicht alle, sehr wohl aber die auflagenstärksten Medien (Heute, Krone, Kurier) die selbe Wuchtel (ab sofort gibt  es nur einen Energetiker und der bin ich) in die Headline hieven, spürt man in allen Interviews, dass sich da nicht jemand erst daran gewöhnen muss Schlagzeilen-fägige Aussagen zu machen:

Ich habe ein bisschen eine Ahnung davon, was gutes Management ist und weiß, was die Verantwortung eines Managers ist.
(Botschaft = ich bin was Neues (nach Jahrzehnte im Roten Wien), ich bin kein Politiker sondern Technokrat (das zieht seit den 80ern)

Ich finde Wien geil, ich bin ein geborener Wiener. Wien ist die geilste Stadt der Welt.
(Botschaft = Ich bin einer von Euch und rede noch so, wie wir redeten als wir jung waren (in den 80ern))

Mein Fokus liegt auf der Zukunft, nicht in der Vergangenheit.
(Botschaft = Schwamm drüber, ich kann damit nicht angepatzt werden, weil ich doch im FSW gar nix mit Gangbetten zu tun hatte …)

Gangbetten sind aber eine Frage des Managements vor Ort.
(Botschaft = habe ich vom Ex-KAV GD Marhold gelernt und weil ich doch im FSW gar nix mit Gangbetten zu tun hatte …)

Da spürt man, dass da jemand weiß wie das medial geht, insbesondere wenn er zu den Mindestsicherungsplänen der türkis-blauen Bundesregierung anerkennend urteilt:
PR-mäßig machen die Burschen echt einen guten Job.

Im Detail wird es dann aber wie gewohnt etwas indifferent.

Für den KAV wünscht sich Hacker (wer nicht) klare Führung und eine klare Verantwortungsteilung innerhalb des Managements und er werde sich „noch diese Woche mit der Materie beschäftigen„, ob er den schon in Begutachtung befindlichen Gesetzesentwurf zur „Ausgliederung“ des KAV nicht noch zurückpfeifen und umschreiben werde, damit „wieder ein gutes Gefühl in die Krankenhäuser einzieht„. Zwar ein gutes Signal für die fast 30.000 KAV Mitarbeiter, aber hinterfragbar, was der Gesundheitsmanager innerhalb einer Woche noch eruieren kann, was er nicht schon bisher oder spätestens bei seiner Zusage an Ludwig „die Hackn zu machen“ wissen hätte müssen!

Irgendwie spießen sich die medial vermittelten Rollen eines erfahrenen Gesundheitsmanagers im Auftrag der Stadt Wien mit dem Manager, der sich das nun mal anschauen muss.
Oder anders ausgedrückt:
Ich bin neu, habe das aber (ohne einschlägige Ausbildung) durch Erfahrung gelernt.
Ich bin kein Politiker, verbrachte aber mein gesamtes Leben im Dienste der Politik.

Das wirkt alles ebenso inkongruent wie die 3 Wochen Zeit, die er der KAV Führung geben wird, um ihm eine Risikoanalyse zum KH Nord vorzulegen;
wenn diese nach all den internen und externen Analysen jetzt der GD noch immer nicht klar ist, werden’s das auch in weiteren drei Wochen nicht da’heben.
Die Stadt Wien hat den AKH-Direktor Wetzlinger schließlich gerade wegen seiner Erfahrung auch in die KAV GD geschickt und er selbst ist stolz , dass er als einer von wenigen Spitalsmanager innerhalb eines Berufslebens gleich zwei Großspitäler eröffnen wird (Klinikum Klagenfurt, KH Nord).

Auch wenn sich einiges im äußeren Erscheinungsbild Peter Hackers geändert hat, im Ggs. zu unserem Titelbild ist der Bart nun ab, sein etwas hedonistischer Zugang zu seinem Job scheint über all die Jahre gleich geblieben zu sein. Vor über einem Jahr fand ich nur eine mediale Wortmeldung, der diesen sehr persönlichen Zugang zu seinem Job charakterisierte:

Der Flüchtlingskoordinator leistet sich „als wirklich einzigen Luxus in meinem Leben einen teuren Audi, für den ich hart gearbeitet habe“. Das Modell wird verschwiegen, aber: „Mein Audi kann all das, wovon die Generation K.I.T.T., aus der ich komme, immer geträumt hat.“
http://derstandard.at/2000036468282/Was-mich-bewegt-Peter-Hacker-Fluechtlingskoordinator

Förderte die aktuelle Medienoffensive doch etwas mehr zu Tage (Zitat Falter):
Ich habe nach der Matura und nach dem Bundesheer einen Job gesucht, der es mir ermöglicht, so viel Geld zu verdienen, um mir das zu leisten, was mir zum damaligen
Zeitpunkt wichtig war: Musik zu machen.

In mehreren der oben genannten Interviews weist er darauf hin, dass er als Stadtrat weniger verdienen wird, als als FSW Manager.

Persönlich ist mir solche Offenheit ja eigentlich sympatischer als der oft nur vorgegebene Altuismus anderer in der Politik, nur erinnert Hackers Lebensweg doch irgendwie an das Berufsmodell unseres Bundeskanzler Kurz: Nach der Matura ohne weitere Ausbildung in die Politik aber trotzdem als Experte für einen Neuanfang verkaufbar …

OK, da ist schon ein Altersunterschied zwischen Hacker (Baujahr: 1963) und Basti Kurz (Baujahr: 1986):
Hacker nabelte sich gerade von der Wohnungskommission der Stadt Wien ab und kam in Zilk’s Vorzimmer als Basti von seiner Mutter abgenabelt wurde, nur nimmt es schon irgendwie Wunder, wie man sich heute medial als politischer Neuanfang inszenieren kann …

Welche Weichenstellung ein Bundeskanzler Kurz wirklich geschafft hätte
Die kurze Begegnung mit dem Kurz-Wähler
Kurz rockt

Von Beratern, großen Zahlen, der Klimakatastrophe und der einfachen Lösung

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Und wieder und wieder sitzen wir smarten Anzugträgern gegenüber, die uns – gegen gutes Salär – Lösungen präsentieren, auf die wir trotz jahrzehntelanger Berufserfahrung nicht im Traum gekommen wären,
vielleicht aus gutem Grund.
Natürlich geht es wieder um Berater, die an allen Ecke lauern und nur gefragt (und bezahlt) werden wollen, und schon erbrechen sie Lösungen für alles und jedes, und natürlich garniert mit atemberaubenden Zahlen.

Hundertausende Arbeitsstunden könnten eingespart werden, ja wenn wir nur eine bestimmte Software anwenden würden.

Einen Apfel pro Tag und das Leben verlängert sich.
Eine Zigarette im Beisl weniger und die Lebenserwartung der Bevölkerung steigt ins unermessliche. 

Die Muster sind stets die gleichen:
Da gibt es ein Problem, in der Regel zu hohe Personalkosten, aber auch zu viele Krankenhausaufnahmen, Sterbefälle oder Migranten im Park, WTFever.
Dieses Problem wird noch dadurch vergrößert, in dem man es mit einigen Jahren, einigen Filialen, einigen Erdteilen multipliziert (die große Zahl).
Danach isoliert man einen Prozess (pfeift auf Kollateralschäden und den gesunden Menschenverstand) und berät:

Ihre Sekretärin verbringt jeden Tag 30 Minuten mit dem Suchen von Krankengeschichten.
Das Spital hat 200 Sekretärinnen, macht pro Tag 6000 Minuten = 100 Stunden, macht im Schnitt pro Monat 3000 Stunden,
das sind schon ca 17 Sekretärinnen, die Sie einsparen können, wenn sie auf Krankengeschichten verzichten und auf das papierlose Spital umstellen. 

WOW, wieso sind Sie nicht darauf gekommen?

Ich wäre ja darauf gekommen, ich hätte (in ähnlicher Denke) auch schon den Kohlendioxid-Ausstoß und die konsekutive Klimaerwärmung gelöst, aber mich fragt ja keiner.

Sie fragen mich doch? Ja, gerne – und sogar kostenlos …

Die eingeatmete Luft enthält:
20.9 % Sauerstoff,
78,1 % Stickstoff , 
0,93 % Argon und 
0,035 % CO2.

Nach Pschyrembel, Medizinisches Wörterbuch, 257. Auflage, 1994 S. 130 enthält
die ausgeatmete Luft:
16 % Sauerstoff,
80 % Stickstoff + Argon und
4 % CO2.

Die Atemfrequenz beträgt beim Erwachsenen 16 – 20/min.
Das Atemzugvolumen (Atemvolumen) beträgt beim Erwachsenen in Ruhe 400 – 600 ml.
Das bedeutet rund 9 l Atemvolumen pro min und damit einen CO2-Ausstoß eines Menschen von rund 0.7 g/min.

Hochgerechnet auf die 6,5 Mrd Menschen konnte gezeigt werden, dass der Kohlendioxidausstoß der Menschheit (flatulierende Steakproduzenten in Argentinien überhaupt mal außen vor) 10% der Industrieemission ausmacht (Lit).

Ja, und nun kommt es, ich bin so stolz auf mich:
Wenn wir alle auf dieser Welt nur auf einen Atemzug eine Minute die Luft anhalten würden, dann wären das 4.550 Tonnen eingespartes Kohlendioxid!
Wenn wir das alle jeden Tag machen, haben wir pro Jahr 1.660.750 Tonnen eingespart!
Und wenn wir das ein Jahrzehnt lange machen, dann müssen wir uns warm anziehen, weil es so kalt auf unserem Planeten geworden ist …

Aber warum holen die starken Männer in ihren weißen Mänteln nun nur mich ab Und der Herr Berater darf weiter frei herumlaufen?
Nein, ich will die Jacke nicht anziehen ….

Der dort ist der Berater, ich habe ja nur mal dilettiert ….

Links:

Beraten – Verraten: Das wahre Problem hinter externen Beratern

Der KAV beschäftigt die falschen Berater

Reich wird, wer das Seine jedem verkauft: Die Gesundheitsberater

Sicherheitsberater: Widerstand zwecklos

Wien: Den Sound vernahm ich wohl, allein mir fehlte der Glaube

Gangbetten – Liebe Kunden wir eröffnen in Kürze Kassa 3

 

Written by medicus58

20. Mai 2018 at 08:38

Politik zwischen Onanie und Egomanie

with 6 comments


Pilot seines Lebens wäre er, sagte der Strolz der Spitzenkandidat der Neos und verkündete, dass er seine Parteiobmannschaft und sein Nationalratsmandat zurücklegen wird, ein schlappes halbes Jahr nachdem er sich in diese Funktion wählen ließ. Überraschend kriegt er dafür nicht nur vom Fellner Respekt.

Immerhin erst nach zehn Jahre als Clubchef der Wiener Roten, beschloss SP Oxonitsch, dass er sich wieder darauf konzentrieren will was, was ihm Spaß macht, und zog sich zwar nicht gänzlich zurück, aber immerhin in die Kommunalpolitik, was auf’s Gleiche rausläuft.
Ja, und auch SP Kulturstadrat Mailath-Pokorny  ließ sich wählen, so wie SP Gesundheitsstadträtin Frauenberger, scheinen aber irgendwie die Lust am Job verloren zu haben.
Ja,  und dann gabs zuletzt auch bei der Liste Pilz (Peter Kolba) eine Art Rücktritt.
Salzburg.at bringt es überhaupt auf den Punkt und erklärt den Mai zum Rücktrittsmonat für Parteichefs (Werner Faymann (SPÖ), Reinhold Mitterlehner (ÖVP) , Eva Glawischnig (Grüne) und 2000 Bienenzüchter Jörg Haiders).

Nun freut man sich bei manchen, wenn sie gehen, bei wenigen, wenn sie kommen, aber ein Problem bleibt:

Demokratie basiert auf dem Grundvertrauen der Wähler, dass Parteien bei ihrem Programm bleiben (hihi, als ob das irgendjemand noch lesen würde) und dass die Personen, die vor Wahlen in gefühlten Quadratkilometer Plakatwänden die Umwelt verschandeln, eigentlich einen Großteil der Wahlperiode „zur Verfügung stehen„.

Schön, dass Strolz seinem Herz gehorcht, aber eigentlich sollte er meiner Meinung nach auch eine Verantwortung all denen gegenüber fühlen, denen er doch medienwirksam die Flügel heben wollte.
Das gilt auch für all die anderen, insbesondere auch die Regierungen, die nicht über die volle Legislaturperiode gehen.

Vielleicht ist das des größte Defizit der Motivationstrainer, Beraterhorden, Ich-AGs, Polit-Einpeitscher und Phrasendrescher, dass sie ihren Job mehr zur Selbstbefriedigung als als Aufgabe an der Gemeinschaft sehen.
Ja, natürlich, ein Buchprojekt, sehe ich auch schon seit Jahrzehnten vor meinen Augen, nein, natürlich nicht sowas wie meine bisherigen Kapitel und Lehrbücher, nein, etwas was wirklich befriedigt.

Tut mir leid, Patienten, die Arztbriefe und Befunde bleiben einfach liegen. Zu den kommenden Terminen werde ich halt einfach verhindert sein.
Wollte zwar noch den aktuellen ÖSG Entwurf lesen und kommentieren, aber ich werde Pilot meines Herzens und ich verwirkliche mich mal …..

Nur so viel zu dem Respekt, den nun die Medien Herrn Strolz zollen.
Mich würde interessieren, ob sie das auch so respektwürdig fänden, wenn ihnen ihre Putzfrau, ihre Flugkapitän oder Zugsführer, ihr Arzt oder ihr Rechtsanwalt mitten im Verfahren mitteilen, dass sie nun lieber fischen gehen werden.

Vielleicht verstehen sie was ich meine, wenn Sie sich an den nachfolgenden Dialog aus „Lawrence of Arbia“ erinnern:
Feisal: With Major Lawrence, mercy is a passion. With me, it is merely good manners. You may judge which motive is the more reliable.

Quereinsteiger oder Egomanen mögen Abwechslung bringen und den dumpfen politischen Alltag erheitern, verlässlicher sind wohl Menschen, für die es einen Unterschied gibt zwischen Feuer und Strohfeuer.

 

Strolz: „Ich ziehe weiter“ – ins Ungewisse

Written by medicus58

7. Mai 2018 at 19:56